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“Rupert Murdoch will uns umbringen”

Bill Keller, Chefredakteur der New York Times, über die Enthüllungen von Wikileaks, die Zukunft der gedruckten Zeitung und den unersetzbaren Wert von Redaktionen


Bill Keller ist kein Schwarzmaler, das sagt er über sich selbst. Dabei leidet die New York Times immens an der US-amerikanischen Zeitungskrise und will nun für ihre Onlineausgabe Geld verlangen. Beim Besuch in Wien erklärte der Chefredakteur der New York Times, wie er sich den Qualitätsjournalismus nach dem Tod der Zeitung vorstellen kann, wie er über Medienmogul Rupert Murdoch denkt und warum das vielgerühmte iPad der Branche Geld bringen könnte.


Falter: Herr Keller, wird die Zeitung in 100 Jahren noch existieren? Oder werden sie künftige Generationen nur noch aus dem Museum kennen?

Bill Keller: 100 Jahre sind eine lange Zeit. Ich bin mir zumindest sicher, dass es die Zeitung in zehn, 15 Jahren noch geben wird. Das ist wie bei den Vinylplatten. Die hätten angeblich auch aussterben sollen, wurden aber zu einer Art Sammlerobjekt. Irgendwann wird es sich wirtschaftlich nicht mehr rentieren, Bäume zu fällen und Papier zu bedrucken. Dann wird die Zeitung durch etwas ersetzt, was alle Vorteile des herkömmlichen Drucks hat und noch ein paar Errungenschaften dazu. Für mich ist das keine Tragödie.

Was bedeutet das für Ihre eigene Zeitung? Ihr Herausgeber Arthur Sulzberger sagte bereits: Wir werden den Druck der New York Times irgendwann in der Zukunft einstellen.“

Keller: Stimmt, aber er sagte nicht, wann diese Zukunft eintreten wird. Die Entwicklung erkennen wir jetzt: Wir verkaufen ungefähr eine Million Zeitungen pro Tag, mehr als 30 Millionen Menschen besuchen monatlich unsere Webseite. Wir erreichen somit mehr Leute im Internet als in Print. Die Zukunft ist digital – egal, ob die Zeitung tatsächlich im Internet oder als Applikation auf einem Gerät wie dem iPad gelesen wird. Die Substanz der New York Times ist ja nicht das Ding, das man in der Hand hält. Ihre Substanz ist der Journalismus, den hunderte Reporter, Fotografen, Redakteure und Webproducer erzeugen.

Sie glauben, dass die Onlinezeitung künftig die Verluste der Printzeitung ersetzen kann?

Keller: Ja.

Aber bisher geht diese Rechnung nicht auf.

Keller: Das wird sich ändern. Der Großteil unserer Einnahmen kommt derzeit aus der Zeitung, ein kleinerer Teil kommt aus dem Internet. Mit der Zeit wird Online immer mehr wachsen, wohingegen Print schwindet.

Ab kommendem Jahr wollen Sie für Ihre Onlineausgabe Geld verlangen. Wie soll das funktionieren?

Keller: Die Kunst ist, vom Abonnenten Einnahmen zu generieren, ohne das Werbegeschäft zu vermiesen. Den Werbern geht es um hohe Zugriffszahlen auf die Webseite. Wir planen deswegen ein sogenanntes Zählmodell. Der User bekommt eine bestimmte Anzahl von Artikeln gratis, danach muss er zahlen. Unsere Schranken bleiben dabei beweglich: Wenn die Zugriffe auf die Webseite sinken und die Werbeeinnahmen dadurch gefährdet werden, dürfen die Leute wieder mehr Artikel gratis lesen. Niemand erwartet, dass wir mit diesem System plötzlich irrsinnige Summen verdienen. Mit der Zeit wollen wir aber ein Verständnis dafür schaffen, dass sich unser Journalismus von anderen Angeboten im Netz unterscheidet und dass seine Herstellung teuer ist.

Sie wollen die Leute also zum Umdenken bringen? Derzeit heißt es oft: Für Nachrichten kann man im Internet kein Geld verlangen.

Keller: Und einst hieß es: Niemand wird für Musik online zahlen. Dann entwickelte Apple iTunes und macht heute enorme Gewinne. Mittlerweile gibt es kostenpflichtige Apps für das iPad. Die Leute gewöhnen sich langsam daran, für die digitale Ausgabe des New York Magazine oder von Wired ein bisschen Geld zu zahlen. Dieses Umdenken beginnt also bereits.

