Trau dich, ORF!

Die besten Geschichten erzählt heute das Fernsehen. Doch davon bekommt man hierzulande viel zu wenig mit

Sex, Intrigen, Machtkämpfe, Betrügereien, Rache, Angst, Zorn. Eine neue Kultfernsehserie fügt all das zu einer packenden Handlung zusammen. “Game of Thrones“ lässt “Herr der Ringe“ wie die Verfilmung eines Kinderbuchs aussehen.Es ist eine dunkle Fantasyerzählung, die im mystischen Land Westeros spielt.

Dort kämpfen verfeindete Königshäuser um den Thron, alle paar Folgen wird ein Hauptcharakter blutig niedergemetzelt. Doch diese Fehden lenken die Menschen von der wirklichen Gefahr ab. Im Norden des Landes erwacht eine dunkle, unheimliche Kraft.

In Westeros kann ein Sommer etliche Jahre dauern und ein Winter ganze Generationen überschatten. “Oh, mein liebes Sommerkind. Was weißt du schon von Angst? Angst gehört in den Winter, wenn der Schnee Dutzende Meter niederfällt. Angst gehört zu den langen Nächten, bei denen sich die Sonne über Jahre hinweg versteckt und Kinder geboren werden, leben und sterben, all das in Dunkelheit“, sagt das greise Kindermädchen zum Adelsspross. Als Zuseher ahnt man ab der ersten Szene, dass eine lange Zeit der Kälte und Finsternis bevorsteht.

Solche Serien geben Fernsehen Glanz. Selbst wer noch nie ein Fantasybuch gelesen hat oder Schauspieler in Ritterkostümen schlichtweg lächerlich findet, wird sich bei “Game of Thrones“ eingestehen: Das ist großes Kino. Der amerikanische Bezahlsender HBO hat die Serie heuer im April gestartet. Laut Schätzungen kostete allein die erste Staffel 40 Millionen Euro. Jetzt gieren Fernsehstationen weltweit auf die Ausstrahlungsrechte.

“Game of Thrones“ ist das jüngste Beispiel für cineastische Meisterwerke, die nicht auf der Kinoleinwand, sondern im Fernsehen laufen. Sie tragen Namen wie “The Sopranos“, “Six Feet Under“, “Mad Men“, “Battlestar Galactica“, “The Wire“, “Damages“ und “True Blood“.

In den letzten zehn Jahren hat das Erzählfernsehen einen Quantensprung gemacht. Weg von Unterhaltungshäppchen zu je 45 Minuten, hin zum großen, romanhaften Epos, das sich über mehrere Staffeln erstreckt und dessen Ausgang nicht vorhersehbar ist. New storytelling sagen die TV-Experten dazu. Neuen Stoff nennen es die Serienjunkies, die süchtig sind nach dieser Unterhaltung.

Das Problem: In Österreich kriegt man fast nichts davon mit. Der ORF kauft viele dieser Erfolgsserien nicht ein, oder er sendet sie abends um 23 Uhr. Im deutschsprachigen Fernsehen laufen solche Meisterwerke oft erst Monate nach der amerikanischen Erstausstrahlung an – und dann mit deutscher Synchronisierung, bei der häufig wichtiger Sprachwitz verlorengeht.

Stattdessen zeigen ORF, RTL, Pro7 und Sat1 lieber “Eine schrecklich nette Familie“ oder “Hör mal, wer da hämmert“ in Endlosschleife. Es fehlt der Mut, Fernsehen jenseits simpler Unterhaltung auszustrahlen oder gar Trash.

Beispiel “Game of Thrones“: Die Serie basiert auf den umfangreichen Fantasyromanen von George R.R. Martin namens “Das Lied von Eis und Feuer“. Um so einen komplexen Stoff verfilmen zu können, braucht es Dutzende Folgen. Als Zuseher darf man aber keine Episode verpassen, sonst kennt man sich in der Handlung nicht mehr aus.

