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Ich teile, also bin ich

Vor zehn Jahren programmierte Mark Zuckerberg Facebook. Wie uns sein soziales Netzwerk unsozial werden ließ

Wie war das Internet vor Facebook? Es handelte sich um einen ziemlich statischen, vom Rest des Lebens abgekapselten Ort. Man konnte zwar Unmengen an Information finden, Zeitungsartikel lesen oder Wikipedia-Einträge anlegen, aber sich nicht so leicht mit den eigenen Kumpeln austauschen. Die waren über das ganze Web verstreut und wussten nicht rund um die Uhr, was man gerade tat, welche Fotos man hochlud. Es fehlte ein gemeinsames Forum für die Menschen, die einem wirklich wichtig sind.

Doch dann kam Mark Zuckerberg und machte unser Leben transparent. Am 11. Jänner 2004 registrierte der damals 19-jährige Harvard-Student die Webdomain thefacebook.com. Am 4. Februar startete die Plattform, auf der Startseite stand: “Thefacebook ist ein Onlineverzeichnis, das die Leute auf Universitäten mithilfe sozialer Netzwerke verbindet.“ Das klang kryptisch, bedeutete aber eine Revolution: Man sollte online nicht mehr mit irgendwelchen wildfremden Menschen Kontakt aufnehmen, sondern mit seinem echten sozialen Netzwerk – also jenen, die man auch sonst auf einen Kaffee oder ein Bier trifft.

Eine geniale Idee, die aber massiv veränderte, wie wir uns selbst inszenieren und was wir als “normal“ wahrnehmen. Zum Beispiel war es früher im deutschsprachigen Raum überhaupt nicht üblich, den eigenen Beziehungsstatus hinauszuposaunen. Heute hingegen drängt einen der Partner oft sogar, sich online zum Verhältnis zu bekennen. So, als wäre etwas erst real, wenn es auch auf Facebook steht.

“Ich teile, also bin ich“, so bezeichnet die Soziologin Sherry Turkle vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) dieses Phänomen. Das Problem daran sei, dass wir uns extrem über unsere Onlineprofile definieren und dort Bestätigung suchen.

Diesen gesellschaftlichen Wandel hätte es wohl auch ohne Mark Zuckerberg gegeben, aber nichtsdestotrotz hat er wie kein anderer diese Entwicklung befördert und uns Instrumente dafür gegeben. Nichts symbolisiert die Kultur des gegenseitigen Selbstbestätigens eindrucksvoller als der Daumen-hoch-Knopf.

Instant gratification nennen Forscher diesen Kick, wenn man etwas postet und sofort mit Likes belohnt wird
“Instant gratification“ nennen Forscher diesen Kick, wenn man etwas postet und sofort mit Likes belohnt wird. Facebook half uns diesen Drang auszuleben – und profitierte davon. Anfang 2008 waren in Österreich erst 78.200 User angemeldet, im Februar 2010 bereits 1,65 Millionen. Heute sind es fast doppelt so viele, gut ein Drittel der Bevölkerung.

Zunehmend wurden wir User zum Selbstdarstellen motiviert. Anfangs schien das Ganze harmlos. Facebook warb damit, ein besonders geschützter, uneinsehbarer Ort zu sein. Man brauchte vorerst eine Harvard-Mailadresse, um beitreten zu dürfen, erst später durften auch andere Studenten, Schüler und dann jeder ab 13 mitmachen. Weil ganz zu Beginn die Privatsphäre-Einstellungen noch sehr streng waren, vertrauten viele Menschen der Seite, gaben ihren echten Namen an und überredeten Freunde, sich ebenfalls anzumelden.

Doch mit der Zeit wandelte sich das Netzwerk, änderte immer wieder die Geschäftsbedingungen. Zuerst wirkte Facebook noch wie ein gemütliches Wohnzimmer, in dem man neben den engsten Freunden Platz nahm. Dann wurden die Wände dieses Zimmers zunehmend transparenter, immer mehr Menschen konnten hineinschauen, weil Facebook die Privatsphäre-Einstellungen schrittweise lockerte – ohne bei uns nachzufragen. Ein sehr gutes YouTube-Video illustriert genau das.