Wird das iPad tatsächlich die Branche retten oder ist es ein Hype?

Keller: Gewissermaßen ist es ein Hype. Es ist ein tolles Gerät, aber ich bezweifle, dass ein einziges Gerät ein Monopol auf dem Nachrichtenmarkt haben wird. Es kommen bereits Konkurrenzprodukte auf den Markt. Wichtig ist, dass einem diese Geräte Lust aufs Lesen machen.

In der New York Times gibt es sogar eine eigene Forschungsabteilung. Was passiert dort?

Keller: An manchen Tagen fühlt es sich so an, als sei die gesamte New York Times eine Forschungsabteilung. (Lacht.) Aber Sie meinen wohl unser Research and Development Department. Diese recht kleine Abteilung studiert neue Geräte und überlegt, wie man in den nächsten drei, vier Jahren neue Einnahmen machen könnte. Viel spannender finde ich die generelle Entwicklung in unserem Newsroom. Wir bekommen regelmäßig Auszeichnungen für unsere Innovationen und haben einfallsreiche junge Experten angestellt. In den letzten fünf Jahren haben wir unseren Zeitungs- und Onlinenewsroom zusammengelegt. Das führt zu kreativen Ideen, viele der interessanteren Einfälle stammen dabei von traditionellen Zeitungsredakteuren.

Warum haben denn herkömmliche Journalisten besonders gute Einfälle?

Keller: Herkömmliche Journalisten sind auch nicht blöd. Es gibt zusätzlich noch viele andere kluge Leute – wichtig ist, sie alle in die Diskussion einzuladen. In vielen Redaktionen sitzen auf der einen Seite die Printjournalisten, sie sind quasi die wichtigen Leute, und auf der anderen Seite befindet sich die Digitalabteilung, quasi Mitarbeiter zweiter Klasse. Wenn man die Mauer zwischen ihnen niederreißt, gibt es viel mehr kreative Ideen.

Haben Sie ein Beispiel?

Keller: Einer unserer Moskau-Korrespondenten hat eine Reihe über Putins Russland verfasst. Bevor wir seine Beiträge veröffentlichten, ließ er alle Texte ins Russische übersetzen und stellte sie auf populären russischen Blogs online. Wir haben dort die Leserkommentare gesammelt und diese ins Englische übersetzt. Die besten Kommentare gab es dann auf unserer Webseite und in der Zeitung zu lesen. Auf diese Weise bekamen wir Rückmeldungen von Menschen, die Putins Regime selbst erleben.

Sie sagen: Die Substanz der New York Times ist ihr Journalismus. Ist diese Substanz in den USA gefährdet?

Keller: Ich bin zwar kein Schwarzmaler, einige Zeitungen haben aber schon zugesperrt, viele andere überleben dadurch, dass sie teurere Formen der Berichterstattung abschaffen. Die Washington Post hat letztes Jahr alle nationalen Büros geschlossen; einige Zeitungen leisten sich nicht einmal mehr einen Redakteur in ihrer eigenen Hauptstadt; die investigative Berichterstattung leidet.

Auch die New York Times hat schon Mitarbeiter entlassen. Wenn sich Ihre Hoffnung doch nicht erfüllt und das Onlinegeschäft die Verluste aus Print nicht ausgleichen kann, wären Sie dann für eine staatliche Unterstützung?

Keller: Da bin ich sehr misstrauisch. Die staatliche Medienförderung mag anderswo Tradition sein, bei uns ist sie das nicht. Natürlich gab es immer eine gewisse Unterstützung für US-amerikanische Medien – Zeitungen bekamen zum Beispiel günstigere Posttarife für den Aboversand. Aber bei einer staatlichen Rettungsmaßnahme würde ich mich eher unwohl fühlen.

Sogar wenn es ums Überleben Ihrer Zeitung ginge?

Keller: Wenn es ums Überleben geht, hat man meistens einen sehr starren Blick. Ich will jetzt keine Option ausschließen, aber ein enthusiastischer Anhänger dieser Lösung wäre ich nicht.

In Städten wie Chicago oder San Francisco gibt es keine Zeitung mehr. Wie wirkt sich das auf die amerikanische Demokratie aus?

