“Rupert Murdoch will uns umbringen”
Bill Keller, Chefredakteur der New York Times, über die Enthüllungen von Wikileaks, die Zukunft der gedruckten Zeitung und den unersetzbaren Wert von Redaktionen
Bill Keller ist kein Schwarzmaler, das sagt er über sich selbst. Dabei leidet die New York Times immens an der US-amerikanischen Zeitungskrise und will nun für ihre Onlineausgabe Geld verlangen. Beim Besuch in Wien erklärte der Chefredakteur der New York Times, wie er sich den Qualitätsjournalismus nach dem Tod der Zeitung vorstellen kann, wie er über Medienmogul Rupert Murdoch denkt und warum das vielgerühmte iPad der Branche Geld bringen könnte.
Falter: Herr Keller, wird die Zeitung in 100 Jahren noch existieren? Oder werden sie künftige Generationen nur noch aus dem Museum kennen?
Bill Keller: 100 Jahre sind eine lange Zeit. Ich bin mir zumindest sicher, dass es die Zeitung in zehn, 15 Jahren noch geben wird. Das ist wie bei den Vinylplatten. Die hätten angeblich auch aussterben sollen, wurden aber zu einer Art Sammlerobjekt. Irgendwann wird es sich wirtschaftlich nicht mehr rentieren, Bäume zu fällen und Papier zu bedrucken. Dann wird die Zeitung durch etwas ersetzt, was alle Vorteile des herkömmlichen Drucks hat und noch ein paar Errungenschaften dazu. Für mich ist das keine Tragödie.
Was bedeutet das für Ihre eigene Zeitung? Ihr Herausgeber Arthur Sulzberger sagte bereits: Wir werden den Druck der New York Times irgendwann in der Zukunft einstellen.“
Keller: Stimmt, aber er sagte nicht, wann diese Zukunft eintreten wird. Die Entwicklung erkennen wir jetzt: Wir verkaufen ungefähr eine Million Zeitungen pro Tag, mehr als 30 Millionen Menschen besuchen monatlich unsere Webseite. Wir erreichen somit mehr Leute im Internet als in Print. Die Zukunft ist digital – egal, ob die Zeitung tatsächlich im Internet oder als Applikation auf einem Gerät wie dem iPad gelesen wird. Die Substanz der New York Times ist ja nicht das Ding, das man in der Hand hält. Ihre Substanz ist der Journalismus, den hunderte Reporter, Fotografen, Redakteure und Webproducer erzeugen.
Sie glauben, dass die Onlinezeitung künftig die Verluste der Printzeitung ersetzen kann?
Keller: Ja.
Aber bisher geht diese Rechnung nicht auf.
Keller: Das wird sich ändern. Der Großteil unserer Einnahmen kommt derzeit aus der Zeitung, ein kleinerer Teil kommt aus dem Internet. Mit der Zeit wird Online immer mehr wachsen, wohingegen Print schwindet.
Ab kommendem Jahr wollen Sie für Ihre Onlineausgabe Geld verlangen. Wie soll das funktionieren?
Keller: Die Kunst ist, vom Abonnenten Einnahmen zu generieren, ohne das Werbegeschäft zu vermiesen. Den Werbern geht es um hohe Zugriffszahlen auf die Webseite. Wir planen deswegen ein sogenanntes Zählmodell. Der User bekommt eine bestimmte Anzahl von Artikeln gratis, danach muss er zahlen. Unsere Schranken bleiben dabei beweglich: Wenn die Zugriffe auf die Webseite sinken und die Werbeeinnahmen dadurch gefährdet werden, dürfen die Leute wieder mehr Artikel gratis lesen. Niemand erwartet, dass wir mit diesem System plötzlich irrsinnige Summen verdienen. Mit der Zeit wollen wir aber ein Verständnis dafür schaffen, dass sich unser Journalismus von anderen Angeboten im Netz unterscheidet und dass seine Herstellung teuer ist.
Sie wollen die Leute also zum Umdenken bringen? Derzeit heißt es oft: Für Nachrichten kann man im Internet kein Geld verlangen.