Vor solch epischen Erzählungen schreckt der ORF zurück. “Wir werden ‚Game of Thrones‘ nicht haben. Die Serie hat starken Fortsetzungscharakter und spricht ein sehr spezielles Publikum an“, sagt Andrea Bogad-Radatz, Chefin der Hauptabteilung Film und Serien. Sie hat einen Traumjob: Sie kann die ganze Zeit Serien anschauen und mitentscheiden, welche Sendungen in unser öffentlich-rechtliches Fernsehen kommen.

Im Hauptabendprogramm setzen die ORFler lieber auf Mainstream und auf leicht verdaubare Kost.

“Unser Serienmontag fährt bei der jungen Zielgruppe tolle Quoten ein“, sagt Bogad-Radatz. Montags spricht der ORF mit romantischen Serien wie “Grey’s Anatomy“ oder “Desperate Housewives“ vor allem ein weibliches Publikum an. Jede Episode ist eine abgeschlossene Einheit: Man kann ein paar Folgen versäumen und kennt sich trotzdem noch aus.

Komplexere Formate kauft der ORF nicht – oder strahlt sie erst spätabends aus. “Wir wollen auch solche Kultserien zeigen. Allerdings sprechen die nur ein ganz kleines Publikum an, deswegen zeigen wir sie nicht im Hauptabend“, sagt Bogad-Radatz. Und dann bringt sie noch einen ganz wesentlichen Einwand: “Wer diese Serien unbedingt sehen will, schaut sie sich meist schon im Internet an. Monate, bevor sie zu uns kommen.“

Stimmt. Das deutschsprachige Fernsehen hinkt den amerikanischen Sendern hinterher. Viele Serien beginnen hierzulande erst Monate nach dem amerikanischen Start. Da pfeifen viele Internetuser aufs Urheberrecht und holen sich die Serien aus dem Netz.

Amerikanische Programme sind online leicht zu empfangen. In der Suchmaschine Google muss man zum Beispiel nur “Game of Thrones“ und “online streaming“ eintippen. Voilà, schon sieht man alle Folgen. Routiniertere Downloader verwenden eigene Programme, um Filme und Serien auf ihre Festplatte zu laden. Die Software heißt BitTorrent und ist ebenfalls ein technisches Kinderspiel. Es war nie einfacher, fernzuschauen, ohne den Fernseher aufzudrehen.

Rechtmäßig ist das freilich nicht. Die Piraterie erschwert den Fernsehstationen das Geschäft: Wer will ein halbes Jahr später eine Serie sehen, wenn er sie einen Tag nach Start im Netz ergattern kann? Als Reaktion versuchen europäische Sender rascher an neue Folgen heranzukommen. In Großbritannien laufen manche Formate nahezu zeitgleich mit den USA an. In Skandinavien tun sich die Rundfunkstationen leichter mit einem raschen Serienstart. Dort werden Folgen nicht übersetzt, sondern nur mit Untertiteln versehen.

In anderen Ländern werden Serien wesentlich stärker gehypt. Vergangene Woche lief in den USA zum Beispiel “Falling Skies“ an, die neue Science-Fiction-Serie von Steven Spielberg. Kurz vor dem Start war ganz New York mit Werbung voll, in den Zeitungen, in der U-Bahn, am Times Square. Als der Massenmörder “Dexter“ am Bildschirm loslegte, färbte Sender Showtime die Brunnen der amerikanischen Großstädte blutrot.

Serien sind in der letzten Dekade ein riesiger Markt geworden. 60 Minuten hochqualitative Unterhaltung kosten die Studios ein bis zwei Millionen Dollar, berichten Brancheninsider. Die Produzenten hoffen alle, das nächste “CSI“ oder “House“ zu entwickeln.

In den Nullerjahren erlebte das Fernsehen einen Höhenflug. Marken wie “CSI“ wurden in mehr als 200 Länder exportiert und polierten dort das Image der TV-Serie auf. Plötzlich sah Fernsehen richtig gut aus. Jede Kameraeinstellung ist ein Augenschmaus, jeder Dialog ein Wortgefecht und die Handlung ein Knaller.