Keller: Die Gefahr ist offensichtlich. Unsere Demokratie braucht informierte Wähler. Die Menschen brauchen aber gute Informationen, um kluge Entscheidungen zu treffen – ansonsten folgen sie den Demagogen und Schreihälsen im Kabelfernsehen. Bei San Francisco oder Chicago sollte man aber eines berücksichtigen: Dort gibt es seriöse Onlinemedien, wie etwa The Bay Citizen oder Chicago News Cooperative. Sie werden von früheren Printjournalisten geleitet, wir drucken einen Teil ihrer Artikel auch in unserer Lokalausgabe ab. Somit unterstützen wir sie ein bisschen. Diese Onlinemedien wurden mit dem Geld privater Stiftungen oder Spender gegründet, ob sie sich langfristig selbst erhalten können, werden wir noch sehen. Ich finde es jedenfalls wichtig, dass die Leute neue Formen des Qualitätsjournalismus ausprobieren.

Heuer gewann auch zum ersten Mal ein Onlinemedium, nämlich Pro Publica, den Pulitzer-Preis.

Keller: Den ausgezeichneten Text haben wir auch in unserem Magazin abgedruckt. Die Journalistin Sheri Fink schrieb über medizinisches Personal in New Orleans, das Patienten umbrachte.

Ist der Pulitzer-Preis für Pro Publica ein echtes Signal oder doch nur eine Ausnahmeerscheinung?

Keller: Da bin ich hoffnungsvoll. Vielleicht ist es ein Keim, aus dem eine neue Form des Journalismus heranwachsen wird, während die alte vergilbt.

Die neuesten Enthüllungen der Webseite Wikileaks sorgen für Aufregung. Schafft Wikileaks eine neue Form von Aufdeckerjournalismus?

Keller: Das Web hat eine neue Form des Aufdeckerjournalismus geschaffen, weil Experten nun jederzeit ihre Meinung einbringen können, weil die Arbeit der Mainstreammedien auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden kann. Aber ob Wikileaks wirklich eine signifikante Neuerung ist, wird sich erst noch zeigen. Ich selbst weiß nicht, von wem die zugespielten Dokumente stammen. Der Verdacht ist aber, dass ein einziger US-Soldat einen Sicherheitsbruch beging und dadurch die großen Wikileaks-Enthüllungen ermöglichte. Dieser Informant wurde verhaftet.

Die New York Times zitiert selbst aus diesen Geheimdokumenten. Wikileaks hat ein sehr radikales Verständnis von Transparenz. Ist so viel Transparenz immer richtig?


Keller: Ich glaube nicht an bedingungslose Transparenz. Die Pressefreiheit inkludiert auch die Freiheit, etwas nicht zu veröffentlichen. Wir haben im aktuellen Fall von dieser Freiheit Gebrauch gemacht und manche Dokumente redigiert, um zum Beispiel Dissidenten zu schützen oder aktuelle Einsätze der Geheimdienste und die nationale Sicherheit womöglich nicht zu gefährden. Wir gaben der Regierung die Möglichkeit, bei allen Informationen Einspruch zu erheben, ehe diese veröffentlicht wurden. Manchmal haben wir diese Hinweise berücksichtigt, manchmal nicht. Aber wir nehmen staatssicherheitliche Bedenken absolut ernst.

Nicht nur das Netz fordert Zeitungen heraus, auch Rupert Murdoch ist Ihr deklarierter Feind. Der Medienmogul kaufte 2007 das Wall Street Journal und will …


Keller: … uns umbringen.

Haben Sie Angst vor Rupert Murdoch?

Keller: Murdoch trat an und sagte: Ich kaufe das Wall Street Journal, ich mache es zu einer allgemeinen Publikumszeitung und bringe die New York Times um.“ Da wurden wir schon nervös. Bisher haben wir aber nicht den Eindruck, dass sich seine Drohungen auf unsere Auflage oder unser Inseratgeschäft ausgewirkt hätten. Das Journal ist eine Wirtschaftszeitung, die traditionell von Montag bis Freitag gelesen wird. Murdoch will eine Samstagsausgabe aufbauen, ist damit bisher aber nicht sehr erfolgreich. Unsere beliebteste Ausgabe ist das Sonntagsblatt, ihre schwächste Ausgabe erscheint am Samstag. Gleichzeitig verliert das Wall Street Journal Teile seiner traditionellen, wirtschaftsorientierten Leserschaft – die wollen wir ihnen wegschnappen.

Murdoch hat sehr viel Geld in das Wall Street Journal gesteckt. Da gibt es sogar die Meinung, dass er damit dem US-amerikanischen Journalismus hilft.

