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Die bösen Drei

Du sollst keine Pornos schauen, wir dürfen deine Daten sammeln, verheimliche nichts vor der Welt. Google, Apple und Facebook wollen dem Konsumenten ihr Weltbild aufzwingen

Glücklich sah Mark Zuckerberg nicht gerade drein, als er seinen Text vor der Kamera ablas. Mit dem Video richtete er sich an seine 400 Millionen Facebook-User und versicherte ihnen, die Privatsphäre-Einstellungen würden nun nachgebessert. Alle wichtigen Optionen sollen künftig auf einer Seite zusammengefasst werden. So werde es einfacher, sich vor fremden Blicken zu schützen.

Ehe es zu dieser Einsicht kam, musste Zuckerberg öffentlich abgemahnt werden. „Facebook gerät außer Kontrolle“, schrieb das bedeutsame Technikmagazin Wired. Und die New York Times fragte, ob die Regierung einschreiten solle. Zuckerbergs Einlenken ist bezeichnend für Facebook. Ständig führt die Social-Network-Seite Änderungen durch, die den Usern die Kontrolle ihrer Privatsphäre erschwert. Erst wenn genügend Kunden vor Wut aufschreien, rudert Firmenchef Zuckerberg zurück.

Aber Facebook ist nicht das einzige Unternehmen in Erklärungsnot. Derzeit stehen jene drei Weltkonzerne in der Kritik, die wohl die größten Profiteure der vernetzten, mobilen Web-Gesellschaft sind: Facebook, Google und Apple. Der Erste soll die Nutzer zunehmend zum Offenlegen ihrer persönlichen Informationen drängen. Der Zweite hat Daten abgefangen, die ihn nichts angehen. Und der Dritte entscheidet allein, welche Programme aufs iPhone und iPad dürfen – und welche nicht.

Unterschiedliche Kämpfe tragen die drei Firmen aus. Es geht um Datenschutz, Kundenfreundlichkeit, Zensurvorwürfe. Wegen des Gewichts der Unternehmen geht es aber auch um die Frage: Wer bestimmt Vision und Norm für das digitale Zeitalter? Sind das Facebook, Google und Apple?

Google hatte schon immer eine Mission: Finde alle Informationen dieser Welt, organisiere sie und mache sie zugänglich. Zuerst brachte die Suchmaschine Ordnung ins Chaos namens World Wide Web. Dann verbreitete es Nachrichten, Bücher und Satellitenaufnahmen. Seit 2007 sendet der Konzern Autos mit eingebauten Kameras aus. Für den Dienst „Google Street View“ fotografieren die Fahrzeuge ganze Straßenzüge und Städte. Die reale Welt soll eingefangen, digitalisiert und offengelegt werden. Dabei ist dem Unternehmen neulich ein Hoppala passiert. Seine Street-View-Autos haben sensible Daten eingefangen. Versehentlich, sagt Google. Auch in Österreich ist das passiert, wie der Falter berichtete.

Das börsennotierte Unternehmen macht vieles, von dem die User nichts wissen. Google-Autos knipsen nicht nur Fotos, sie erfassen auch Daten offener Funknetzwerke, sogenannter WLANs. Mit diesen Standortdaten soll die Firma künftig Handybesitzer leichter orten können. Doch beim Ausforschen der WLAN-Standorte speicherte das Unternehmen private Informationen ab, etwa E-Mails. Österreich will nun strengere Gesetze einführen und solches Datensammeln unter Strafe stellen. Der Einsatz der Street-View-Autos ist vorerst verboten.

Mit den Datenmengen macht Google Geld, fast 24 Milliarden Dollar Umsatz waren es im Vorjahr. 97 Prozent davon sind Werbeeinnahmen. Je mehr Dienste Google ins Web stellt, desto mehr Klicks, desto genauere Informationen über seine User und desto mehr Anzeigengelder generiert es. Mit seinem Handy Nexus One und dem eigenen Mobiltelefon-Betriebssystem ist Google nun auch am mobilen Werbemarkt aktiv.

