Wo die „Meinungsmutigen“ irren
Die beiden österreichischen Herausgeber Wolfgang Rosam und Christian Rainer fordern die Abkehr von der Anonymität im Netz. Ich fordere von allen österreichischen Herausgebern mehr Verantwortungsbewusstsein
Update: Nun will Wolfgang Fellner, Herausgeber von Österreich, die Anonymität in seinem Zeitungsforum abschaffen, habe dies weiter unten kommentiert
Falstaff-Herausgeber und Kommunikationsberater Wolfgang Rosam hat eine Initiative gegründet, sie heißt „die Meinungsmutigen“ und fordert eine Abkehr von der Anonymität. Er wünscht sich in einem – sehr leidenschaftlich verfassten Aufruf – eine Art Deklarationspflicht im Netz und er ist nicht der einzige. Vor wenigen Tagen äußerte sich auch Profil-Herausgeber Christian Rainer zu diesem Thema und meinte: Schluss mit der Anonymität! Die beiden Herausgeber liegen in meinen Augen falsch. Es geht hier weniger um die Anonymität, als um journalistische Verantwortung. In folgendem irren “die Meinungsmutigen”:
1.) Wolfgang Rosam, bzw. „die Meinungsmutigen“ sagen: „Was hier in den letzten Wochen und Monaten an Shitstorms über einzelne Personen, aber auch Unternehmen und Organisationen, über uns alle hereingebrochen ist, ist so nicht mehr hinnehmbar.“
Rosam und Rainer gehen beide davon aus, dass Shitstorms in erster Linie von anonymen Usern losgetreten werden, dass es ohne die Anonymität nicht zu dieser kollektiven Wutentladung käme. Doch das ist falsch, wie zuletzt der Shitstorm rund um Ö3-Moderatorin Elke Lichtenegger zeigte. Die hatte mit einem achtlosen Satz für ungeheure Empörung gesorgt. Doch wo fand der Shitstorm statt? Im anonymen Internet nur zum Teil: Der Shitstorm rund um Elke Lichtenegger wütete auf Facebook, dort wo die meisten User mit realem Namen unterwegs sind (hier berichtete ich über den Fall Lichtenegger). Und tatsächlich posteten viele auch extrem Verletzendes unter dem sogenannten “Klarnamen”. Ein paar Beispiele gefällig?
Wortmeldungen wie…
„Geh in Arsch du arrogante Sau“
„Du dumme Schlampe“
„Selfie geiles Tschopperl“
„fick dich doch^^“
„Warum hat man diese Frau immer noch nicht gekündigt? Und meinst du F***** wirklich das eine Facebookentschuldigung ausreicht um diesen Fehler auszubessern? NEIN ich glaube nicht!“
…wurden allesamt unter dem echten Namen verfasst.
Ich habe übrigens einige dieser User auf Facebook angeschrieben und gefragt, wie sie über ihre eigenen Worte denken. Kein einziger schrieb zurück. Der Fall Lichtenegger zeigt, dass die ungeheure Wut im Netz nicht rein auf der Anonymität basiert.
Ein bisschen wissenschaftlicher Hintergrund:
Für mein Buch sah ich mir viele wissenschaftliche Studien und Theorien aus der Psychologie und Verhaltensforschung an. Eine spannende Erkenntnis ist, dass die Anonymität nur ein Faktor ist, warum Menschen online enthemmter sind. Diese wichtigste These hierzu ist der „Online Disinhibition Effect“, zu Deutsch „Online-Enthemmungseffekt.
Wer etwas zu sagen hat, soll Gehör finden, wer nur schimpft, nichtDer Psychologe John Suler hat festgestellt, dass Menschen online enthemmter sind als offline. Ein Faktor dabei ist die Anonymität, aber eben nur ein Faktor. Ebenfalls wichtig ist das Gefühl der Unsichtbarkeit. „Unsichtbarkeit“ bedeutet, dass man in der schriftlichen Kommunikation des Internets den Gesprächspartner nicht sieht. Man hört nicht die Stimme des anderen, wenn dieser gekränkt klingt, man sieht nicht sein Gesicht, wenn er traurig dreinblickt. Dieses Fehlen nonverbaler Signale – vor allem des Augenkontakts – führt dazu, dass Menschen online enthemmter sind. Sie sehen eben nicht, was sie online anrichten. Viele werden deswegen grober in ihrer Wortwahl.