Keller: Schauen Sie, ich finde es immer gut, wenn Menschen in Zeitungen und in Redakteure investieren. Aber in Amerika ist Rupert Murdoch zuallererst für Fox News bekannt – und dafür, wie Fox News den Ton in der öffentlichen Debatte verändert und die Menschen zynischer gemacht hat. Nichts, was Rupert Murdoch mit dem Wall Street Journal macht, kann an diesem Eindruck etwas ändern. Es gibt eine herzhafte Debatte, ob das Journal nun eine bessere Zeitung oder konservativer und unausgewogener ist. Mir fällt es da schwer, objektiv zu sein; aber die Tatsache, dass er in Journalismus Geld steckt, ist grundsätzlich gut.

Nun feierte die extrem rechte Tea Party bei den Kongresswahlen große Erfolge. Sind die Medien daran mit schuld?

Keller: Zuallererst ist das eine Reaktion auf die Wirtschaftslage, in der zehn Prozent aller Erwachsenen keinen Job haben und in denen die Wut wächst. Aber ja, diese Wut und diese Verbitterung wurden auch vom Kabelfernsehen angeheizt. Der Ton im Kabelfernsehen hat sich in den letzten fünf Jahren verändert. Früher gab es CNN, und CNN berichtete einmal besser, einmal schlechter von den Ereignissen dieser Welt. Dann wurden die Schreihälse im Kabelfernsehen lauter, allen voran Fox News. Das hat zur Polarisierung in der Gesellschaft beigetragen.

Bewegen wir uns in ein Zeitalter, in dem sich Emotion und Populismus über sachliche Argumente hinwegsetzen?

Keller: Diese Angst gibt es in den USA, aber ich glaube, sie ist in Europa größer. Europa hat extremere Erfahrung mit Trennung, Spaltung und Polarisierung gemacht als wir. Die aktuelle Entwicklung ist beunruhigend, wir sollten aber nicht vergessen, dass jeden Monat 30 Millionen Menschen die Webseite der New York Times aufrufen; 30 Millionen hören National Public Radio, das sehr gute Nachrichten macht; wohingegen die größten Schreihälse im Kabelfernsehen froh sind, wenn bei ihnen eine Million Menschen einschalten.

Als Europäer bekommt man manchmal den Eindruck, die Mehrheit der US-Amerikaner würde sich über Fox News informieren.

Keller: Nein, Bill O’Reilly, der populärste Schreihals auf Fox News, hat etwa 800.000 oder 900.000 Zuseher. Damit macht der Sender viel Geld, und seine Zuseherzahl wächst. Wenn Menschen um ihre Existenz fürchten, ihr Haus zwangsversteigert wird oder sie den Job verlieren, hören sie den lauten Stimmen eben eher zu. Aber wir sollten das trotzdem in Relation setzen: Die weniger aufgeregten, traditionelleren Nachrichtenmedien haben noch immer ein größeres Publikum als die Schreihälse.




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Zur Person
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Bill Keller, 61, ist seit 2003 Chefredakteur der New York Times. Er arbeitet seit den 80er-Jahren für die „Grey Lady“, war Korrespondent in Moskau und Südafrika und berichtete vom Ende der Sowjetunion sowie der Apartheid. Für seine Berichterstattung aus Russland erhielt er 1989 den Pulitzer-Preis.
Die Times leidet enorm unter der US-Zeitungskrise. Im Vorjahr wurden 100 Redaktionsstellen abgebaut, derzeit arbeiten im Newsroom der Zeitung rund 1150 Menschen. Im ersten Quartal 2011 will die New York Times ihr Online-Bezahlmodell starten und von den Lesern der Webseite künftig Geld verlangen



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Diskussion
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Das Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) veranstaltete Ende November eine Diskussion zum Thema Medien und Demokratie. Zu den international renommierten Diskutanten zählten Bill Keller, Ezio Mauro, Chefredakteur von La Repubblica, Paul Starr von der Princeton University und Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe




Dieses Interview ist im Falter (Ausgabe 48/10) erschienen. Fotos: Julia Fuchs

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  • Mich würde interessieren, wie es dir in und nach den 2 Wochen gegangen ist.
    Aus dem Falter wissen ja alle, dass du dein Handy mit ins Bett nimmst ...