Mark Zuckerberg geht es dabei anscheinend nicht nur um Geld, also um die Möglichkeit, zielgerichtet Werbung zu schalten. Er glaubt tatsächlich, dass eine Gesellschaft ohne Geheimnisse eine bessere Gesellschaft ist. Zum Buchautor David Kirkpatrick sagte er einst: “Es ist sehr schwierig, die Menschen zu mehr Offenheit zu bewegen. Aber ich glaube, wir werden das schaffen. Es dauert nur eine Weile. Die Vorstellung, dass die Welt besser ist, wenn du mehr teilst, ist für viele Menschen ziemlich fremd.“ (Siehe Interview mit David Kirkpatrick)

Also erzog uns Zuckerberg zu Transparenz. Im September 2006 führte die junge Firma den “Newsfeed“ ein. Plötzlich konnte man nicht nur die einzelnen Profile der Freunde aufrufen, sondern bekam aufgelistet, was im Bekanntenkreis gerade geschah. “Der Newsfeed hebt hervor, was gerade in deinen sozialen Kreisen auf Facebook passiert. Es liefert eine aktuelle, personalisierte Liste aller Neuigkeiten über den Tag hinweg, du wirst künftig wissen, wann Mark Britney Spears zu seinen Favoriten hinzufügte oder wenn dein Schwarm wieder Single ist“, hieß es damals enthusiastisch im Blog.

Was viele gar nicht wissen: Damals waren die User entsetzt, einige fühlten sich von ihren Freunden beobachtet, wollten diese Funktion wieder ausschalten. Zuckerberg blieb hart und behielt recht: Heute ist der Newsfeed nicht mehr wegzudenken, viele andere Seiten haben dieses Feature kopiert.

Denn der ständige Strom der Neuigkeiten ist nahezu süchtigmachend: Dieses permanente Beobachtet-Werden und Beobachten-Können bedient die eigene Neugier – auch den Voyeurismus -, und wer selbst etwas teilt, bekommt prompt Zustimmung.

Deswegen posten wir all die Urlaubsfotos, Katzen- und Babybilder: weil es sich verdammt gut anfühlt, wenn einem die Leute zulächeln oder auf die Schulter klopfen. Nichts anderes signalisiert das Drücken des “Gefällt mir“-Knopfes.

Von der Möglichkeit, Freunde in Bildern zu markieren, bis hin zur Angabe, wo man sich gerade befindet: Facebook führte ein Feature nach dem anderen ein, mit dem wir Likes – also Instant Gratification – ernten konnten. Es erzog uns zur Geschwätzigkeit, ließ uns immer neu definieren, wie viel wir über uns preisgeben. Und ganz nebenbei profitierte die Werbeindustrie davon.

Technologie tut nicht nur etwas für uns, sie tut uns Dinge an, verändert nicht nur, was wir tun, sondern wer wir sind
“Technologie tut nicht nur etwas für uns, sie tut uns Dinge an, verändert nicht nur, was wir tun, sondern wer wir sind“, schreibt die Soziologin Turkle. Die Gefahr: dass wir tiefgehende Gespräche gegen Kommunikationsfetzen eintauschen, dass wir zwar physisch zusammen, aber geistig anderswo sind. Ihr neuestes Buch heißt deswegen “Alone Together“ (deutscher Titel: “Verloren unter 100 Freunden“). Jeder kennt das: Mehrere Menschen sitzen abends gemeinsam beim Bier, sie schauen aber alle, was gerade online passiert. Man ist zusammen und trotzdem allein.

Natürlich ist das eine kulturpessimistische Zuspitzung: Viele Menschen sind sowohl auf Facebook als auch in glücklichen Beziehungen, können als Smartphone-Besitzer weiterhin geistreiche Gespräche führen. Nichtsdestotrotz beschreibt Turkle zutreffend, wie unhöflich viele von uns sind – inklusive der Autorin dieses Textes. Der digitale Mensch hat zwar gelernt, auf die Reize zu reagieren, aber nicht, sie zu filtern und notfalls auszublenden. Er ist vernarrt in diese digitale Aufmerksamkeit.

Könnte sich das Problem bald von selbst lösen? Derzeit wird viel darüber geredet, dass Mark Zuckerbergs Seite dem Untergang geweiht sei: Jugendliche verbrächten dort weniger Zeit als früher, fänden die Plattform zunehmend uncool. Vor fast zwei Jahren ging die Firma an die Börse, strahlt längst nicht mehr den Charme des trendigen Start-ups aus. Von einer “düsteren Zukunft“, spricht etwa die FAZ.