Die große Herausforderung ist, auch online Tools und Mechanismen einzuführen, die die Empathie fördern. In einem Essay für den Bayrischen Rundfunk beschrieb ich das folgendermaßen:
„Die Anonymität ist nur Teil des Problems. Durch das Wegfallen der nonverbalen Signale, des Augenkontakts und der physischen Nähe entsteht online ein Gefühl der Unsichtbarkeit und Konsequenzenlosigkeit. Wir müssen gegen dieses Gefühl ankämpfen und sozialen Druck aufbauen.
‘Sozialer Druck’, dieses Wort klingt irgendwie unbehaglich und doch ist sozialer Druck, so bin ich überzeugt, für das gesellschaftliche Zusammenleben notwendig. Wir ermutigen uns ständig gegenseitig dazu, Rücksicht aufeinander zu nehmen. Das sollten wir auch im Internet tun – wer etwas zu sagen hat, soll Gehör finden, wer nur schimpft, nicht.“
Aber was heißt das konkret? Mit welchen Tools oder Mechanismen kann User dazu ermutigen, freundlich miteinander umzugehen und für ihr eigenes Verhalten Verantwortung zu übernehmen? Ist das überhaupt möglich?
2.) Wolfgang Rosam behauptet weiters: „Warum soll es also völlig unlösbar sein, zu einer Posting-Kultur zu finden? Wenn es – im Extremfall – nur durch deklarierte Meinungsäußerungen funktioniert, dann muss man eben diesen mühsamen Weg in Kauf nehmen.“
Hier liegt Wolfgang Rosam falsch. Dieses Problem ist nicht „völlig unlösbar“. Es gibt etliche internationale Beispiele, wie Medien einen respektvollen Ton in ihren Foren herstellen. Das bekannteste deutschsprachige Medium ist Zeit Online: Die erlauben anonyme Postings, lesen aber wirklich jeden Beitrag und greifen notfalls ein. Dabei wird auch argumentiert, warum ein Kommentar oder ein Teil eines Kommentars gelöscht wurde. Zum Beispiel heißt es: „Gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich.“ Dabei wird dem User sehr klar gezeigt, in welchen Rahmen die Debatte stattfinden soll. Genau das sollten Online-Medien noch viel mehr tun: Haltung zeigen und klar definieren, in welcher Tonalität sie die Onlinedebatte führen wollen – und dementsprechend das Forum moderieren. So etwas kostet natürlich Zeit und Personal, aber Zeit Online zeigt, dass es möglich ist.
Umso faszinierender ist, wenn österreichische Herausgeber nun ein Ende der Anonymität fordern: Was tun diese Herausgeber selbst, um online für einen besseren Ton zu sorgen? Wie viele Moderatoren beschäftigt ihr Medium? Beschäftigen sie überhaupt jemanden dafür?
Österreich, aber auch der gesamte deutschsprachige Raum hinkt hier noch hinterher. In den USA und in Großbritannien gibt es etliche wunderbare Beispiele, wie man für einen besseren Ton sorgen kann. Die New York Times und der Guardian stellen ihren Usern zum Beispiel gezielte Fragen. Das ist ein ganz simpler Trick, um konstruktiver miteinander zu diskutieren.
Medien sollten sich also überlegen: Was will ich mit meinem Forum überhaupt?Die New York Times berichtete zum Beispiel über die horrenden Kosten, die bei einer Geburt anfallen. Die Zeitung fragte ihre Leser gezielt, welche Erfahrungen sie selbst dabei machten. Das Ergebnis: Viele User schrieben echt spannende Kommentare und ergänzten den Bericht der New York Times mit eindrucksvollen, persönlichen Beispielen.