Keller: Und einst hieß es: Niemand wird für Musik online zahlen. Dann entwickelte Apple iTunes und macht heute enorme Gewinne. Mittlerweile gibt es kostenpflichtige Apps für das iPad. Die Leute gewöhnen sich langsam daran, für die digitale Ausgabe des New York Magazine oder von Wired ein bisschen Geld zu zahlen. Dieses Umdenken beginnt also bereits.
Wird das iPad tatsächlich die Branche retten oder ist es ein Hype?
Keller: Gewissermaßen ist es ein Hype. Es ist ein tolles Gerät, aber ich bezweifle, dass ein einziges Gerät ein Monopol auf dem Nachrichtenmarkt haben wird. Es kommen bereits Konkurrenzprodukte auf den Markt. Wichtig ist, dass einem diese Geräte Lust aufs Lesen machen.
In der New York Times gibt es sogar eine eigene Forschungsabteilung. Was passiert dort?
Keller: An manchen Tagen fühlt es sich so an, als sei die gesamte New York Times eine Forschungsabteilung. (Lacht.) Aber Sie meinen wohl unser Research and Development Department. Diese recht kleine Abteilung studiert neue Geräte und überlegt, wie man in den nächsten drei, vier Jahren neue Einnahmen machen könnte. Viel spannender finde ich die generelle Entwicklung in unserem Newsroom. Wir bekommen regelmäßig Auszeichnungen für unsere Innovationen und haben einfallsreiche junge Experten angestellt. In den letzten fünf Jahren haben wir unseren Zeitungs- und Onlinenewsroom zusammengelegt. Das führt zu kreativen Ideen, viele der interessanteren Einfälle stammen dabei von traditionellen Zeitungsredakteuren.
Warum haben denn herkömmliche Journalisten besonders gute Einfälle?
Keller: Herkömmliche Journalisten sind auch nicht blöd. Es gibt zusätzlich noch viele andere kluge Leute – wichtig ist, sie alle in die Diskussion einzuladen. In vielen Redaktionen sitzen auf der einen Seite die Printjournalisten, sie sind quasi die wichtigen Leute, und auf der anderen Seite befindet sich die Digitalabteilung, quasi Mitarbeiter zweiter Klasse. Wenn man die Mauer zwischen ihnen niederreißt, gibt es viel mehr kreative Ideen.
Haben Sie ein Beispiel?
Keller: Einer unserer Moskau-Korrespondenten hat eine Reihe über Putins Russland verfasst. Bevor wir seine Beiträge veröffentlichten, ließ er alle Texte ins Russische übersetzen und stellte sie auf populären russischen Blogs online. Wir haben dort die Leserkommentare gesammelt und diese ins Englische übersetzt. Die besten Kommentare gab es dann auf unserer Webseite und in der Zeitung zu lesen. Auf diese Weise bekamen wir Rückmeldungen von Menschen, die Putins Regime selbst erleben.
Sie sagen: Die Substanz der New York Times ist ihr Journalismus. Ist diese Substanz in den USA gefährdet?
Keller: Ich bin zwar kein Schwarzmaler, einige Zeitungen haben aber schon zugesperrt, viele andere überleben dadurch, dass sie teurere Formen der Berichterstattung abschaffen. Die Washington Post hat letztes Jahr alle nationalen Büros geschlossen; einige Zeitungen leisten sich nicht einmal mehr einen Redakteur in ihrer eigenen Hauptstadt; die investigative Berichterstattung leidet.
Auch die New York Times hat schon Mitarbeiter entlassen. Wenn sich Ihre Hoffnung doch nicht erfüllt und das Onlinegeschäft die Verluste aus Print nicht ausgleichen kann, wären Sie dann für eine staatliche Unterstützung?
Keller: Da bin ich sehr misstrauisch. Die staatliche Medienförderung mag anderswo Tradition sein, bei uns ist sie das nicht. Natürlich gab es immer eine gewisse Unterstützung für US-amerikanische Medien – Zeitungen bekamen zum Beispiel günstigere Posttarife für den Aboversand. Aber bei einer staatlichen Rettungsmaßnahme würde ich mich eher unwohl fühlen.
Sogar wenn es ums Überleben Ihrer Zeitung ginge?
Keller: Wenn es ums Überleben geht, hat man meistens einen sehr starren Blick. Ich will jetzt keine Option ausschließen, aber ein enthusiastischer Anhänger dieser Lösung wäre ich nicht.
