Wir haben schon mit dem Löschen begonnen

/Auch in Österreich hat Google sensible Daten aus WLAN-Netzen gespeichert. Was tut der Internetriese nun dagegen?



In Deutschland ist es ein richtiger Skandal, hierzulande hat sich noch kein Politiker zu Wort gemeldet. Dabei sind auch österreichische Internetnutzer von der Datenpanne betroffen. Google hat mit seinen Street-View-Autos persönliche Daten aus offenen WLAN-Netzwerken aufgezeichnet. Angeblich versehentlich. Was mit den österreichischen Daten nun passiert und welche Informationen abgefangen wurden, erklärt Google-Sprecher Kay Oberbeck.





Falter: In Deutschland wurde bekannt, dass Sie Daten aus WLAN-Netzen speicherten. Passierte das auch in Österreich?



Kay Oberbeck: Ja, derlei Daten haben wir in insgesamt 34 Ländern erhoben, auch in Österreich. 2007 begannen wir, WLAN-Daten für standortbezogene Dienste aufzuzeichnen. Diese standortbezogenen Dienste ermöglichen etwa, dass man sich auf seinem Handy die italienischen Restaurants in der Nähe anzeigen lassen kann. Jetzt wurde aber offenkundig, dass wir dabei unbeabsichtigt Fragmente von anderen Daten gespeichert haben.



Von welchen Daten?



Oberbeck: Typischerweise handelt es sich um Internetadressen und E-Mails. Wir fuhren mit Autos die Straße entlang. Immer dann, wenn jemand zu diesem Zeitpunkt ein offenes WLAN benützte und surfte, haben wir das fälschlicherweise aufgezeichnet.



Wie konnte das passieren?



Oberbeck: Im Jahr 2006 hat ein Entwickler ein experimentelles Programm geschrieben, mit dem man öffentliche Informationen von WLAN-Netzen sammeln konnte. Durch einen Fehler sind Teile dieses Programms in die Erhebung für standortbezogene Dienste eingeflossen. Diesen Fehler bedauern wir zutiefst und entschuldigen uns dafür.



Sie sagen, Sie haben Fragmente abgefangen. Können Sie garantieren, dass es keine ganzen E-Mails waren?



Oberbeck: Derzeit nicht. Mit Gewissheit kann ich aber sagen, dass wir diese Daten nicht aufzeichnen wollten und dass sie in keinster Form in Google-Produkte eingeflossen sind. Wir haben jetzt die Fahrten mit den Autos gestoppt. Wir werden diese WLAN-Technologie nicht mehr einsetzen. Zusätzlich haben wir eine interne Untersuchung gestartet und einen externen Prüfer beauftragt. Wir haben schon mit dem Löschen begonnen. Die irische Datenschutzbehörde drängte vergangenen Freitag darauf, dass die irischen Daten gelöscht werden. Das haben wir über das Wochenende bereits getan.



Und die österreichischen Daten?




Oberbeck: Die löschen wir auch so schnell als möglich.



In Deutschland herrscht Aufregung. Haben sich auch österreichische Politiker bei Ihnen gemeldet?



Oberbeck: Nein. Wir haben aber die Datenschutzkommission über den Fehler informiert und gesagt, dass wir das schnellstmöglich beheben.









Dieses Interview ist im Falter 20/10 erschienen. Das Foto zeigt ein Street-View-Auto. Credit: Flickr-User Jon Delorey

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