Scotty, beam mich weg von diesen Idioten!

Mit ihrem neuen Theaterstück führt die Künstlergruppe Monochrom vor, wie mühsam das Leben im All tatsächlich ist

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2011. Dies sind die Abenteuer der Raumstation ISS, die mit ihrer vier Mann starken Besatzung die Erde umkreist, Experimente durchführt und auf engem Raum Stimmungstiefpunkte erlebt.

So könnte man die Handlung des neuen Monochrom-Stücks beschreiben. Vier Schauspieler stehen auf der Bühne der Garage X, tragen blaue Astronautenanzüge und hüpfen herum, als seien sie schwerelos. Ein durchgeknallter, bibeltreuer Amerikaner als Captain; eine hysterische Französin; ein eher ungepflegter russischer Kosmonaut und ein reicher neuseeländischer Weltraumtourist, der alles kaputtmacht, gehören zur Crew.

Die Charaktere sind unterhaltsam, die Handlung ist diffus. Offiziell ist das englischsprachige Stück eine “Improv Reality Sitcom“. Jede der zehn Folgen wird improvisiert, nur der grobe Rahmen ist vorgegeben. Nachträglich kann man alle Episoden online unter monochrom.at/iss ansehen.

Das ist der Albtraum eines Schauspielers
Johannes Grenzfurthner von der Kunstneigungsgruppe Monochrom hat sich das Ganze ausgedacht. Vor zehn Jahren kaufte er im Kennedy Space Center vier Astronautenoveralls. Im Stück spielt er einen Ground-Control-Mitarbeiter, der die Crew regelmäßig stresst, etwa mit grässlichen Techno-Songs am Morgen. “Viele wissen das nicht, aber die Ground Control spielt den Astronauten jeden Morgen ein Lied zum Start in den Tag vor.“

Hinter dem Slapstickhumor steckt viel Liebe zum Detail. Die Bühne ist so groß wie ein Modul der ISS. Die Schauspieler Jeff Ricketts, Claire Tudela, Maciej Salamon und Geoff Pinfield mussten sich als Vorbereitung sogar Vorträge von Raumfahrtexperten anhören.

Einer der Schauspieler ist besonders weltraumerprobt: Der Amerikaner Jeff Ricketts trat bereits in “Star Trek“ als Andorianer auf, als blauer Alien mit Antennen am Kopf. Heute lebt Ricketts in Österreich und spielt einen egomanischen Texaner. “Das ist der Albtraum eines Schauspielers“, sagt Riketts über das Improvisieren.

Das Improformat hat auch seine Nachteile. Nicht jeder Witz sitzt, nicht jeder Charakter kommt gleich stark zur Geltung. Aber die Detailversessenheit und die Schauspieler sind sehenswert – allein schon, um festzustellen: Das Leben auf einer Raumstation ist nicht so glamourös, wie uns das “Star Trek“ vorgaukelt.

 

Monochrom’s ISS: nächste Folge am 4.Mai, 20 Uhr, in der Garage X. Dieser Artikel ist im Falter (Ausgabe 12/11) erschienen. Fotos: Julia Fuchs

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