In Städten wie Chicago oder San Francisco gibt es keine Zeitung mehr. Wie wirkt sich das auf die amerikanische Demokratie aus?
Keller: Die Gefahr ist offensichtlich. Unsere Demokratie braucht informierte Wähler. Die Menschen brauchen aber gute Informationen, um kluge Entscheidungen zu treffen – ansonsten folgen sie den Demagogen und Schreihälsen im Kabelfernsehen. Bei San Francisco oder Chicago sollte man aber eines berücksichtigen: Dort gibt es seriöse Onlinemedien, wie etwa The Bay Citizen oder Chicago News Cooperative. Sie werden von früheren Printjournalisten geleitet, wir drucken einen Teil ihrer Artikel auch in unserer Lokalausgabe ab. Somit unterstützen wir sie ein bisschen. Diese Onlinemedien wurden mit dem Geld privater Stiftungen oder Spender gegründet, ob sie sich langfristig selbst erhalten können, werden wir noch sehen. Ich finde es jedenfalls wichtig, dass die Leute neue Formen des Qualitätsjournalismus ausprobieren.
Heuer gewann auch zum ersten Mal ein Onlinemedium, nämlich Pro Publica, den Pulitzer-Preis.
Keller: Den ausgezeichneten Text haben wir auch in unserem Magazin abgedruckt. Die Journalistin Sheri Fink schrieb über medizinisches Personal in New Orleans, das Patienten umbrachte.
Ist der Pulitzer-Preis für Pro Publica ein echtes Signal oder doch nur eine Ausnahmeerscheinung?
Keller: Da bin ich hoffnungsvoll. Vielleicht ist es ein Keim, aus dem eine neue Form des Journalismus heranwachsen wird, während die alte vergilbt.
Die neuesten Enthüllungen der Webseite Wikileaks sorgen für Aufregung. Schafft Wikileaks eine neue Form von Aufdeckerjournalismus?
Keller: Das Web hat eine neue Form des Aufdeckerjournalismus geschaffen, weil Experten nun jederzeit ihre Meinung einbringen können, weil die Arbeit der Mainstreammedien auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden kann. Aber ob Wikileaks wirklich eine signifikante Neuerung ist, wird sich erst noch zeigen. Ich selbst weiß nicht, von wem die zugespielten Dokumente stammen. Der Verdacht ist aber, dass ein einziger US-Soldat einen Sicherheitsbruch beging und dadurch die großen Wikileaks-Enthüllungen ermöglichte. Dieser Informant wurde verhaftet.
Die New York Times zitiert selbst aus diesen Geheimdokumenten. Wikileaks hat ein sehr radikales Verständnis von Transparenz. Ist so viel Transparenz immer richtig?
Keller: Ich glaube nicht an bedingungslose Transparenz. Die Pressefreiheit inkludiert auch die Freiheit, etwas nicht zu veröffentlichen. Wir haben im aktuellen Fall von dieser Freiheit Gebrauch gemacht und manche Dokumente redigiert, um zum Beispiel Dissidenten zu schützen oder aktuelle Einsätze der Geheimdienste und die nationale Sicherheit womöglich nicht zu gefährden. Wir gaben der Regierung die Möglichkeit, bei allen Informationen Einspruch zu erheben, ehe diese veröffentlicht wurden. Manchmal haben wir diese Hinweise berücksichtigt, manchmal nicht. Aber wir nehmen staatssicherheitliche Bedenken absolut ernst.
Nicht nur das Netz fordert Zeitungen heraus, auch Rupert Murdoch ist Ihr deklarierter Feind. Der Medienmogul kaufte 2007 das Wall Street Journal und will …
Keller: … uns umbringen.
Haben Sie Angst vor Rupert Murdoch?