Medien sollten sich also überlegen: Was will ich mit meinem Forum überhaupt? Worüber möchte ich gemeinsam mit meinen Lesern diskutieren? Welche Infos könnten die Leser beisteuern, die ich noch nicht habe? Doch leider stellen sich viele Medien gar nicht diese Frage, sie wollen Clicks sammeln und möglichst wenig Geld und Aufmerksamkeit in ihr Forum investieren. Was dabei herauskommt, wissen wir.
Ich habe übrigens noch einige andere Beispiele zusammengetragen, wie Online-Medien die Debattenkultur verbessern können, dazu mein Workshop von der re:publica 2014, den ich mit Teresa Bücker hielt.
Übrigens habe ich kein Problem damit, wenn einzelne Medien bei sich eine Klarnamenpflicht einführen: Zum pluralistischen Internet gehört auch, dass jedes Onlinemedium selbst die Regeln auf der eigenen Seite festlegt. Die User wiederum haben das Recht, zu entscheiden, ob sie diese Seite nutzen wollen. Wovor ich aber absolut warne, ist eine flächendeckende Abkehr von der Anonymität, weil diese extreme Gefahren in sich birgt, wie das Beispiel Sürkorea zeigte.
Fazit: Die Forderungen von Wolfgang Rosam, den “Meinungsmutigen” und von Christian Rainer sind zu kurz gedacht
Es ist falsch, dass die Anonymität der einzige Grund für die Aggression im Netz ist. Und es behagt mir nicht, wenn so leidenschaftlich eine Abkehr von der Anonymität gefordert wird, wenn es doch gelindere und trotzdem effektive Mittel gibt. Wieso probieren wir nicht zuerst die sanften Methoden aus, wie zum Beispiel Moderation und technische Lösungen? Wie gesagt: Einige Lösungsansätze kann man hier nachlesen.
Aber in einem stimme ich Rosam und Rainer zu: Vieles, was online geschrieben und toleriert wird, ist nicht in Ordnung und sollte auch nicht toleriert werden. Wolgang Rosam, Kommunikationsberater und Herausgeber des Magazin Falstaff, schrieb einen leidenschaftlichen Aufruf für weniger Anonymität. Ich möchte hiermit einen leidenschaftlichen Aufruf für mehr Verantwortung der Onlinemedien und der österreichischen Herausgeber starten.
Update: Nun will Österreich die Anonymität im Zeitungsforum abschaffen. Dies gab Wolfgang Fellner heute in seinem Leitartikel bekannt
“Warum dieser Hass?!”, fragt Österreich – eine eher rhetorische Frage, denn die Hintergründe und Mechanismen des Hasses werden nicht erläutert. Nichtsdestotrotz weist Österreich zu Recht darauf hin, dass über Conchita Wurst furchtbare Dinge – häufig auch auf Facebook – geschrieben werden. Österreich selbst bringt einen Auszug solcher Hass-Postings, die Namen der Verfasser wurden dabei geschwärzt. Warum eigentlich, sind die nicht alle anonym?
Wer derzeit Facebook-Seiten wie “NEIN zu Conchita Wurst beim Song Contest” aufruft, findet in der Tat furchtbare Einträge. Dort hetzen User unter ihrem richtigen Namen als auch unter Pseudonymen. Der Hass, so scheint es, ist nicht nur eine Folge der Anonymität.
Wolfgang Fellner hat bekanntgegeben, dass ab Juni auf seiner Zeitungs-Webseite keine anonymen Postings mehr erlaubt sind. Ich glaube, es ist absolut Wolfgang Fellners Recht, die Klarnamenpflicht auf seiner Seite einzuführen – und bin sehr gespannt, wie sich dies auf oe24.at auswirken wird. Eine etwas komplexere Analyse und ein paar Studien genau zu diesem Thema finden sich in meinem Buch “Der unsichtbare Mensch”
Das obige Bild stammt von Flickr-User Libertinus. Die Fotos aus der Zeitung Österreich stammen aus der heutigen Ausgabe des Blattes
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In India, English, Hindi, Punjabi and regional gagespapers supply
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blood vaccine turned useable.