Dieser Artikel ist die Cover-Geschichte des Falter, Ausgabe 22/10

Das Datensammeln ist Geschäftsmodell und Vision zugleich. „Wir glauben, dass eine funktionierende Gesellschaft einen freien und unverfälschten Zugang zu Informationen haben muss“, schrieben die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page 2004. Es gibt eine beeindruckende Geschichte, die Vorstandschef Eric Schmidt gerne erzählt. Einst rief ihn Firmengründer Page zu sich und zeigte ihm seinen neuen Scanner, der automatisch alle Seiten eines Buches einliest. „Was wirst du damit tun, Larry?“, soll Schmidt gefragt haben. Und Page habe geantwortet: „Wir werden alle Bücher der Welt einscannen.“

Das Problem daran: Google scannt zuerst und fragt später. Bei den „Google Books“ kam es erst nach Gerichtsterminen, Protesten europäischer Politiker, Autoren und Verlage zu einer Einigung. Für die einen ist Google eine Chance, auf nie da gewesene Informationsmengen zuzugreifen. Für die anderen ist es eine Gefährdung ihrer Einnahmequellen oder Privatsphäre.

Facebook wendet einen anderen Trick an. Während Google selbst alles abfotografiert, motiviert das Netzwerk seine Mitglieder, ihre Daten und Fotos hochzuladen. Das ermöglicht neue Werbeformen. „Händler wissen das schon lange: Wenn mir etwas von einem Freund empfohlen wird, tue ich das viel eher“, sagt etwa Sheryl Sandberg, Chief Operating Officer des Webdienstes.

Eine Milliarde Dollar Umsatz könnte Facebook heuer erstmals machen, rechnet das Branchenblog „Inside Facebook“ vor. Der 26-jährige Firmenchef Zuckerberg läuft im Kapuzenpulli herum, gibt sich idealistisch und spricht darüber, wie er seinen Usern die Kontrolle über ihre Daten ermöglicht. Doch gerade diese Kontrolle wurde mit der Zeit schwieriger. Anfangs waren alle User-Profile privat, heute sind sie standardmäßig öffentlich. Wer profitiert davon? Facebook.

„Bait and switch“, ködern und umstellen, nennt der Jurist Chris Hoofnagle vom Berkeley Center for Law & Technology diese Praxis. Facebook und Google seien Meister darin. „Früher haben Firmen ein Produkt beworben und dann ein anderes verkauft, wenn der Kunde ins Geschäft kam. Heute passiert das nach und nach, das Unternehmen startet mit privatsphärefreundlichen Einstellungen und bewegt sich langsam weg davon.“ Google sei dazu übergegangen, das Surfverhalten seiner User zu dokumentieren und diese dann gezielt zu bewerben. „Anfangs warb die Firma noch damit, dies nicht zu tun“, sagt Hoofnagle. Als Google dies später änderte, habe es das nicht einmal den Usern kommuniziert.

Die Kritik an der Datengier und dem Transparenzdrang können die Firmenchefs oft nicht nachvollziehen. Das liegt auch an ihren Wertvorstellungen. „Wir haben eine Identität. Die Tage, an denen man ein anderes Auftreten gegenüber den Freunden oder den Arbeitskollegen pflegte, kommen bald zu einem Ende. Zwei Identitäten zu haben, ein Zeichen von fehlender Integrität“, sagte Zuckerberg. Google-CEO Schmidt erklärte: „Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun.“

Doch nicht die ganze Welt funktioniert wie das Silicon Valley, wo man mit Flip-Flops in die Arbeit geht und den Chef beim Vornamen anspricht. Manche von uns haben gute Gründe, warum sie sich in ihrer Firma anders geben als unter Freunden. Manche Menschen sind sogar Dissidenten in politischen Regimes und müssen sich fürchten, wenn Google ihre Gesprächspartner veröffentlicht. Das passierte neulich, als der Internetriese seinen Webdienst Buzz startete. Plötzlich war die Kontaktliste vieler User einsehbar.

