Wieso hat ein Polizist auf Sie eingeprügelt, Herr Zendron?
Traditionell marschiert die KPÖ am 1. Mai in Linz auf. Diesmal endete die Demo mit fünf Festnahmen und einigen Verletzten. Die Polizei macht dafür vermummte Demonstranten verantwortlich, die KPÖ Polizeiübergriffe. Ein ORF-Video zeigt einen Polizisten, der mehrfach mit einem Schlagstock auf einen Mann einschlägt. Das Prügelopfer ist Rainer Zendron, Vizerektor der Linzer Kunst-Uni.
Wie ist es zur Eskalation gekommen?
Ich habe selbst nicht so viel mitbekommen. Ich wollte dem Demonstrationszug vom Hauptplatz aus zusehen – wie ich das jedes Jahr tue. Als die KPÖ nicht daherkam, bin ich der Demonstration entgegenmarschiert, bis zum Sammelpunkt in der Blumau.
Dort stießen Sie auf Polizei?
Ja, sie hatten einige Demonstranten eingekesselt. Die Polizei sagt, dass einige vermummt waren, ich habe aber keine Vermummten gesehen. Mein Eindruck war eher, dass es der Polizei um Provokation ging.
Wie meinen Sie das?
Es hieß: Der KPÖ-Zug darf erst losgehen, wenn alle Eingekesselten ihren Namen abgeben und sich fotografieren lassen. Dann habe ich gesehen, wie ein Polizist eine Frau verhaften wollte. Ich bin dort hingegangen, um etwas zu sagen. Aber so weit bin ich gar nicht gekommen. Die Polizisten haben mich niedergestoßen.
Der Niedergeknüppelte im Video, das sind Sie?
Ja, aber in der Situation habe ich das gar nicht gespürt. Wahrscheinlich wegen des Adrenalinrausches. Ich habe mich am Boden zusammengerollt, um mich zu schützen. Dann haben sie mir Handschellen angelegt und mich verhaftet. Das Ganze hat nur fünf Minuten gedauert.
Wann wurden Sie wieder freigelassen?
Am Abend. Ich wurde wegen versuchtem Widerstand gegen die Staatsgewalt angezeigt. Ich bedaure aber nicht, dass es mich erwischte. Denn normalerweise trifft so etwas Leute, die man leicht als Randalierer abtut.
Am Apparat ist die Telefonkolumne des Falter. Dieses Interview ist in Ausgabe 19/09 erschienen. Das Bild ist ein Screenshot aus dem besagten ORF-Video. /// Update: Rainer Zendron hat seine Funktion als Vizerektor der Kunstuni Linz bis zur Klärung des Sachverhalts ruhend gestellt
View Comments
Der Artikel gibt mir zu denken! :-)
Vielen Dank für den sehr gut verlinkten Artikel! LG Doris
Liebe Ingrid Brodnig!
So ein Glück, dass ich wieder am Radio gepickt bin https://oe1.orf.at/artikel/437477
Diesmal wollte ich Ihr Buch "Hass im Netz" zuerst lesen, bevor ich mich öffentlich für Sie freue. Was mich beim Interview gleich hellhörig gemacht hat, war der starke Einstieg: Das persönliche Gegenüber, der Augenkontakt erleichtern einen respektvollen Austausch! Und im Buch habe ich super brauchbare Tipps bekommen, von der Weiterbildung in der Online-Welt ganz abgesehen.
Im Kepler Salon in Linz werden Sie sicher viele Freunde gewinnen http://www.kepler-salon.at/de/Veranstaltungen/Hass-im-Netz.-Was-wir-gegen-Hetze-Mobbing-und-Luegen-tun-koennen
Ich werde inzwischen Ihr Buch lebhaft verschenken und weiterempfehlen.
Herzlich, Heidemarie
PS: hab' übrigens bei meinem Buchhändler auch ein witziges Vorlesebuch mit einem sympathischen Troll eingepackt http://www.lunamag.de/2016/03/07/neue-kinderbuecher/#!
dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen :-)
John Oliver wieder einmal super:
http://meedia.de/2016/08/08/in-diesem-video-erklaert-john-oliver-auf-tragisch-komische-weise-das-ganze-ausmass-der-print-und-journalismuskrise/
Herzlich, Heidemarie Penz
Auch "Profil" entlohnt seine freien Mitarbeiter sehr schlecht!
aktueller denn je zuvor der Artikel!
Und WAS, wenn UNSER SYSTHEM durch die "Belohnungen" der Lügner LÜGNER produziert ?
Jedes Kindergartenkind
wird es Ihnen sagen:
"Das Fernseh'n lügt ".
ich denke mir, da fehlt was, dieser Artikel behandelt meiner Meinung nach nur oberflächlich eine Seite, also die Lügen. was aber überhaupt nicht angesprochen wird ist die Wahrheit, die immer die Basis bildet und lediglich weitergestrickt, übertrieben usw ... wird. der Misstrauen, die Unzufriedenheit etc. ist extrem groß in unseren "westlichen" Gesellschaften, diese kommt nicht von Ungefähr und ist auch nicht unbegründet. wer sich diesem einfach nur über die Lügengeschichten nähert, wird dem Thema nicht gerecht. die Wahrheit ist nämlich furchterregend genug, wie manche einbilden ihre eigenen Interessen der Welt aufzubomben. die Lügengeschichten und Propaganda nur irgendwelchen Untergrundseiten zuzuordnen ist mMn schon ein großer Fehler!
Sehr geehrte Frau Brodnig,
vielen Dank für Ihren Vortrag bei uns am Gymnasium. Ihr Vortrag ist Teil der Medienkompetenzentwicklung bei uns an der Schule und unterstützt unsere Schülerinnen und Schüler kritisch mit Medien umzugehen.
Ich habe Ihnen eine E-Mail geschrieben und hoffe sie hat sie erreicht.
Viele Grüße
Uwe Kranz