Der Wecker hat geläutet, die wichtigsten europäischen Regierungen haben mitgemacht, möglicherweise auch die österreichischen Regierungen - falls das Frau Brodnig entgangen sein soll - und wenn der auch hier mobilisierte Antiamerikanismus (ein österreichischer Schulterschluß vom Falter bis zur FPÖ) der am Rande der Auflösung befindlichen EU nicht zu Hilfe kommt, werden die JournalistInnen wieder in geistigen Tiefschlaf verfallen, bis zurm nächsten Hornberger Schießen.
Ich würde die Hasspostings nur dann zensurieren, wenn Aufforderungen zur Gewalt gegen andere oder geheimes Material für den Bau von Atomwaffen oder Kinderpornographie darinnen enthalten ist.
Es gibt Leute, die möchten was vermitteln oder haben eine These zu einem Sachverhalt, der jetzt schlecht rennt und wollen Möglichkeiten aufzeigen, wie es besser gehen könnte.
Dieser Sachverhalt stellt aber gewisse regierenden Parteien vor ein Problem.
Die Hasspostings nehmen im Netz zu, weil die Leute auf Verämderung zum Positiven hoffen und versuchen etwas dazu beizutragen und dann permanent entäuscht werden.
Anstatt kommunikativ nach Lösungen zu suchen, wie "hey suchen wir gemeinsam eine Lösung" => wird in vielen Foren nur mit NLP oder Drüberfahren Meinungen discrambeld!
Wenn wissenschaftliche These durch Inquisition anstatt durch den Gegenbeweis falsifiziert wird => Mittelalter
Die Anonymität im Netz, Tor und die Wächter sichern, dass keine Schriften digital zerstört und verbrannt werden, weil eine Idee kann man nicht zerstören.
Schwierig.
Ich seh, dass es problematisch ist, wenn es Kommentarbereiche gibt und die werden nur mit unnützen Texten gefüllt. Aber ich finde die Möglichkeit der Anonymität von Webseitenbesuchen ist wichtiger als die Diskussionbereiche.
Das ist in der Tat eine schwierige Abwägungsfrage. Es gäbe jedoch etliche Maßnahmen, die Onlineforenbetreiber setzen könnten, um generell das Klima zu verbessern - auch ohne die Anonymität aufzuheben. Da ließe sich noch viel, viel mehr machen.
Gerade ein Forum wie das des Standard, in dem Postings nicht veröffentlicht werden, weil man den Autor eines Artikels auf Fehler wie "als" nicht "wie" hinweist, hat einen Community Manager eh dringend nötig.
Generell halte ich es für vermessen, zu glauben, dass man mit Leuten "eh auf Twitter diskutieren" kann. Grundsätzlich gibt es drei Kategorien von Menschen online: die einen wollen ihren Dreck ablassen und scheren sich sowieso nicht um die Konsequenzen/antworten/wasauchimmer. Die zweite Gruppe agiert politisch indoktriniert/motiviert uns ist nur auf Streit/Trolling aus. die dritte Gruppe ist diejenige, mit der man auch diskutieren könnte, die am Austausch interessiert ist. Dieser Gruppe ist auch die Grundvernunft nicht verloren gegangen, weswegen eine Diskussion mit Ihr auch weniger bringt, weil man sich auf Grundsätzlichkeiten verständigen kann. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten, die Dinge wie "Das Internet kommt aus den USA, also habe ich Absolute Redefreiheit" (:facepalm:) propagieren.
R. hat seit 2002 unter mehreren, z.T. parallel geführten Nicks (zb. "A.B. Artig", "Xulu Hulu" etc.) ihr Unwesen getrieben.