Doch für jede erfolgreiche Fernsehserie gibt es Dutzende Flops. Programmmacher müssen permanent Risiken eingehen. Jede Saison setzen sie viel Geld auf neue Serien und hoffen auf einen Erfolg. Im schlimmsten Fall scheitert die Serie binnen kurzer Zeit in den USA und wird nach wenigen Folgen umgebracht.

TV-Manager wie Bogad-Radatz spielen gewissermaßen Poker. Sie tun dies nicht in Las Vegas, sondern in Los Angeles. Dort findet jedes Jahr im Mai die Fachmesse für Fernsehmacher statt, die sogenannten L.A. Screenings. Serieneinkäufer aus der ganzen Welt reisen hin.

Jeder will das nächste “Sex and the City“ oder “CSI“ entdecken – wenn möglich vor der Konkurrenz. Sieben Tage lang schauen sich die Fernsehmacher von der Früh bis zum Abend Pilotfilme an, darunter Sitcoms, Melodramen, Crime-Storys, Anwaltsserien. Auf stark umkämpften Märkten wie Großbritannien oder auch Deutschland bieten die Stationen hohe Summen für Serienhits. Abosender Sky One bezahlte gerüchteweise eine Million Pfund für die Ausstrahlungsrechte der Mystery-Serie “Lost“, und zwar eine Million Pfund pro Folge.

In Österreich ist man nicht ganz so verrückt. Der ORF bedient einen kleineren und weniger umkämpften Markt, da sind die Ausstrahlungsrechte billiger. Man ist vorsichtig und schielt auf den Mainstream. “Bis Jahresende entscheiden wir, welche Serien wir erwerben“, sagt Bogad-Radatz. Sie konnte heuer bei den L.A. Screenings keinen Publikumshit in der Liga von “CSI“ oder “House“ erkennen.

Der Aufstieg der Serie begann wahrscheinlich schon in den 90er-Jahren. Damals führte Regisseur David Lynch mit seinem verstörenden Kriminalfall “Twin Peaks“ das Potenzial des Mediums vor. Dann revolutionierte der Bezahlsender HBO die gängigen Genres: HBO finanziert sich aus Abogebühren und kann sich gewagte und provokante Serien leisten. Noch in den 90ern brachte es den großen Hit “Sex and the City“ heraus, kurz darauf folgten feinfühlige Fernsehdramen wie “Sopranos“ und “Six Feet Under“.

“Six Feet Under“ ist ein Meilenstein der TV-Geschichte. Die Story handelt von der Familie Fisher, die ein Bestattungsinstitut besitzt. Eigentlich geht es aber um die existenziellen Ängste in einer modernen Gesellschaft. Da ringen die Charaktere mit ihrer Sexualität oder mit der Frage, was sie eigentlich vom Leben wollen.

Feuilleton-Chef Klaus Nüchtern nannte es einst den “besten TV-Roman aller Zeiten“ und schrieb im Falter: “Über 50 Stunden und genau 63 Folgen lang hatte ich Anteil genommen am Schicksal der Familie Fisher, hatte über sie, ihre Angehörigen und Freunde gelacht, mich über sie geärgert, um sie gefürchtet, für sie gehofft. Einen solchen Aufwand an Empathie und Identifikation hatte mir davor noch kein Kunstwerk abgerungen, geschweige denn eine Fernsehserie.“

Das ist die große Leistung der Serien: Im Gegensatz zum 90-minütigen Kinofilm bieten sie genügend Raum, um eine Handlung sorgfältig zu erzählen und Charaktere reifen zu lassen. So kommt es, dass Stars vermehrt im TV statt im Kino auftreten. Glenn Close spielt in der großartigen Serie “Damages“ eine skrupellose Anwältin. Alec Baldwin tritt als selbstverliebter Senderchef in der Komödie “30 Rock“ auf. Kiefer Sutherland jagt Terroristen in der Actionserie “24“.