    • Gute Frage! Grundsätzlich war es angenehm, ich habe auf meinem iPhone den Mail-Account gelöscht, hatte gar nicht das Bedürfnis, all die eintreffenden Mails zu lesen. Doch dann habe ich selbst gegen mein Sabbatical verstoßen: Während der Feiertage hat sich bei mir etwas Privates ereignet und ich wollte meine Kollegen diesbezüglich verständigen. Nur was tun? Jeden einzelnen anrufen? An alle ein SMS? Mir schien E-Mail die beste Kommunikationsform und schließlich habe ich dann gemailt. So ganz habe ich mein Sabbatical also nicht eingehalten, aber trotzdem zwei Dinge gelernt: 1.) Es ist eine gute Idee, den Mail-Empfang am iPhone während des Urlaubs zu deaktivieren - das werde ich weiterhin machen. 2.) Ganz auf E-Mail zu verzichten, ist aber gar nicht so leicht, vor allem wenn man selbst einen großen Mitteilungsdrang hat. Mir ging eher das Mail-Versenden als das Mail-Empfangen ab...

      • OK. Das heißt ja wohl, dass du nur auf die Mails verzichtet hast. ;-)
        Musste den Artikel noch mal lesen, um das zu verstehen. Dass heißt, du hast dich nur auf das "normale" Urlaubslevel runtergesetzt. Ich dachte, du willst es OHNE Internet schaffen. Sprich: OHNE Mail, OHNE Surfen, OHNE Online-Spiele - OHNE Internet eben.
        Das hast du dir zu einfach gemacht, finde ich. Und dann nicht mal ganz eingehalten.

        Ingrid ich habe heute leider kein Foto für dich ...

        • Interessanter Einwand - aus meiner Sicht habe ich das weggelassen, was mich während des Urlaubs am meisten stört (eben, dass ich trotzdem ständig E-Mails checke). Aber wenn ich zwischendurch nach einem guten Lokal google oder online einen Routenplan suche, stört mich keine Sekunde lang. Im Gegenteil: Ich würde es als extreme Benachteiligung empfinden, wenn ich in meiner Freizeit darauf verzichten müsste.

          Natürlich kann man's auch so sehen, dass das nur ein Schmalspur-Sabbatical war. Den echten Offline-Test haben schon andere gemacht, zum Beispiel Alex Rühle für sein Buch "Ohne Netz". http://www.falter.at/web/shop/detail.php?id=33075&SESSID= Aber schauen wir mal, vielleicht wage ich mich doch noch über eine echte Auszeit drüber. Bisher verspüre ich jedenfalls nicht den Drang, das Internet gänzlich abzudrehen...

  • Da kommt also ein Gerät heraus, welches kleiner und leichter ist, doppelt so viel Prozessorleistung bietet, eine 9x schnellere Grafik, ein verbessertes Display, einen FullHD-Ausgang für externe Präsentationen und die Nachrüstung der viel bemängelten Kameras. Und das ist dann keine Innovation. Alright.

  • Ja, das ist eine Verbesserung, aber noch keine Innovation. Etwas anderes zu behaupten, ist echt gewagt.

  • Interessant, Danke für den Link! Diese komischen Geräusche hatten also einen Grund...

  • Aber mal ehrlich: Die Werbeeinnahmen im Netz sind viel zu gering. Sie reichen bisher nicht aus, um hochqualitative Recherche und Redigatur zu finanzieren.

    Und genau da liegt das Problem fuer

    Wir verabschieden uns vom traditionellen Journalismus und seinem Finanzierungsmodell, aber wir haben noch keine neue Lösung gefunden.

    Wenn sich Werbepreise fuer Online Ads den Offline Ads, also Zeitungsinseraten, annaehern wuerden, waere die ganze Geschichte auch ohne Paywall finanzierbar. Denn zieht man bei einer Zeitung die Druckkosten und die Lieferkosten ab, bleibt unterm Strich auch nichts mehr uebrig (oder noch weniger). Zwar wird von den Werbeagenturen immer mehr Geld vom offline ins online advertising verschoben, doch hat das in den letzten Jahren nicht den erhofften Preisanstieg gegeben. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass 15 Dollar pro User nur durch on page advertising praktisch nicht erreichbar sind. Selbst wenn die NYT pro 1000 aufgerufenen Seiten 10 Dollar bekommt (was derzeit eh nicht realistisch ist, eher 1/3 - 1/10 davon), muesste ein User 1500 Seiten pro Monat aufrufen um damit auf 15 Dollar zu kommen.

    Andererseits stellt sich die Frage wie lange es dauern wird um den Aufwand, der die Implementierung und Wartung einer Paywall mit sich bringt, mit Abos zu finanzieren.

    Ich bin auf jeden Fall gespannt wo das in den naechsten Monaten/Jahren hinfuehren wird :-)

  • Danke für den spannenden Einblick in die Zahlen! Was ich mich frage: Ist es realistisch, dass sich die Onlinewerbepreise irgendwann den Offlinepreisen angleichen? In den letzten Jahren ist das ja leider nicht passiert.