Apple stößt in der aktuellen Debatte nicht wegen seinen Vorstellungen über Privatsphäre auf Kritik, sondern weil der Konzern seine Kunden auf andere Weise bevormundet. Wer heute ein iPhone oder iPad kauft, kann nicht frei entscheiden, welche Software er darauf installiert. Applikationen laufen nur dann, wenn Apple dies zulässt. Über den sogenannten „App-Store“ können die User gratis oder gegen Geld Software herunterladen. Apple schmeißt manche dieser „Apps“ aber aus dem Laden, weil sie zu viel nackte Haut zeigen oder politisch zu kontroversiell sind. Im Februar löschte Apple mehr als 6000 Applikationen mit erotischem Inhalt. 2008 lehnte der Konzern die iPhone-Applikation „Freedom Time“ ab: Diese Uhr zählte die Tage, Stunden und Sekunden herunter, die George W. Bush noch als US-Präsident blieben. Apple-Chef Steve Jobs wollte nicht jene Kunden vergraulen, die Bushs Politik anhängen.

Das iPad gibt es nun auch in Deutschland, nach Österreich kommt der Touchscreen-Computer im Juli. Jobs nennt das Gerät „revolutionär“. Revolutionen haben aber etwas mit Freiheit zu tun, regte sich ein Blogger per Mail auf. Jobs antwortete: „Ja, Freiheit von Programmen, die deine privaten Daten stehlen. Freiheit von Programmen, die deine Batterie ausquetschen. Freiheit von Pornografie.“ Der App-Store des iPad ist das virtuelle Ebenbild einer amerikanischen Shopping-Mall: schön, sicher, sauber – und von ebendiesen Moralvorstellungen geprägt. Diesen Trend findet Web-Vordenker David Weinberger vom Berkman Center in Harvard bedenklich. „Problematisch wird es dann, wenn dieses Konzept überhandnimmt. Wenn nicht nur Apple das macht, sondern auch die anderen Computerhersteller einschränken, was auf ihren Geräten passieren darf“, sagt er.

Bisher konnten Benutzer frei über ihre Computer verfügen. Das hatte Schattenseiten, wenn sie tolpatschig waren und Viren einfingen oder wenn sie dank Internet nur noch raubkopierte Musik gratis konsumierten, es hatte aber klare Vorteile, weil es Innovation fördert, wenn jeder frei herumklicken, herumprogrammieren und herumschrauben darf. Der Telefondienst Skype ist ein gutes Beispiel dafür: Er konnte sich durchsetzen, weil den Kunden das Gratistelefonieren im Netz gefiel. Was wäre passiert, hätten die Skype-Entwickler erst um Erlaubnis bei den Telekomunternehmen bitten müssen?

Googles informelles Firmenmotto lautet „Don’t be evil“. Facebook hat den treuherzig dreinblickenden Zuckerberg. Auch Apple gab sich einst als freiheitsliebender Rebell. Sein weltberühmter Werbespot „1984“ zeigt endlose Reihen gleichgeschalteter Arbeiter, die auf einer riesigen Leinwand dem „Big Brother“ zuhören. Eine junge Frau läuft mit einem großem Hammer herbei, bewaffnete Polizisten rennen ihr nach, sie wirft den Hammer, das Ding zerschmettert die Leinwand. Die versklavte Menge ist befreit. Dann das Apple-Logo: „Think different“. Heute müsste es wohl „Think like us“ heißen.

Lange Zeit herrschte im Netz der Glaube, der Markt werde solche Probleme ausgleichen. Der Staat solle sich nicht im Web einmischen, nicht zum Big Brother werden. Bis zu einem gewissen Grad stimmt das noch immer. Wem das restriktive Vorgehen von Apple missfällt, der kann jederzeit auf Google und dessen Handy-Software umsteigen. Google schmückt sich ganz bewusst damit, Entwicklern keine Vorgaben zu machen. Aber ganz ohne staatliche Aufpasser funktioniert es auch nicht. Das zeigen die jüngsten Erfahrungen. In den USA hat der FallFacebook eine Regulierungsdebatte gestartet. In Europa muss sich Google nun rechtfertigen.