Sie hat sich darauf spezialisiert Mitposter mit anderen Meinungen als Nazis zu denunzieren; hinter jedem unangenehmem Posting einen "Blaunen", mindestens, zu erschnüffeln und entsprechend zu beleidigen. Natürlich auch fleissig zu "melden", auf dass der Gegner es möglichst schwer hat, angesichts der Fülle an Denunzierungen vielleicht sogar gesperrt wird.
Sollte die Redaktion nicht von sich aus gewusst haben wer sich hinter den R.-Nicks verbirgt, so wurde sie schon vor Jahren von aufmerksamen Postern (die gelegentliche Hinweise auf Persönliches in den Beiträgen der R. logisch verknüpften) darauf aufmerksam gemacht, hat R. aber - die dann und wann Beiträge auf derstandard veröffentlichen durfte - einfach machen lassen. Ihr "Engagement" passt schliesslich zur Blattlinie.
Passen in Postings zum Ausdruck gebrachte Meinungen allerdings dauerhaft *nicht* zur Blattlinie - ist der Poster also "unbelehrbar" und widersetzt er sich politisch korrekter Erziehung by (Meinungs-)Zensur - dann wird dem die allgemeine Netiquette selbstverständlich achtende User auch gerne mal der Account gesperrt.
Der Art. 19.1. - "Jeder User hat das Recht auf freie Meinungsäusserung" - ist jedenfalls pure Heuchelei.
Aus dem gleichen Holz wie R. ist auch Misik geschnitzt, der ebenfalls gerne Klarnamen-Poster sähe auf dass die "Schwarmvertrottelung" (Öha - Publikumsbeschimpfung!) ein Ende haben möge. Er selbst leistet sich unfassbare Entgleisungen:
"geh, das sind doch die immergleichen 20 ausländerhasser, die sich gegenseitig grün geben. ..."
http://derstandard.at/plink/1361240962345?_pid=30385155&#pid30385155
"Der Misik hat auch schon mal Poster der 'KZ-Wächter Mentalität' bezichtigt."
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:nqQmahDyDAEJ:https://derstandard.at/Userprofil/Postings/233095%3FpageNumber%3D150%26sortMode%3D2+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=at
Das Motto dieses sich mit politischer Korrektheit tarnenden Heuchlertyps charakterisiert Shakespeare ganz gut: "Ich tu das Üble, schrei dann selbst zuerst. Das Unheil das ich angerichtet, leg ich den anderen dann zur Last"
Das ist pure Verleumdung und demaskiert sich von selbst.
Peinliche Anwürfe haben hier und auch anderswo übrigens nichts verloren und lenken auch nicht von der Tatsache ab, dass in den Foren Unduldbares stehen bleibt, z.b. Mordaufrufe an Muslimen.
Und, Richard, zu feig, deine Identität preiszugeben aber verleumden? Igitt.
"Das ist pure Verleumdung"...ja klar ;->
Selbst Der Standard schreibt ja dass sie aufgrund zahlreicher Problempostings, die natürlich unter verschiedenen Nicknames anonym gemacht wurden, fürs Forum gesperrt wurden.
Mir ist nur ein Rätsel warum man so einem Community-Troll dann auch noch eine mediale Bühne schenkt.
(Beitrag gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich und breiten Sie hier keine persönlichen Animositäten aus. Danke, I.B.)
(Beitrag gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich und beleidigen Sie nicht den Diskussionspartner. Danke, I.B.)
Der Hinweis auf dieses "absolute Rededreiheit"-Denken ist gut! In der Tat ist ein Teil des Problems, dass Leute die Meinungsfreiheit mit der Freiheit verwechseln, herumzumaulen oder wirre Verschwörungstheorien zu verbreiten. Teilweise ist dabei nicht einmal die konkrete Meinung das Problem, sondern die Tonalität der Postings. Aber stimmt, das liegt auch daran, dass Leute ein Ventil für ihren Unmut suchen und an diesem Gefühl der Konsequenzenlosigkeit. Bei diesem Gefühl müsste man ansetzen und das Online-Diskutieren auch aufwerten. Das versuchen übrigens einige Foren auch zunehmend. Insofern bin ich zu einem gewissen Grad sogar hoffnungsvoll.