Keller: Murdoch trat an und sagte: Ich kaufe das Wall Street Journal, ich mache es zu einer allgemeinen Publikumszeitung und bringe die New York Times um.“ Da wurden wir schon nervös. Bisher haben wir aber nicht den Eindruck, dass sich seine Drohungen auf unsere Auflage oder unser Inseratgeschäft ausgewirkt hätten. Das Journal ist eine Wirtschaftszeitung, die traditionell von Montag bis Freitag gelesen wird. Murdoch will eine Samstagsausgabe aufbauen, ist damit bisher aber nicht sehr erfolgreich. Unsere beliebteste Ausgabe ist das Sonntagsblatt, ihre schwächste Ausgabe erscheint am Samstag. Gleichzeitig verliert das Wall Street Journal Teile seiner traditionellen, wirtschaftsorientierten Leserschaft – die wollen wir ihnen wegschnappen.
Murdoch hat sehr viel Geld in das Wall Street Journal gesteckt. Da gibt es sogar die Meinung, dass er damit dem US-amerikanischen Journalismus hilft.
Keller: Schauen Sie, ich finde es immer gut, wenn Menschen in Zeitungen und in Redakteure investieren. Aber in Amerika ist Rupert Murdoch zuallererst für Fox News bekannt – und dafür, wie Fox News den Ton in der öffentlichen Debatte verändert und die Menschen zynischer gemacht hat. Nichts, was Rupert Murdoch mit dem Wall Street Journal macht, kann an diesem Eindruck etwas ändern. Es gibt eine herzhafte Debatte, ob das Journal nun eine bessere Zeitung oder konservativer und unausgewogener ist. Mir fällt es da schwer, objektiv zu sein; aber die Tatsache, dass er in Journalismus Geld steckt, ist grundsätzlich gut.
Nun feierte die extrem rechte Tea Party bei den Kongresswahlen große Erfolge. Sind die Medien daran mit schuld?
Keller: Zuallererst ist das eine Reaktion auf die Wirtschaftslage, in der zehn Prozent aller Erwachsenen keinen Job haben und in denen die Wut wächst. Aber ja, diese Wut und diese Verbitterung wurden auch vom Kabelfernsehen angeheizt. Der Ton im Kabelfernsehen hat sich in den letzten fünf Jahren verändert. Früher gab es CNN, und CNN berichtete einmal besser, einmal schlechter von den Ereignissen dieser Welt. Dann wurden die Schreihälse im Kabelfernsehen lauter, allen voran Fox News. Das hat zur Polarisierung in der Gesellschaft beigetragen.
Bewegen wir uns in ein Zeitalter, in dem sich Emotion und Populismus über sachliche Argumente hinwegsetzen?
Keller: Diese Angst gibt es in den USA, aber ich glaube, sie ist in Europa größer. Europa hat extremere Erfahrung mit Trennung, Spaltung und Polarisierung gemacht als wir. Die aktuelle Entwicklung ist beunruhigend, wir sollten aber nicht vergessen, dass jeden Monat 30 Millionen Menschen die Webseite der New York Times aufrufen; 30 Millionen hören National Public Radio, das sehr gute Nachrichten macht; wohingegen die größten Schreihälse im Kabelfernsehen froh sind, wenn bei ihnen eine Million Menschen einschalten.
Als Europäer bekommt man manchmal den Eindruck, die Mehrheit der US-Amerikaner würde sich über Fox News informieren.
Keller: Nein, Bill O’Reilly, der populärste Schreihals auf Fox News, hat etwa 800.000 oder 900.000 Zuseher. Damit macht der Sender viel Geld, und seine Zuseherzahl wächst. Wenn Menschen um ihre Existenz fürchten, ihr Haus zwangsversteigert wird oder sie den Job verlieren, hören sie den lauten Stimmen eben eher zu. Aber wir sollten das trotzdem in Relation setzen: Die weniger aufgeregten, traditionelleren Nachrichtenmedien haben noch immer ein größeres Publikum als die Schreihälse.
Zur Person
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Bill Keller, 61, ist seit 2003 Chefredakteur der New York Times. Er arbeitet seit den 80er-Jahren für die „Grey Lady“, war Korrespondent in Moskau und Südafrika und berichtete vom Ende der Sowjetunion sowie der Apartheid. Für seine Berichterstattung aus Russland erhielt er 1989 den Pulitzer-Preis.
