Der Schmäh mit der Sonntagsöffnung
Zum Song Contest muss es eine Sonntagsöffnung geben, fordert die Wirtschaft. Lustig: Dabei findet der Song Contest an gar keinem Sonntag statt
Die Hoteliers wussten es vor allen anderen. Schon vergangenen Donnerstag verkündeten sie die “Sonntagsöffnung zum Song Contest” und jubelten über “Einigkeit zur Sonntagsöffnung in Wien”.
Dabei herrschte diese Einigkeit noch gar nicht: Aus dem Rathaus hörte man lediglich, dass darüber nachgedacht werde und dass die Sozialpartner zustimmen müssten – also konkret die Gewerkschaft, die bekanntlich gegen die Sonntagsöffnung kämpft.
Kurz darauf meldete sich auch Baumeister (und Shoppingcenter-Betreiber) Richard Lugner zu Wort: Ganz Wien müsse während des Song Contests sonntags aufsperren dürfen.
Warum eigentlich? Der Song Contest findet nicht an einem Sonntag statt. Das Großevent beginnt an einem Mittwoch im Mai und endet am Samstag (was weder Hoteliers noch Richard Lugner erwähnen). Mag sein, dass manch ein Gast am Tag nach dem Finale shoppen will, und dass eine temporäre Öffnung nach dem Song Contest wirtschaftlich sinnvoll ist.
Doch bei den Forderungen der Hoteliers und von Unternehmern wie Richard Lugner geht es längst nicht nur um diesen einen Sonntag: Sie stellen generell infrage, dass der Handel sonntags zusperrt, und wollen eine weitere Ausnahme schaffen, damit die Sonntagsöffnung zur Normalität wird.
Das ist bedenklich. Denn die Sonntagsöffnung ist (wenn auch manchmal mühsam) ein Privileg. Sie schützt jene Angestellten, die ohnehin schlecht bezahlt sind und bis in den Abend arbeiten müssen -also die meist weiblichen Angestellten im Handel, die wenigstens an diesem einen Tag ihre Ruhe haben. Auch das erwähnen die Hoteliers und Lugner nicht: Dass eben doch nicht alle von der Sonntagsöffnung profitieren.
Dieser Kommentar erschien in Falter 34/14. Zeichnung: flickr-Userin bobi bobi
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Der Artikel gibt mir zu denken! :-)
Vielen Dank für den sehr gut verlinkten Artikel! LG Doris
Liebe Ingrid Brodnig!
So ein Glück, dass ich wieder am Radio gepickt bin https://oe1.orf.at/artikel/437477
Diesmal wollte ich Ihr Buch "Hass im Netz" zuerst lesen, bevor ich mich öffentlich für Sie freue. Was mich beim Interview gleich hellhörig gemacht hat, war der starke Einstieg: Das persönliche Gegenüber, der Augenkontakt erleichtern einen respektvollen Austausch! Und im Buch habe ich super brauchbare Tipps bekommen, von der Weiterbildung in der Online-Welt ganz abgesehen.
Im Kepler Salon in Linz werden Sie sicher viele Freunde gewinnen http://www.kepler-salon.at/de/Veranstaltungen/Hass-im-Netz.-Was-wir-gegen-Hetze-Mobbing-und-Luegen-tun-koennen
Ich werde inzwischen Ihr Buch lebhaft verschenken und weiterempfehlen.
Herzlich, Heidemarie
PS: hab' übrigens bei meinem Buchhändler auch ein witziges Vorlesebuch mit einem sympathischen Troll eingepackt http://www.lunamag.de/2016/03/07/neue-kinderbuecher/#!
dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen :-)
John Oliver wieder einmal super:
http://meedia.de/2016/08/08/in-diesem-video-erklaert-john-oliver-auf-tragisch-komische-weise-das-ganze-ausmass-der-print-und-journalismuskrise/
Herzlich, Heidemarie Penz
Auch "Profil" entlohnt seine freien Mitarbeiter sehr schlecht!
aktueller denn je zuvor der Artikel!
Und WAS, wenn UNSER SYSTHEM durch die "Belohnungen" der Lügner LÜGNER produziert ?
Jedes Kindergartenkind
wird es Ihnen sagen:
"Das Fernseh'n lügt ".
ich denke mir, da fehlt was, dieser Artikel behandelt meiner Meinung nach nur oberflächlich eine Seite, also die Lügen. was aber überhaupt nicht angesprochen wird ist die Wahrheit, die immer die Basis bildet und lediglich weitergestrickt, übertrieben usw ... wird. der Misstrauen, die Unzufriedenheit etc. ist extrem groß in unseren "westlichen" Gesellschaften, diese kommt nicht von Ungefähr und ist auch nicht unbegründet. wer sich diesem einfach nur über die Lügengeschichten nähert, wird dem Thema nicht gerecht. die Wahrheit ist nämlich furchterregend genug, wie manche einbilden ihre eigenen Interessen der Welt aufzubomben. die Lügengeschichten und Propaganda nur irgendwelchen Untergrundseiten zuzuordnen ist mMn schon ein großer Fehler!
Sehr geehrte Frau Brodnig,
vielen Dank für Ihren Vortrag bei uns am Gymnasium. Ihr Vortrag ist Teil der Medienkompetenzentwicklung bei uns an der Schule und unterstützt unsere Schülerinnen und Schüler kritisch mit Medien umzugehen.
Ich habe Ihnen eine E-Mail geschrieben und hoffe sie hat sie erreicht.
Viele Grüße
Uwe Kranz