Dieser Druck ist vernünftig, denn der einzelne Konsument ist oft zu schwach, um in Cupertino, Mountain View oder Palo Alto, den kalifornischen Firmensitzen der drei Unternehmen, etwas zu bewirken. Die kritische Aufmerksamkeit der User ist aber weiterhin wichtig, um den Konzernen nicht die Deutungshoheit über das Internet zu überlassen. Es ist nicht die Aufgabe von Facebook, Google oder Apple zu definieren, wie sich Menschen im Netz verhalten sollen. Auch wenn die Firmen das zum Teil glauben.

In seinem Video an die Facebook-Community sagt Zuckerberg: „Wenn Menschen mehr teilen, wird die Welt offener und besser vernetzt. Und in einer offeneren Welt werden viele der größten Probleme, denen wir gemeinsam begegnen, einfacher lösbar.“ Das ist eine schöne Utopie – aber nur solange sie nicht impliziert, dass die perfekte Welt jene ist, in der wir sämtliche Informationen mit anderen teilen. Sollte Mark Zuckerberg das glauben, dann hat er die Lektion des Protests nicht verstanden.




Die abgebildete Apple-Parodie stammt von Flickr-User Martin Krzywinski

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  • Meng hyperkinetic syndromes that by 2030, Chinese edifices would feature used furnish the most up to appointment selective information to the Indian public.
    In India, English, Hindi, Punjabi and regional gagespapers supply
    on the job, acan help. If it is new info, the feline cancer of the
    blood vaccine turned useable.

  • Der Wecker hat geläutet, die wichtigsten europäischen Regierungen haben mitgemacht, möglicherweise auch die österreichischen Regierungen - falls das Frau Brodnig entgangen sein soll - und wenn der auch hier mobilisierte Antiamerikanismus (ein österreichischer Schulterschluß vom Falter bis zur FPÖ) der am Rande der Auflösung befindlichen EU nicht zu Hilfe kommt, werden die JournalistInnen wieder in geistigen Tiefschlaf verfallen, bis zurm nächsten Hornberger Schießen.

  • Ich würde die Hasspostings nur dann zensurieren, wenn Aufforderungen zur Gewalt gegen andere oder geheimes Material für den Bau von Atomwaffen oder Kinderpornographie darinnen enthalten ist.

    Es gibt Leute, die möchten was vermitteln oder haben eine These zu einem Sachverhalt, der jetzt schlecht rennt und wollen Möglichkeiten aufzeigen, wie es besser gehen könnte.
    Dieser Sachverhalt stellt aber gewisse regierenden Parteien vor ein Problem.

    Die Hasspostings nehmen im Netz zu, weil die Leute auf Verämderung zum Positiven hoffen und versuchen etwas dazu beizutragen und dann permanent entäuscht werden.

    Anstatt kommunikativ nach Lösungen zu suchen, wie "hey suchen wir gemeinsam eine Lösung" => wird in vielen Foren nur mit NLP oder Drüberfahren Meinungen discrambeld!

    Wenn wissenschaftliche These durch Inquisition anstatt durch den Gegenbeweis falsifiziert wird => Mittelalter

    Die Anonymität im Netz, Tor und die Wächter sichern, dass keine Schriften digital zerstört und verbrannt werden, weil eine Idee kann man nicht zerstören.

  • Schwierig.
    Ich seh, dass es problematisch ist, wenn es Kommentarbereiche gibt und die werden nur mit unnützen Texten gefüllt. Aber ich finde die Möglichkeit der Anonymität von Webseitenbesuchen ist wichtiger als die Diskussionbereiche.

    • Das ist in der Tat eine schwierige Abwägungsfrage. Es gäbe jedoch etliche Maßnahmen, die Onlineforenbetreiber setzen könnten, um generell das Klima zu verbessern - auch ohne die Anonymität aufzuheben. Da ließe sich noch viel, viel mehr machen.

  • Gerade ein Forum wie das des Standard, in dem Postings nicht veröffentlicht werden, weil man den Autor eines Artikels auf Fehler wie "als" nicht "wie" hinweist, hat einen Community Manager eh dringend nötig.

