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Empfiehlt die Ministerin Kreditkartenbetrug?

Haben Politiker wirklich gar keine Ahnung von Technik oder stellen wir Journalisten sie zu Unrecht als Internetdodeln dar? Zu dieser Frage habe ich neulich eine großartige Geschichte gehört, als ich in der Jury des Wolfgang Lorenz Gedenkpreises für internetfreie Minuten saß. Unter anderem war Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) für den Negativpreis nominiert, weil sie eine eher problematische Aussage tätigte.

Wer etwas bei einem neuen Webshop bestellt, soll vorerst eine falsche Kreditkartennummer angeben.

– Johanna Mikl-Leitner

Die Ministerin hielt eine Pressekonferenz zum Thema Cyber-Crime und gab einen Tipp, wie man sich schützen könne. Allen Ernstes soll Mikl-Leitner gesagt haben: “Wer etwas bei einem neuen oder unbekannten Webshop bestellt, soll vorerst eine falsche Kreditkartennummer angeben. Erst wenn sich die Firma meldet, kann man davon ausgehen, dass sie legitim ist.” Diese Empfehlung ist so falsch, mir fehlen die Worte.

Bitte, liebe Leserinnen und Leser: Auch wenn die Innenministerin dazu aufruft – begeht keinen Kreditkartenbetrug!

Update: Die Kronen Zeitung hat meinen Text aufgegriffen und im Bundeskriminalamt nachgefragt. Dort verteidigt der  Leiter des Bundeskriminalamtes, Franz Lang, den Tipp seiner Chefin.

Der Bundeskriminalamt-Chef sagt: “Dubiose Webshops sind ein erwiesenes Problem, auf das immer wieder Menschen hereinfallen. Die sind so professionell, dass sie sogar eigene Callcenter haben. Ich rate bei Geschichten, die zum Himmel stinken, bei Eingabe der eigenen Daten etwas Unplausibles einzugeben. Handelt es sich um ein seriöses Unternehmen, fragt es beim Kunden nach.” (Siehe Kronen Zeitung vom 7.3.)

 

Digitalia ist die wöchentliche IT-Kolumne des Falter, dieser Text erschienin Ausgabe 9/13. Foto: Heribert Corn. Vielen Dank an Barbara Wimmer von der Futurezone für die großartige Nominierung beim Wolfgang-Lorenz-Gedenkpreis (Wolo)

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  • Liebe Ingrid Brodnig!
    So ein Glück, dass ich wieder am Radio gepickt bin https://oe1.orf.at/artikel/437477

    Diesmal wollte ich Ihr Buch "Hass im Netz" zuerst lesen, bevor ich mich öffentlich für Sie freue. Was mich beim Interview gleich hellhörig gemacht hat, war der starke Einstieg: Das persönliche Gegenüber, der Augenkontakt erleichtern einen respektvollen Austausch! Und im Buch habe ich super brauchbare Tipps bekommen, von der Weiterbildung in der Online-Welt ganz abgesehen.

    Im Kepler Salon in Linz werden Sie sicher viele Freunde gewinnen http://www.kepler-salon.at/de/Veranstaltungen/Hass-im-Netz.-Was-wir-gegen-Hetze-Mobbing-und-Luegen-tun-koennen

    Ich werde inzwischen Ihr Buch lebhaft verschenken und weiterempfehlen.
    Herzlich, Heidemarie

    PS: hab' übrigens bei meinem Buchhändler auch ein witziges Vorlesebuch mit einem sympathischen Troll eingepackt http://www.lunamag.de/2016/03/07/neue-kinderbuecher/#!

  • Auch "Profil" entlohnt seine freien Mitarbeiter sehr schlecht!

  • Und WAS, wenn UNSER SYSTHEM durch die "Belohnungen" der Lügner LÜGNER produziert ?
    Jedes Kindergartenkind
    wird es Ihnen sagen:
    "Das Fernseh'n lügt ".

  • ich denke mir, da fehlt was, dieser Artikel behandelt meiner Meinung nach nur oberflächlich eine Seite, also die Lügen. was aber überhaupt nicht angesprochen wird ist die Wahrheit, die immer die Basis bildet und lediglich weitergestrickt, übertrieben usw ... wird. der Misstrauen, die Unzufriedenheit etc. ist extrem groß in unseren "westlichen" Gesellschaften, diese kommt nicht von Ungefähr und ist auch nicht unbegründet. wer sich diesem einfach nur über die Lügengeschichten nähert, wird dem Thema nicht gerecht. die Wahrheit ist nämlich furchterregend genug, wie manche einbilden ihre eigenen Interessen der Welt aufzubomben. die Lügengeschichten und Propaganda nur irgendwelchen Untergrundseiten zuzuordnen ist mMn schon ein großer Fehler!

  • Sehr geehrte Frau Brodnig,

    vielen Dank für Ihren Vortrag bei uns am Gymnasium. Ihr Vortrag ist Teil der Medienkompetenzentwicklung bei uns an der Schule und unterstützt unsere Schülerinnen und Schüler kritisch mit Medien umzugehen.

    Ich habe Ihnen eine E-Mail geschrieben und hoffe sie hat sie erreicht.

    Viele Grüße
    Uwe Kranz

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