Die Times leidet enorm unter der US-Zeitungskrise. Im Vorjahr wurden 100 Redaktionsstellen abgebaut, derzeit arbeiten im Newsroom der Zeitung rund 1150 Menschen. Im ersten Quartal 2011 will die New York Times ihr Online-Bezahlmodell starten und von den Lesern der Webseite künftig Geld verlangen
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Diskussion
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Das Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) veranstaltete Ende November eine Diskussion zum Thema Medien und Demokratie. Zu den international renommierten Diskutanten zählten Bill Keller, Ezio Mauro, Chefredakteur von La Repubblica, Paul Starr von der Princeton University und Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe
Dieses Interview ist im Falter (Ausgabe 48/10) erschienen. Fotos: Julia Fuchs
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Ich finde an den drei Beispielkomentaren nichts verwerfliches.
Für freie Meinung und gegen Neusprech!!!
Ich verstehe das Problem mit den Beispiel-Kommentaren leider auch nicht. Das Problem ist anscheinend doch eher der Inhalt, nicht die Form. Wären im Kommentar #1 böse Polizisten gemeint gewesen, wäre wahrscheinlich alles in Ordnung.
Spannender finde ich folgende Frage: Welcher der folgenden Kommentare ist denn nun ein Hass-Kommentar?
a) Asylanten sollten sofort, ohne wenn und aber, wieder abgeschoben werden!
b) Dem Polizisten, der mit Pfefferspray auf die Demonstranten losgegangen ist, sollte man selbst mal eine ordentliche Ladung ins Gesicht verpassen.
c) All cops are bastards!
Ich denke, dass das Einstellen eines einzelnen Community-Managers, der nach seinen eigenen bzw. nach redaktionell vorgegebenen Moralvorstellungen die Nutzerkommentare zensiert, nicht der richtige Weg sein kann. Zu empfehlen wäre da eher, auf eine andere Technologie zurückzugreifen, die eine Regulierung durch die Community selbst ermöglicht - quasi durch Mehrheitsentscheid. Ein gutes Beispiel hierfür liefert momentan das Portal YouTube, in dem die Möglichkeit besteht, jeden einzelnen Kommentar als positiv oder negativ zu bewerten. Ab einer gewissen Anzahl negativer Bewertungen wird ein Kommentar standardmäßig ausgeblendet (und nicht gelöscht!) - man muss ihn explizit wieder einblenden, falls man neugierig darauf sein sollte, warum er geschmäht wurde. Nach meiner Beobachtung funktioniert dieses System recht gut und wird von der YT-Nutzergemeinde durchaus gerne in Anspruch genommen. Außerdem stellt es einen Kompromiss zwischen Zensurbefürwortern und -gegnern dar.
Bei vielem im Artikel möchte ich zustimmen, aber eine Befürchtung bleibt: Zu viel Kontrolle. Zum Beispiel Foren mit einer Vorab-Moderation finde ich persönlich unbenutzbar. Auch zu strenge Nettiquette, wie Spiegel-Online-Foren, wo wohl das siezen gefordert wird (Leute, wirklich?) sind ein Hinderungsgrund. Und eine Zwangsregistrierung erst Recht. Dafür muss man die Seite schon sehr oft besuchen, dass sich das lohnt. Um gelegentlich mal einen interessanten Blogartikel durch einen Tipp zu ergänzen werde ich mir bestimmt keinen Account anlegen.
Hi, mich beschleicht oft das Gefühl Internetforen werden zum Abreagieren verwendet. In der "offline" Welt leiden viele Menschen an Harmoniesucht. Man möchte Freunde nicht verunsichern oder gar verärgern. Also spielt man eitle Wonne, geht nach Hause und lässt Dampf ab beim Beschimpfen von Fremden.
Andererseitsss sind Regeln wie: „Dont feed the Troll“ schon recht alt, werden aber nicht immer befolgt. Hier müssen die Nutzer noch erwachsen werden. Youtube bietet dafür mit dem Ausblenden von stark negativ bewerteten Kommentaren eine Hilfe an. Bei einigen Themen wie Sexismus, Ausländerhass etc. ist ignorieren nicht ausreichend. Hier müssen die Nutzer die nötigen Werkzeuge erhalten um solch einen Hassposter zu melden, auszublenden. An einer Moderation kommt man dann natürlich nicht mehr vorbei. Moderatoren lassen sich aus der Community rekrutieren.