    Im App-Store von Apple kommt übrigens ein neues Problem für die Zeitungshäuser hinzu: Da kassiert Apple 30 Prozent des Umsatzes ein, dazu gibt's auch wieder heftige Debatten (siehe zB http://www.tagesschau.de/wirtschaft/apple142.html).

    • Ist es realistisch, dass sich die Onlinewerbepreise irgendwann den Offlinepreisen angleichen?

      Darauf kann man natuerlich nicht pauschal mit ja oder nein antworten. Da erstens die Werbeformen sowohl offline als auch online zu verschieden sind. Wenn man online Werbung auf Zeitungsportalen mit Zeitungsanzeigen vergleicht, wuerde ich eher dazu tendieren und "nein" zu sagen. Unterm Strich wird wohl in den naechsten Jahren immer noch mehr mit Zeitungsanzeigen zu holen sein. Doch koennen gewisse Online Kampagnen natuerlich ueber den offline Preisen liegen. Wenn zB gezielt Werbung fuer eine gewisse Zielgruppe geschaltet wird ("nur die 25-35 jaehrigen, alleinstehenden Maenner mit Sportwagen") sind die Preise dementsprechend hoeher.

      Ich moechte auch noch anmerken, dass die Zahlen, die ich oben geschrieben haben nicht die wirklichen Zahlen der NYT sind. Es sind lediglich Schaetzungen aufgrund meiner Erfahrungen (beschaeftige mich seit 2001 mit Online Werbung und die Preise sind seither stetig gesunken - Ende 90er Jahre waren die Preise am ehesten mit Offline Preisen zu vergleichen). Darueber hinaus bin ich mir ziemlich sicher, dass die NYT bessere Preise fuer Online Kampagnen erzielt als irgendein 08/15 Blog. Trotzdem sind die Preise im Keller, auch wenn die NYT einen 50-fach hoeheren Preis bekommt :-)

      Zu apple: der von dir verlinkte Artikel ist leider etwas einseitig geschrieben. Kurz die Gegenseite: Das mit den 30% stimmt. Allerdings nur fuer "neue" Kunden, also Kunden, die ueber die App angeworben wurden. Es steht jedem Verlag frei, ausserhalb des App Stores Abos zu verkaufen (die dann natuerlich auch innerhalb der App genutzt werden koennen). Fuer solche Verkaeufe bekommen die Verlage dann 100%. So das Argument von Apple.

      Natuerlich sitzt der Dollar lockerer wenn man in der App ist, die Zahlungsdaten hinterlegt sind und man nur noch auf "abonnieren" druecken muss. Das weiss Apple natuerlich auch ...

  • Selbstredend gibt nichts dagegen zu sagen für die NYT zu zahlen. Vielleicht nur, dass wir in seltsamen medialen Zeiten leben, wenn eine Journalistin eine Art Rechtfertigung dafür postet. Es ist aber auch mehr als nur "für guten Journalismus" zahlen - es ist ein Commitment zur Marke, zum Medium und wahrscheinlich eine Art Freude über das implizite Bildungsversprechen einer Zeitung wie die New York Times. Und unterstreicht den Mangel an solchen Angeboten in Österreich. Was ein derartiges Commitment zu geben zur Zeit schwer macht, ist die schiere mediale Vielfalt am Bildschirm. Ein zunehmend diffuser gewordenes Angebot, die oft zitierte mediale Herausforderung. Tageszeitung lesen, Magazine rezipieren und sich dann um die Feeds kümmern. Welches Medium greife ich heraus, um es finanziell zu unterstützen? - NYT, SZ, NZZ, FAZ,...,....,....,....,.....,...,....,....,....,.....,,...,....,....,....,.....,,...,....,....,....,.....,,...,....,....,....,.....,,...,....,....,.Glückwunsch, wenn man hier klar sieht und für sich zu einer Entscheidung kommt. Unglücklich hingegen finde ich die Formulierung "guter Journalismus". Was das ist, ist stets persektiven-abhängig und kommt meist oberlehrerhaft herüber. Ob die Strasser-Aufdeckung etwa ein Beispiel für "guten Journalismus" ist, halte ich etwa für dikussionswürdig - Büros mieten, Politiker in Versuchung führen usw. Eine Top-Story allemal. Aber "guter Journalismus". Naja, für mich verwunderlich. Aber egal. Schönes Wochenende.

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