Im Fernsehen gibt es die spannenderen Rollen. “Die Kreativen in den USA wollen längst nicht mehr zum Film. Heute geht man ins Fernsehen, um sich auszutoben“, sagt Martin Zimper, Filmkenner und Leiter des Studiengangs CAST, einer Ausbildung für digitale Medien an der Zürcher Hochschule der Künste. In seinen Augen erzählen Serien viel über unsere Gesellschaft: “Jede Zeit hat ihre Serien.“

“Friends“ war zum Beispiel die erste erfolgreiche Sitcom, die nicht die Geschichte einer Familie, sondern die Erlebnisse eines Freundeskreises erzählte. “The L Word“ war das erste Fernsehdrama, das sich mit dem Leben lesbischer Frauen beschäftigte. Serien vermitteln Normalität, und gute Serien zeigen eine Facette der Normalität, die wir noch gar nicht beachtet hatten.

Sogar der Mainstream ist intelligenter geworden. Der ORF feiert Quotenerfolge mit der Ärzteserie “Grey’s Anatomy“. Auf den ersten Blick ein seichtes Programm, bei dem hübsche Menschen in Ärztekitteln unrealistische Operationen vornehmen und dann im Abstellkammerl sehr viel Sex haben. Aber selbst diese Serie ist überraschend vielschichtig: Da dürfen Charaktere auch Krisen durchleben und manchmal sogar scheitern.

Oder die vielen neuen Frauenfiguren: Einst traten Schauspielerinnen hauptsächlich in Nebenrollen auf, als hilfesuchendes Opfer, als Schmankerl fürs Auge oder als verständnisvolle Mutterfigur, die einem immer ein Marmeladenbrot schmiert. Die heutigen Serienfrauen haben das Broteschmieren satt. Genau darum geht es in vielen Programmen, beispielsweise der Retroserie “Mad Men“.

“Mad Men“ spielt in den 60er-Jahren und zeigt das biedere und verlogene New Yorker Vorstadtleben. Da gibt es die Hausfrau Betty Draper. Die fühlt sich in ihrem wunderschönen Eigenheim eingesperrt, sie kann ihre tiefe Unzufriedenheit aber gar nicht artikulieren, stattdessen schreit sie ihre Kinder an oder versohlt ihnen den Po.

Auch hier spiegelt Fernsehen unser Leben wider: Zwar spielt “Mad Men“ in der Vergangenheit, doch es behandelt gegenwärtige Themen: Diskriminierung, Sexismus, Doppelmoral. Die biederen 60er-Jahre dienen nur als Kulisse, um auf zeitgemäße Fragen eingehen zu können.

Das ist die große Leistung des neuen Fernsehens: Es hat die Serie als Kunstprodukt hervorgebracht und hält uns nun unterhaltsam den Spiegel vor. Langsam wächst auch in Europa das Verständnis für diese neue Form der Erzählung.

In Dänemark flimmerte im Jahr 2007 “Kommissarin Lund“ über den Bildschirm, die den Mörder einer 19-jährigen Schülerin sucht, ständig Polizeipannen erlebt und in die niederträchtige Lokalpolitik verwickelt wird.

“Kommissarin Lund“ wurde nun in den USA neu verfilmt, die amerikanische Adaption heißt “The Killing“. Ein kleines Land wie Dänemark wird international also als kreativer Filmstandort wahrgenommen. Die Briten sind seit Jahren ebenfalls damit erfolgreich, clevere Formate zu entwickeln und ins Ausland zu verkaufen.

Erst neulich wurde die Jugendserie “Skins“ in den USA abgekupfert. Sie zeigt Jugendliche, die wilde Partys feiern, Drogen nehmen und Sex haben. Aber in Wirklichkeit geht es dabei um das schwierige Heranwachsen als Teenager. “Skins“ ist unprüde und unamerikanisch und ein großartiges Beispiel dafür, wie viel Europa zum Fernsehmarkt beisteuern könnte.