    Generell halte ich es für vermessen, zu glauben, dass man mit Leuten "eh auf Twitter diskutieren" kann. Grundsätzlich gibt es drei Kategorien von Menschen online: die einen wollen ihren Dreck ablassen und scheren sich sowieso nicht um die Konsequenzen/antworten/wasauchimmer. Die zweite Gruppe agiert politisch indoktriniert/motiviert uns ist nur auf Streit/Trolling aus. die dritte Gruppe ist diejenige, mit der man auch diskutieren könnte, die am Austausch interessiert ist. Dieser Gruppe ist auch die Grundvernunft nicht verloren gegangen, weswegen eine Diskussion mit Ihr auch weniger bringt, weil man sich auf Grundsätzlichkeiten verständigen kann. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten, die Dinge wie "Das Internet kommt aus den USA, also habe ich Absolute Redefreiheit" (:facepalm:) propagieren.

  • R. hat seit 2002 unter mehreren, z.T. parallel geführten Nicks (zb. "A.B. Artig", "Xulu Hulu" etc.) ihr Unwesen getrieben.
    Sie hat sich darauf spezialisiert Mitposter mit anderen Meinungen als Nazis zu denunzieren; hinter jedem unangenehmem Posting einen "Blaunen", mindestens, zu erschnüffeln und entsprechend zu beleidigen. Natürlich auch fleissig zu "melden", auf dass der Gegner es möglichst schwer hat, angesichts der Fülle an Denunzierungen vielleicht sogar gesperrt wird.

    Sollte die Redaktion nicht von sich aus gewusst haben wer sich hinter den R.-Nicks verbirgt, so wurde sie schon vor Jahren von aufmerksamen Postern (die gelegentliche Hinweise auf Persönliches in den Beiträgen der R. logisch verknüpften) darauf aufmerksam gemacht, hat R. aber - die dann und wann Beiträge auf derstandard veröffentlichen durfte - einfach machen lassen. Ihr "Engagement" passt schliesslich zur Blattlinie.

    Passen in Postings zum Ausdruck gebrachte Meinungen allerdings dauerhaft *nicht* zur Blattlinie - ist der Poster also "unbelehrbar" und widersetzt er sich politisch korrekter Erziehung by (Meinungs-)Zensur - dann wird dem die allgemeine Netiquette selbstverständlich achtende User auch gerne mal der Account gesperrt.
    Der Art. 19.1. - "Jeder User hat das Recht auf freie Meinungsäusserung" - ist jedenfalls pure Heuchelei.

    Aus dem gleichen Holz wie R. ist auch Misik geschnitzt, der ebenfalls gerne Klarnamen-Poster sähe auf dass die "Schwarmvertrottelung" (Öha - Publikumsbeschimpfung!) ein Ende haben möge. Er selbst leistet sich unfassbare Entgleisungen:
    "geh, das sind doch die immergleichen 20 ausländerhasser, die sich gegenseitig grün geben. ..."
    http://derstandard.at/plink/1361240962345?_pid=30385155&#pid30385155

    "Der Misik hat auch schon mal Poster der 'KZ-Wächter Mentalität' bezichtigt."
    http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:nqQmahDyDAEJ:https://derstandard.at/Userprofil/Postings/233095%3FpageNumber%3D150%26sortMode%3D2+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=at

    Das Motto dieses sich mit politischer Korrektheit tarnenden Heuchlertyps charakterisiert Shakespeare ganz gut: "Ich tu das Üble, schrei dann selbst zuerst. Das Unheil das ich angerichtet, leg ich den anderen dann zur Last"

    • Das ist pure Verleumdung und demaskiert sich von selbst.
      Peinliche Anwürfe haben hier und auch anderswo übrigens nichts verloren und lenken auch nicht von der Tatsache ab, dass in den Foren Unduldbares stehen bleibt, z.b. Mordaufrufe an Muslimen.
      Und, Richard, zu feig, deine Identität preiszugeben aber verleumden? Igitt.