Die Nachricht über den Tod von Facebook ist stark übertrieben. Teenager sind oft nicht repräsentativ für den Rest der Bevölkerung, ihnen geht es in erster Linie darum, nicht von Mama und Papa beobachtet zu werden.

Eine größere Gefahr hingegen ist, dass die Seite womöglich nicht mehr genügend Reize liefert, dass sie im Wettbewerb um Aufmerksamkeit tatsächlich schwächelt. Jeder dritte User meint, er würde weniger Zeit auf der Seite verbringen, meist weil die Inhalte “langweilig“ oder “unrelevant“ seien. Dies ergab bereits 2012 eine Studie im Auftrag der Nachrichtenagentur Reuters. Kürzlich beschrieb die New York Times-Reporterin Jenna Wortham, dass sie die Freundschaftsplattform langsam anödet. Man ist zwar online, findet aber nichts, das man liken möchte. Sie fragt: “Bin es nur ich, oder verblasst Facebook?“

Der Grund dafür ist wohl die Kommerzialisierung: Das Netzwerk zeigt oft bezahlte Inhalte an. Jeder kann seine Beiträge “promoten“, also Geld zahlen und damit prominenter im Newsfeed der Fans und Onlinefreunde auftauchen. Das bedeutet aber auch, dass andere lesenswerte Beiträge in den Hintergrund geraten. Im schlimmsten Fall führt der Algorithmus von Facebook dazu, dass man nur noch die allerpopulärsten Beiträge der eigenen Freunde sieht – etwa Hochzeits-und Babybilder – sowie einige bezahlte Einträge. “Das Problem mit Facebook ist, dass es viele Dinge vor einem verbirgt“, kritisierte der Wissenschaftsblogger Derek Muller neulich in einem YouTube-Video, das mittlerweile eine Million Mal angeklickt wurde.

Facebook läuft Gefahr, lukrativ, aber langweilig zu werden. Eine derartig kommerzialisierte Plattform liefert weder Instant Gratification, noch bedient sie den eigenen Voyeurismus. Denn man sieht viel zu selten, was die Freunde von sich geben, und ebenso wenig bekommt man ihre Likes. Zehn Jahre nach seinem Start scheint es, als sei Facebook sein größter Feind – gespalten zwischen den Wünschen der User und jenen der Anleger. Aber keine Sorge: Selbst wenn Facebook in der nächsten Dekade verblassen sollte, bleibt das Erbe von Mark Zuckerberg erhalten. Irgendeiner kriegt immer unsere Aufmerksamkeit ab.

 

Dieser Artikel erschien in Falter 4/14. Illustration: P.M. Hoffmann

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  • Es scheint doch eine ähnliche Situation wie in einer realen Gruppe zu bestehen: wenn jemand sagt "Leitln DER Ton muss aber net sein", bewirkt es allein noch keine Änderung, wenn es mehrere werden, wirkts dann doch.

    Aber die Inhaber tun so, als wären sie vollkommen machtlos dem Gerülpse ausgeliefert. Herzlichen Dank für den "Weckruf".

    • Ich glaube, dass viele Menschen (mich eingeschlossen!) oftmals den Fehler machen, sich von der Unmittelbarkeit und der Synchronität des Internets bzw. von Online-Medien dazu hinreißen zu lassen, Gedanken aus einer ersten Emotion heraus ungefiltert und unüberlegt preiszugeben (das mag auf den ersten Blick ein klassisches "Henne-Ei-Problem" sein - das es das nicht ist, versuche ich ganz unten zu argumentieren).

      Neben der Diskussion darüber, wie wir mit der Anonymität im Netz umgehen, brauchen wir, wie Sie völlig richtig schreiben, eine Diskussion darüber, wie Menschen dazu gebracht werden können, konstruktiv-kritsche Postings zu verfassen, ohne beleidigend zu werden und einen Diskurs darüber, welche Rolle die Medien in diesem Prozess spielen (wollen).