Guter Artikel, alles Gute beim Buch!
Der Artikel spricht mir aus der Seele. Besonders gefällt mir, dass das Problem von Hasskommentaren mal thematisiert wird, ohne einer Klarnamenpflicht das Wort zu reden. Denn für ano- oder pseudonymes Posten gibt es diverse Gründe, viele davon völlig legitim. Außerdem löst eine Klarnamenpflicht, wie Sie das ja schon im vorangehenden Beitrag dargelegt haben, das Problem überhaupt nicht. Das ist in dem Zusammenhang einfach eine Scheindebatte.
Sehr wertvoll fand ich auch den Hinweis darauf, dass es eine wichtige Rolle spielt, ob und wie die Autor_innen des kommentierten Artikels sich an der Diskussion beteiligen.
In einem Punkt greift mir der Artikel aber etwas zu kurz, nämlich wenn das Problem auf die Form der Kommentare reduziert wird, unabhängig vom Inhalt. Die Form ist sicherlich ein großes Problem, und die meisten Meinungen kann man auch ohne hate speech vortragen. Es gibt aber auch Meinungen, die an sich hasserfüllt sind. Um ein besonders klares Beispiel zu nehmen: Wenn jemand der Meinung ist, alle Homosexuellen sollten getötet werden - dann kann er_sie das so sachlich und unaufgeregt formulieren wie nur möglich (also wie ich das in dem Beispiel grade getan habe), es bleibt eine zutiefst hasserfüllte Botschaft.
Ich bin also der Meinung, dass Foren und Kommentarspalten keineswegs allen Meinungen Platz einräumen sollten, genausowenig wie allen Formulierungen. (Das bezieht sich natürlich auf Portale mit dem entsprechenden Anspruch; pi oder Krone haben halt das Publikum, das zum redaktionellen Inhalt passt.) Nicht alles, was generell gesagt werden darf - strafrechtlich sind der Meinungsfreiheit zum Glück nur seeehr weite Grenzen gesetzt - muss auch überall gesagt werden dürfen.
Problematisch ist natürlich die Grenzziehung, wofür es sicher kein Patentrezept gibt. Da ist auch die Selbstdisziplin von Blogger_innen und Redaktionen gefragt; positive und kritische Kommentare sollten unbedingt nach den gleichen Kriterien behandelt werden. Auf jeden Fall bin ich für größtmögliche Transparenz, d.h. es sollte so gut wie möglich allgemein dargelegt werden, was akzeptabel in Kommentaren ist und was nicht. Im Sinne der Transparenz bin ich auch eher dafür, Hasskommentare nachträglich zu löschen, als Kommentare von vornherein erst nach Prüfung freizuschalten. Dann können User_innen nämlich ab und an sehen, was gelöscht wird und was nicht.
Eine Halde für gelöschte Kommentare nach Vorbild von hatr.org fände ich auch gut. Dann kann man nämlich sehen, ob tatsächlich nur Hasskommentare gelöscht werden oder generell missliebige Meinungen und sanfte Polemiken. Außerdem bleibt so die Freakshow an einem sicheren Ort erhalten. Daraus lassen sich ja auch wichtige Erkenntnisse über die Verbreitung bestimmter Formen von Hass gewinnen.
I want to to thank you for this great read!! I definitely enjoyed every bit of it.
I have you book marked to check out new things you post…
Schön auf den Punkte gebracht kann man da nur sagen, ich selbst arbeite in einer Werbeagentur in Klagenfurt und wir stellen zum Teil auch Printmedien her. Da finde ich diesen Artikel sehr treffend, da ich auch schon oft sowas zu hören bekommen habe.
Dann werde ich mal etwas Feenstaub auf den Bildschirm werfen um etwas schönes zu zaubern. =)
You really make it seem so easy with your presentation
but I find this topic to be really something which I think I would never
understand. It seems too complicated and extremely broad for me.
I'm looking forward for your next post, I will try to get the hang of it!
Ich glaube auch das ist Geschmackssache, da gibt es sicher einige Pros und Contras ;) Ich persönlich bevorzuge die guten alten Bücher, aber in der jüngeren Generation scheinen eBooks voll im Trend zu liegen, hier ein Beispiel. LG