Für solche Fernsehprojekte braucht es Mut und ein größeres Vertrauen in die Strahlkraft der Serie. “Gerade die öffentlich-rechtlichen Sender könnten sich mehr trauen“, meint Fernsehkenner Martin Zimper. “Man muss bei einer neuen Serie nicht immer auf die Synchronisierung warten, sondern könnte die Serie auch auf Englisch mit Untertiteln zeigen.“ Manchmal solle man seinem Publikum Zeit geben, sich an ein neues Format zu gewöhnen. So sei das auch bei einer österreichischen Kultserie aus den 70er-Jahren gewesen: “Der Mundl war am Anfang auch kein Erfolg. Die Leute haben beim ORF wütend angerufen und darüber geschimpft.“

Zimper wünscht sich wieder Mut wie damals, als der ORF an einem progressiven Format festhielt und auch Kritik in Kauf nahm. Letztlich würde so viel Selbstvertrauen in das eigene Medium auch den europäischen Sendern guttun. Denn selbst der allerletzte TV-Verweigerer soll irgendwann merken: Der Fernseher ist nicht die Schmuddelkiste, sondern jener Ort, wo das wirklich große Kino stattfindet.

 

Nachtrag: Danke für die vielen Serien-Tipps via Twitter! Hier meine ganz persönliche Liste mit potenziellen Lieblingsserien

 

Dieser Artikel ist im Falter 26/11 erschienen. Die obigen Fotos zeigen die Fernsehserien Damages, Game of Thrones, The Wire und True Blood. Credit: FX (1), HBO (3)

Kommentare

  1. Du hast es gestern ja schon über Twitter diskutiert, die Argumentation des ORF kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Klingt so, als wenn man Kindern sagt: “Dass ist nichts für dich, erst wenn du älter bist!” Das man kein Geld für eine HBO Produktion hat, kann ich nachvollziehen, nicht aber eine von oben herab behandlung der Konsumenten.

    Auch die genannten Serien (Grey’s, Desperate Housewifes,…) bieten eigentlich keine in der Folge abgeschlossene Handlung, eine gewisse Rahmenhandlung zieht sich durch die ganze Staffel, aber ganz klar nicht in einem Ausmaß wie bei Game of Thrones. Leider finde ich den Standard Beitrag aus dem Etat Ressort nicht mehr in dem nachgewiesen wird, das der ORF einzelne Dr. House Folgen im Gegensatz zum Schweizer Fernsehen, nicht in der richtigen Reihenfolge zeigt. Imho hapert es da schon am generellen Verständnis der Sendungsverantwortlichen.

    Klar kostet es auch Zeit die einzelnen Staffeln ins Deutsche zu synchronisieren, was somit wieder ein Problem darstellt. Bis die dann nämlich endlich ausgestrahlt werden, haben sich die, die solche Serien wirklich interessieren längst das Englische Original besorgt. Warum sollte ich Breaking Bad im ORF schauen, wenn im US TV schon 2 Staffeln gelaufen sind und ich Berichte dazu in den Medien lese mit welchen Preisen die Serie überhäuft wurde. Klar wird man dann neugierig und wartet nicht darauf, gnädigst damit vom ORF um 23:30 oder noch später damit bedient zu werden.

  2. Was die amerikanischen Serien angeht hat der ORF allerdings zumindest in den letzten Jahren einige der besten Serien gehabt: Dexter, Sopranos, Six Feet Under, Dr. House, Californication liefen im ORF ebenso wie die besten Sitcoms a la Scrubs, Malcolm Mittendrin, How I Met Your Mother und Everybody Hates Chris – mit den Defenders und Life war der ORF auch recht flott an guten aktuellen Formaten dran, die dann halt leider in den USA floppten.

    Klar würd ich mir noch einige mehr wünschen, aber das Problem ist weniger der Einkauf als die mutlose Verbannung der besten Sachen an unattraktive Sendetermine. Californication, Dexter, Sopranos und Six Feet Under wurden rund um Mitternacht angesetzt. Mir persönlich ist das als Nachtmensch egal, aber ums vielen Menschen zu zeigen ist das Blödsinn. Auch dass Dr. House mitten in der Staffel immer wieder Sommerpause macht, ist ein Irrwitz (allerdings geht der über alle Sender, drum liegt vllt. nicht im ORF-Wirkungsbereich).