      Noch viel stärker, und das ist wahrlich kein Thema der sozialen Medien alleine, müssen wir uns jedoch vergegenwärtigen, dass jeder Mensch (zumindest jeder geistig und körperlich gesunde) für sein eigenes Handeln und Tun selbst verantwortlich ist und sich die Konsequenzen daraus stets gefallen lassen muss. Selbst wenn der KI Kants alleine hier zu kurz greift, erscheint mir der philosophische Diskurs darüber aktueller denn je.

      Autonomie und Freiheit, die wahrscheinlich größten Errungenschaften unserer westlichen Welt, entbinden (gerade deshalb!) nicht von individueller Verantwortung für die Gesellschaft. Die Abschaffung der Anonymität im Netz würde wahrscheinlich einen kleinen Beitrag zu weniger Shitstorms leisten - einen entscheidenden Schritt weiterbringen würde sie die Gesellschaft respektive Gesellschaften, offline, wie online, allerdings nicht.

      • Danke, sehr gut gesagt. Ich glaube, wir müssen online Umgangsformen und auch technische Sicherheitsmechanismen entwickeln, die diese individuelle Verantwortung für die Gesellschaft fördern. Es ist aber nicht so, als gäbe es keine Ideen. Das Spannende ist sogar, dass sich derzeit sehr viel tut. Österreich ist nicht das einzige Land, wo genau das diskutiert wird, und vielerorts gibt es spannende Ansätze - siehe auch die Links oben zu den Lösungsansätzen. Ich habe Gefühl, dass dies immer mehr Menschen bewusst wird und auch bewusst wird, dass es hier nicht allein um die Anonymität geht.

  • ich möchte nur anmerken, dass nicht jeder klarname in facebook dem wirklichen namen des dahinterstehend users entspricht. und die foruminternet explosion 4chan hat schon bewiesen, dass anonymität derbe konsequenzen mit sich bringen kann.
    lg,
    acjsvgcyhnsakux

    • Jö, endlich trifft man dich mal wieder! Lieber acjsvgcyhnsakux, ich dachte schon, du hättest dich völlig in die Untiefen des IRC zurückgezogen.

    • Absolut, vor allem so ein radikales Anonymitätsmodell wie jenes auf 4Chan führt dazu, dass viele User noch enthemmter sind. Das sieht man dort sehr deutlich. Ich warne nur davor, die Anonymität als einzigen Grund für die Enthemmung im Netz zu sehen.

  • Dass sich manche Lobbyisten für Klarnamen einsetzen, ist nicht verwunderlich. Schließlich geht es dabei auch um WhistleblowerInnen, welche anonym bleiben wollen. Und nichts scheuen manche Lobbyisten mehr als WhistlebloweInnen.

  • Die Frage ist auch, WARUM sich Rosam für Klarnamen einsetzt. Als Gutmensch ist er ja gerade nicht bekannt oder irre ich mich da?

  • Was ich noch hinzfügen möchte:

    Der Ton wird auch dadurch verschärft, dass man nix zurücknehmen kann, wenn man einfach loslegt. Die Aufzeichnug bleibt sichtbar.
    Es gibt keine Editierfunktionen. Bleibt nur eine Entschuldigung, die man anfügt.

    Dass keiner der Poster die Frau Brodnig anschrieb geantwortet hat, heißt womöglich, dass den Leuten im Nachhinein nicht ganz wohl zu Mute war.

    Gehört am Rande zum Thema:
    Das Recht auf Vergessen für alle Foren einforderbar machen ?
    Nach ~3 Jahren soll auf Aufforderung gelöscht werden müssen.
    Es gibt Für und Wider.
    Wäre womöglich bei Sach-Foren schade.
    Ich stolpere manchmal über Sachbeiträge von 2006 !

    • Sorry, der Link war falsch. Jetzt sollte es passen. Danke für Hinweis!

  • Ich find ihre Reaktion grundsätzlich gut. Sie tritt für ihre Meinung ein. Aber: Peinlicherweise ist ihr Text in Interpunktion und Rechtschreibung nicht korrekt. Und das als Unterrichtsministerin. Sorry, aber das find ich doch etwas peinlich. Man kann über die Bundeshymne denken, wie man will, aber sie hätte es besser machen können. Hätte Frau Heimisch-Hosek es besser machen müssen? Naja… Als Unterrichtsministerin???