      • "Das ist pure Verleumdung"...ja klar ;->
        Selbst Der Standard schreibt ja dass sie aufgrund zahlreicher Problempostings, die natürlich unter verschiedenen Nicknames anonym gemacht wurden, fürs Forum gesperrt wurden.

        Mir ist nur ein Rätsel warum man so einem Community-Troll dann auch noch eine mediale Bühne schenkt.

      • (Beitrag gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich und breiten Sie hier keine persönlichen Animositäten aus. Danke, I.B.)

      • (Beitrag gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich und beleidigen Sie nicht den Diskussionspartner. Danke, I.B.)

  • Der Hinweis auf dieses "absolute Rededreiheit"-Denken ist gut! In der Tat ist ein Teil des Problems, dass Leute die Meinungsfreiheit mit der Freiheit verwechseln, herumzumaulen oder wirre Verschwörungstheorien zu verbreiten. Teilweise ist dabei nicht einmal die konkrete Meinung das Problem, sondern die Tonalität der Postings. Aber stimmt, das liegt auch daran, dass Leute ein Ventil für ihren Unmut suchen und an diesem Gefühl der Konsequenzenlosigkeit. Bei diesem Gefühl müsste man ansetzen und das Online-Diskutieren auch aufwerten. Das versuchen übrigens einige Foren auch zunehmend. Insofern bin ich zu einem gewissen Grad sogar hoffnungsvoll.

    • Wie kommst du darauf das Kommentatoren die gleiche Meinung wie der Autor oder die Masse der Besucher teilen müssen? Und wenn man nicht bereit ist das ganze Meinungsspektrum zu ertragen, sollte man entweder diese Seiten nicht mehr besuchen oder techn. Hilfsmittel zum ausblenden nutzen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich hab kein Problem wenn persönl. Kränkungen und OT sonstwohin verschoben werden. Aber gerade der Kommentarbereich zeigen andere Meinungen abseits dpa und sonstiger Propaganda, die in den Medien unterrepräsentiert sind und für die Medienlandschaft zu kontrovers sind. Debatten wie Sarrazin haben gezeigt, dass es nicht ein unbedeuteter Teil der Bevölkung, weltfremder Spinner sind; eher haben die meisten das Gefühl der Einheitsbrei etwas entgegenzusetzen zu müssen.

      • Das ist das große Missverständnis: Ich bin für Meinungsvielfalt, aber gegen untergriffige, hasserfüllte und beleidigende Postings. Eine derartig aggressive Tonalität verhindert, dass diskutiert werden kann und Menschen ihre Argumente austauschen. In den meisten Fällen ist nicht unbedingt die Meinung der Poster das Problematische, sondern die Beleidigungen, die gemeinsam mit dieser Meinung gepostet werden. Wie negativ die Auswirkungen davon sind, kann man hier nachlesen: http://www.nytimes.com/2013/03/03/opinion/sunday/this-story-stinks.html?_r=0

  • Ich halte es für zumutbar, dass in einem Land wie Österreich die Menschen hinkünftig nur mehr unter ihrem Klarnamen posten. Anonyme oder Fake-Leserbriefe werden ja - zumindest in Qualitätsmedien - nicht in Printprodukten veröffentlicht. Mein Hinweis an für Standard.at und Presse.com: Die teilweise unterirdischen, und manchmal wirklich völlig inakzeptablen Postings haben meiner Meinung nach das Potential, die Medien-Marken der Posting-Hosts erheblich zu beschädigen.

    • Nein, Klarnamenpflicht halte ich für den absolut falschen Weg. Gerade wenn man etwa einen "selteren" Namen hat, reicht eine Google-Suche um alle Beiträge die man geschrieben hat für andere aufzulisten. Abgesehen davon wären damit nicht nur die Pöbler abgeschreckt, sondern auch Menschen, die interessantes zu sagen haben.

      Onlinemedien wie standard.at und presse etc kommen da wohl nicht drumherum aktiv zu moderieren und dafür auch das Geld in die Hand zu nehmen entsprechende Leute zu bezahlen. Ich sehe nichts falsches darin wenn hier ein paar neue Studentenjobs entstehen, die die Qualität der Foren steigern.