  3. Author

    Ich glaube, dem ORF fehlt der Mut, wirklich zu diesen komplexeren Serien zu stehen und auch in Kauf zu nehmen, dass sie nicht ad hoc ein Massenpublikum anziehen. Für den Artikel habe ich mit mehreren Fernsehmachern oder -experten gesprochen und ein spannender Aspekt an dem Ganzen ist auch die Frage der Programmierung: Zu welcher Uhrzeit läuft was und weiß das Publikum das überhaupt?

    Beispiel Serienmontag im ORF. Den gibt’s mittlerweile seit ein paar Jahren und die Zuseher können sich darauf verlassen: Am Montag laufen abends unterhaltsame Serien wie Grey’s Anatomy oder CSI NY. Das funktioniert sehr gut, weil der Serienmontag zu einer Art Marke des ORF wurde.

    Wenn hingegen neue und komplexere Serien gar keine Chance gegeben wird und sie nach mittelmäßigen Quoten sofort in die späte Nacht verbannt werden, kann sich das Publikum gar nicht daran gewöhnen, dass es zu einer gewissen Uhrzeit einschalten und hochqualitatives Programm sehen kann.

    Ich fände es zum Beispiel spannend, wenn der ORF sagen würde: Mittwoch ist unser Abend für anspruchsvolle, aber sehenswerte Serien. Egal, ob diese dann Californication, Dexter oder Damages heißen, kann man sich als Zuseher merken: Wenn ich am Mittwoch einschalte, erwartet mich kein Blödsinn, sondern gutes Programm. Natürlich ist die ganze Thematik noch komplexer als das. Aber eine verlässliche Programmierung ist wahrscheinlich ein wichtiger Aspekt beim Erfolg einer Serie.

  4. Sowas wurde doch auch mit der Donnerstag Nacht versucht. Die war mal wirklich gut! Serie – (Grey’s) – Serie (House) – Die 4 da – Sendung ohne Namen – Serie (My name ist Earl) oder so. Hat sich auch nicht so recht durchgesetzt. Die 4 da war dem ORF wohl zu systemkritisch.

    Es ist ja nicht so, dass komplexere Serien nicht dem Zuseher Angeboten wurde. Auf alle Fälle gab es die erste Staffel Rom zu sehen und falls ich mich nicht komplett irre auch Band of Brothers. Für Rome wurde einiges an Werbeaufwand betrieben und soweit ich mich erinnern kann waren die Folgen mit 21:05 auch zu einer brauchbaren Uhrzeit.

    Was zusätzlich noch zur ganzen Thematik aber auch die Frage aufwirft, warum sich die Masse des Fernsehpublikums lieber den 27sten Aufguss einer Castingshow ansieht als eine komplexe, spannende Fernsehserie und ist es wirklich so, oder ist es die Auffassung der ORF Programmgestalter?
    Ist es echt nur, weil man dann ja keine Folge verpassen darf und der ORF mit Wiederholungen zu unflexibel ist, oder ist es weil sich Großteil des Publikums nur stumpfsinnig berieseln lassen will? Und wer hat den Konsument so werden lassen, wurde man durch immer mehr werdenden Stumpfsinn ausgehöhlt oder fordert das Publikum Stumpfsinn einfach ein?

  5. Verstehe den Artikel – frag mich aber nach dem Sinn …
    meiner Meinung nach sollte der ORF weniger Serien bringen. Das kann man ja den anderen (privaten) überlassen.
    der ORF sollte das Geld nehmen und eigene Formate entwickeln. Und wenn alle in die Hose gehen – was soll’s? Immer noch besser als teure Serien zu kaufen, die sich dann nur die drei Leute (du und die anderen hippen Hyper [gebildet]) ansehen, die ein Bedürfnis danach haben, die Speerspitze von etwas zu sein, das eben hipp-gehypt wurde von jemandem, der das schon ist (Nüchtern vielleicht in dem seltsamen Artikel über die Serien – vor ein paar Faltern). Das klingt jetzt nicht so gemein, wie es klingen sollte. 🙂

  6. Pingback: Fernsehen • Denkwerkstatt

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