    • Inwiefern ist denn die Interpunktion und Rechtschreibung falsch? Weil "vielgerühmtes" groß geschrieben ist? Ich muss gestehen, mir fiel da gar kein Fehler auf, aber natürlich ist das ein bisserl peinlich für die Unterrichtsministerin. Ob man deswegen einen Shitstorm und so viel Aggression verdient? Wohl eher nicht. Aber ich vermute, da sind wir eh einer Meinung..

      • Natürlich ist es peinlich, aber meiner Meinung nach ist das nicht der Grund des Shitstorms. Die Ministerin hat in ihren Ressorts bis heute absolut nichts weitergebracht. Ganz im Gegenteil: ein ständiges Buckelmachen vor Gewerkschaften und Beamten kennzeichnet ihre Tätigkeit. Und dann stellt sie sich als Oberlehrerin mit einem Tafel zum unwichtigsten Thema hin? Ich verurteile diese Art des Shitstorms, aber auch ich empfinde das als präpotent und abgehoben. Wie sie sicherlich wissen hat diese Ministerien erst vor kurzem eine Genossin vom Rednerpult verwiesen., weil ihr der Inhalt nicht gepasst hat. Wer derart austeilt, muss letztendlich auch einstecken. Oder vielleicht endlich bei wichtigen Themen etwas weiterbringen. So wie die gesamte Regierung überhaupt.

        • Dass viele enttäuscht sind, weil im Bildungsbereich keine Reformen kommen, glaub ich sofort. Bin mir nur ehrlich gesagt nicht sicher, ob die Wut gegenüber Heinisch-Hosek tatsächlich aufgrund der fehlenden Reformen in ihrem wichtigen Ressort entspringt oder sie da generell der Blitzableiter für die diffuse Wut gegenüber der Regierung ist - womöglich eine Mischung. Hinzu kommt auch noch die ganze Heimatsdebatte, für die die Hymne ein Synonym ist. Bernhard Schindler hat dazu gut gebloggt, siehe http://bernhardschindler.net/hymnen-debatte/

          Danke für den Hinweis auf die Szene, in der die Ministerin die junge Genossin zurechtweist! Hier nochmal das Video https://www.youtube.com/watch?v=G-tZR4YH6j8 - ich muss bei diesen Ton immer an die eigene Schulzeit denken. Wirkt echt sehr lehrerhaft!

          • Ich bin mir sogar sicher, dass diese Wut an die gesamte Regierung gerichtet ist. Und wenn sich wieder nur irgendwie ein kleines Ventil öffnet, wird diese Wut wieder ausbrechen. Trotzdem bin ich mir auch sicher, dass sich der Großteil denkt "Gibt es wirklich nichts Wichtigeres?" Aber genau so arbeitet die Regierung; ablenken wo es nur möglich ist.

            Danke übrigens für den Link. Habe mir das schon seit längerem nicht mehr angesehen, GENIAL bleibt der Satz: "..und wie demokratisch wir sind zeigt sich darin, dass wir auch Gäste reden lassen; ich werde mir das noch einmal in den Statuten genau ansehen..."

          • "... weil im Bildungsbereich keine Reformen kommen" finde ich lieb. Die Grundsatzdebatte (Gesamtschule) wird zwischen ÖVP und SPÖ seit den 1920-er Jahren (!) diskutiert. Ergebnis nach fast hundert Jahen: Nahezu null.

            Zweiter Gesichtspunkt: Wenn eine Ministerin ihre Zeit dafür verwendet, andere Menschen "zurechtzuweisen", dann ergibt sich die Frage, ob Sie ihre Prioritäten richtig setzt. Gerade in ihrem Gebiet.

            Dritter Gesichtspunkt: Welche Art von Öffentlichkeitsarbeit wird denn in diesem Ministerium gemacht? Hat da niemand ein Gespür dafür, was so ein Bild (Ministerin mit Zeigefinger auf die rot markierte Textstelle der Hymne) auslösen wird? Ich war entsetzt, als ich das Bild gesehen habe...

    • "Vielgerühmtes" ist deshalb groß geschrieben, da es sich hier um "Lyrics" bzw. ein Versmaß handelt, denke ich.

      • Ich denke auch, dass die Großschreibung hier im Zusammenhang damit steht, dass der Text der Hymne in Versform geschrieben ist. Diese Art der Schreibung ist mittlerweile etwas aus der Mode, daher wirkt sie wahrscheinlich auffällig.