Wie kommst du darauf das Kommentatoren die gleiche Meinung wie der Autor oder die Masse der Besucher teilen müssen? Und wenn man nicht bereit ist das ganze Meinungsspektrum zu ertragen, sollte man entweder diese Seiten nicht mehr besuchen oder techn. Hilfsmittel zum ausblenden nutzen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich hab kein Problem wenn persönl. Kränkungen und OT sonstwohin verschoben werden. Aber gerade der Kommentarbereich zeigen andere Meinungen abseits dpa und sonstiger Propaganda, die in den Medien unterrepräsentiert sind und für die Medienlandschaft zu kontrovers sind. Debatten wie Sarrazin haben gezeigt, dass es nicht ein unbedeuteter Teil der Bevölkung, weltfremder Spinner sind; eher haben die meisten das Gefühl der Einheitsbrei etwas entgegenzusetzen zu müssen.
Das ist das große Missverständnis: Ich bin für Meinungsvielfalt, aber gegen untergriffige, hasserfüllte und beleidigende Postings. Eine derartig aggressive Tonalität verhindert, dass diskutiert werden kann und Menschen ihre Argumente austauschen. In den meisten Fällen ist nicht unbedingt die Meinung der Poster das Problematische, sondern die Beleidigungen, die gemeinsam mit dieser Meinung gepostet werden. Wie negativ die Auswirkungen davon sind, kann man hier nachlesen: http://www.nytimes.com/2013/03/03/opinion/sunday/this-story-stinks.html?_r=0
Ich halte es für zumutbar, dass in einem Land wie Österreich die Menschen hinkünftig nur mehr unter ihrem Klarnamen posten. Anonyme oder Fake-Leserbriefe werden ja - zumindest in Qualitätsmedien - nicht in Printprodukten veröffentlicht. Mein Hinweis an für Standard.at und Presse.com: Die teilweise unterirdischen, und manchmal wirklich völlig inakzeptablen Postings haben meiner Meinung nach das Potential, die Medien-Marken der Posting-Hosts erheblich zu beschädigen.
Nein, Klarnamenpflicht halte ich für den absolut falschen Weg. Gerade wenn man etwa einen "selteren" Namen hat, reicht eine Google-Suche um alle Beiträge die man geschrieben hat für andere aufzulisten. Abgesehen davon wären damit nicht nur die Pöbler abgeschreckt, sondern auch Menschen, die interessantes zu sagen haben.
Onlinemedien wie standard.at und presse etc kommen da wohl nicht drumherum aktiv zu moderieren und dafür auch das Geld in die Hand zu nehmen entsprechende Leute zu bezahlen. Ich sehe nichts falsches darin wenn hier ein paar neue Studentenjobs entstehen, die die Qualität der Foren steigern.
Nein, Herr "McFly", das stimmt nicht.
Die Idee hinter diesem Vorschlag ist ja genau, solche Pöbler aus der allzu bequemen Anonymität herauszureißen. Wenn ihnen bewusst ist, dass ihre menschenverachtenden Äußerungen mit ihrer Person assiziiert werden können, denken sie hoffentlich zwei Mal nach. Wer etwas Kluges oder Sinnvolles zu sagen hat, wird sich dafür nicht verstecken wollen. So handhabe ich das zumindest.
Der einzige Weg um Klarnamenzwang durchzusetzen wäre doch Post-Ident, abgesehen vieleicht davon, die Leute mit einem Ausweis antanzen zu lassen.
Nutzen Sie wirklich diesen Weg, oder darf sich jeder einen real klingenden Namen aussuchen? Wodurch natürlich wieder nur die Ehrlichen die Dummen wären.
Ich bin übrigens froh, dass mir keiner meine pubertären Ansichten von vor 20 Jahren vorhalten kann.