  • ich diskutiere nicht deshalb nicht mit, weil ich angst vor kritik hätte, sondern weil das niveau (oft) deratig tief ist, daß ich keine lust habe darauf zu antworten und es tlw. auch nicht möglich ist. was habe ich David R. mit sei´m “Halt doch s maul he”, schon zu sagen?

    • Mir wär spontan: "Sei ein Gentleman und geh' mit gutem Beispiel voran!" eingefallen.
      Aber ja, wie heißt's so schön: Streite Dich nie mit Idioten. Die ziehen Dich auf ihr Niveau herunter und schlagen Dich dann mit Erfahrung…

      • Das Problem ist leider, dass genau durch diesen harten Ton oftmals jene Stimmen verstummen, die eben nachdenklicher oder etwas leiser wären. Und das führt mitunter dazu, dass man online meist jene hört, die hauptsächlich schreien. Ein Beispiel: Manche User posten in Zeitungsforen einmal, weil sie nur eine Sache zum Sagen haben, nur einen Gedanken beisteuern wollen. Manche posten hundert Mal, und weil in den meisten Foren der neueste Beitrag immer der oberste ist, sieht man zuerst diese lauten Stimmen - und die weniger lauten findet man mitunter gar nicht, weil sie erst an Stelle 371 im Forum (also total vergraben) sind

  • Imho wird in die Sache zu viel hineininterpretiert: Wir leben in einer Zeit, in der bestimmte Arbeitsgruppen immer mehr buckeln müssen, damit am Ende trotzdem weniger übrig bleibt. Die Menschen kochen innerlich und der Zorn wird eben abgelassen, wenn "die da oben" solche lächerlichen Aktionen abziehen, anstatt endlich mal richtige Brocken anzupacken. Und ja, sicher ist das ein Problem, allerdings nicht, wie es hier im Fazit erwähnt wird. Meine Sorge ist, dass sich die Shitstorms eines Tages (und ich rechne damit, dass das in sehr naher Zukunft sein wird) auf die Straße verlegen werden und wir Ukraine-ähnliche Zustände haben werden...

    • Muss gestehen, das glaube ich nicht. Erstens ist die Situation in der Ukraine kaum mit der unseren vergleichbar, auch wenn viele sicher unzufrieden sind. Und zweitens, glaube ich, sieht man da eine Wut, die es womöglich auch schon früher gab - nur wurde sie halt in kleineren Kreisen geäußert, am Stammtisch, beim Abendessen, im Büro. Die große Veränderung ist, dass das Netz all dies sichtbar macht. Und hinzu kommt, dass im Netz viele Schranken wegfallen, die dazu führen, dass sich Menschen eine Spur freundlicher verhalten. Also zum Beispiel der Augenkontakt oder unmittelbares Feedback von Menschen, die einem wichtig sind. Über dieses Thema schreibe ich sehr oft: https://www.brodnig.org/2014/05/14/wo-die-meinungsmutigen-irren/

  • Wie ich schon bei der Recherche zu meinem profil-Artikel zu Conchita Wurst erfahren habe, kommen (und kamen) auch hier die meisten antifeministschen Hasspostings aus der zweiten und dritten Generation Migranten (also inzwischen auch österr. Staatsbürger). Das stellt die Integration in Frage und derart die Integrationspoltik..

    • Danke für den Hinweis - war ein spannender Text im Profil, auch weil man sah, dass eben viele das tatsächlich unter ihrem Klarnamen posten. Bzgl. den Migranten: Bin mir nicht sicher, ob das auf die Antifeministen tatsächlich zutrifft, vielen haben typisch österreichisch klingende Namen. Dieser Streit um die Hymne ist zu einem gewissen Grad auch eine Debatte rund um den Heimatsbegriff, siehe auch: http://bernhardschindler.net/hymnen-debatte/

      Aber zur Profil-Geschichte zurück: Das war sehr interessant, das ziemlich viele Österreicher zweiter Generation anscheinend Probleme mit Conchita Wurst hatten. Die Frage, inwiefern Homophobie tatsächlich in manchen Migrantengruppen stark verbreitet ist, ist also wohl berechtigt. Gerade bei solchen (schwierigen) Integrationsthemen findet die österreichische Politik leider keinen passenden Umgang. Dazu ein super Text aus der Wiener Zeitung: http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/politik/556468_Augen-zu-und-durch.html

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