Ich bin auch skeptisch, ob eine Abschaffung der Anonymität funktionieren würde. Gerade auf staatlicher Ebene birgt das Gefahren, wie das Beispiel Südkorea zeigt, siehe auch hier: http://brodnig.org/2013/07/26/warum-hass-postings-so-gefahrlich-sind/
Nur eines sollte man schon anmerken: Es gibt durchaus eine Kompromisslösung - eine verbindliche Online-Identität. Etliche Foren wenden Mechanismen an, bei denen User zwar anonym sind, aber nicht ihrem eigenen Online-Ruf schaden wollen. Bei Gawker werden nur dann Postings automatisch freigeschaltet, nachdem User bewiesen haben, dass sie keinen Dreck posten. Und bei der Frage-Antwort-Seite Stackoverflow gibt es ein höchst komplexes Reputationssystem, bei der die User immer mehr Rechte erhalten, je mehr Reputationspunkte sie haben.
Das klingt jetzt sehr kompliziert, aber im Kern geht es darum, dass Leute selbst ernstnehmen sollen, was sie schreiben. Sie sollen sich selbst fragen: Stehe ich wirklich zu dieser Meinung und Ausdrucksweise?
Bei Ihrer Antwort auf meinen Kommentar bin ich voll auf Ihrer Seite.
Im Artikel geht es aber mehr um Zensur und so etwas steht einer Institutione, die selbest sehr von freier Meinungsäußerung profitiert, schlecht zu Gesicht.
Besonders wenn das Publikum die f. M. besonders hoch schätzt. Weil es zB. mit dem Internet und einer recht amerikanischen Einstellung dazu aufgewachsen ist. Ein Publikum dass beim erzwingen des Leistungsschutzgesetz mit erleben durfte, wie verlogen, intransparent, undemokratisch und die f. M. missbrauchend die etablierten deutschen Medien wirklich arbeiten wenn sie ihre Agenda durchdrücken wollen.
Daher empfehle ich, Zensur möglichst so wenig wie möglich, dafür so transparent es geht.
Natürlich sind Web Angebote keine demokratischen Systeme und der Betreiber kann mit seinen Nutzern so diktatorisch umgehen wie er will. Aber die Nutzer haben eben gefühlte unendliche Alternativen... und evtl es genau die f. M. liebenden Nutzer, welche die (Mühe auf sich nehmen und die) wünschenswerten Kommentare schreiben und mit Links für Reichweite sorgen.
Wenn man sich manche Kommentare auf z.B. Facebook (oder seit der Verknüpfung mit g+ auch auf Youtube) ansieht, bewirkt eine Klarnamenpflicht allerhöchstens noch etwas bei Menschen, die sich tendentiell noch vor dem Internet fürchten.
Hass Beiträge sollten ruhig gelöscht werden, die tragen nichts dazu bei, die Debatte voran zu bringen.
Aber wenn alles gelöscht wird, was dem Redakteur politisch nicht passt, dann ist das unschön.
Gerade in Medien die eher links stehen, leider nicht unüblich.
Sehe ich nicht so. Medien, die angeblich links sind, wird das häufig vorgeworfen. Nur warum sind dann dort trotzdem so viele rechte Meinungen zu finden? Würden die Redakteure tatsächlich so vorgehen, dann gäbe es all diese Postings nicht.
Aber sonst stimme ich zu: Solange die Tonalität passt, der Kommentar nicht off topic ist und keine bösartigen Untergriffe kommen, finde ich, sollte man auch Postings mit konträrer Meinung zulassen.
Aha, Buchwerbung.
Ansonsten bin ich ganz auf der Seite von Hitchens: “Freedom of Speech Includes the Freedom to Hate”.
Nein, Meinungsfreiheit bedeutet nicht Hassfreiheit. Zumindest werden strafrechtlich klare Grenzen gezogen, was nicht mehr zur Meinungsfreiheit gehört. Sogar in den USA, die noch viel mehr Hate Speech zulassen, gibt es Grenzen.