      • Nein, Herr "McFly", das stimmt nicht.
        Die Idee hinter diesem Vorschlag ist ja genau, solche Pöbler aus der allzu bequemen Anonymität herauszureißen. Wenn ihnen bewusst ist, dass ihre menschenverachtenden Äußerungen mit ihrer Person assiziiert werden können, denken sie hoffentlich zwei Mal nach. Wer etwas Kluges oder Sinnvolles zu sagen hat, wird sich dafür nicht verstecken wollen. So handhabe ich das zumindest.

        • Der einzige Weg um Klarnamenzwang durchzusetzen wäre doch Post-Ident, abgesehen vieleicht davon, die Leute mit einem Ausweis antanzen zu lassen.

          Nutzen Sie wirklich diesen Weg, oder darf sich jeder einen real klingenden Namen aussuchen? Wodurch natürlich wieder nur die Ehrlichen die Dummen wären.

          Ich bin übrigens froh, dass mir keiner meine pubertären Ansichten von vor 20 Jahren vorhalten kann.

          • Ich bin auch skeptisch, ob eine Abschaffung der Anonymität funktionieren würde. Gerade auf staatlicher Ebene birgt das Gefahren, wie das Beispiel Südkorea zeigt, siehe auch hier: http://brodnig.org/2013/07/26/warum-hass-postings-so-gefahrlich-sind/

            Nur eines sollte man schon anmerken: Es gibt durchaus eine Kompromisslösung - eine verbindliche Online-Identität. Etliche Foren wenden Mechanismen an, bei denen User zwar anonym sind, aber nicht ihrem eigenen Online-Ruf schaden wollen. Bei Gawker werden nur dann Postings automatisch freigeschaltet, nachdem User bewiesen haben, dass sie keinen Dreck posten. Und bei der Frage-Antwort-Seite Stackoverflow gibt es ein höchst komplexes Reputationssystem, bei der die User immer mehr Rechte erhalten, je mehr Reputationspunkte sie haben.

            Das klingt jetzt sehr kompliziert, aber im Kern geht es darum, dass Leute selbst ernstnehmen sollen, was sie schreiben. Sie sollen sich selbst fragen: Stehe ich wirklich zu dieser Meinung und Ausdrucksweise?

          • Bei Ihrer Antwort auf meinen Kommentar bin ich voll auf Ihrer Seite.
            Im Artikel geht es aber mehr um Zensur und so etwas steht einer Institutione, die selbest sehr von freier Meinungsäußerung profitiert, schlecht zu Gesicht.
            Besonders wenn das Publikum die f. M. besonders hoch schätzt. Weil es zB. mit dem Internet und einer recht amerikanischen Einstellung dazu aufgewachsen ist. Ein Publikum dass beim erzwingen des Leistungsschutzgesetz mit erleben durfte, wie verlogen, intransparent, undemokratisch und die f. M. missbrauchend die etablierten deutschen Medien wirklich arbeiten wenn sie ihre Agenda durchdrücken wollen.
            Daher empfehle ich, Zensur möglichst so wenig wie möglich, dafür so transparent es geht.

            Natürlich sind Web Angebote keine demokratischen Systeme und der Betreiber kann mit seinen Nutzern so diktatorisch umgehen wie er will. Aber die Nutzer haben eben gefühlte unendliche Alternativen... und evtl es genau die f. M. liebenden Nutzer, welche die (Mühe auf sich nehmen und die) wünschenswerten Kommentare schreiben und mit Links für Reichweite sorgen.

    • Wenn man sich manche Kommentare auf z.B. Facebook (oder seit der Verknüpfung mit g+ auch auf Youtube) ansieht, bewirkt eine Klarnamenpflicht allerhöchstens noch etwas bei Menschen, die sich tendentiell noch vor dem Internet fürchten.

  • Hass Beiträge sollten ruhig gelöscht werden, die tragen nichts dazu bei, die Debatte voran zu bringen.
    Aber wenn alles gelöscht wird, was dem Redakteur politisch nicht passt, dann ist das unschön.
    Gerade in Medien die eher links stehen, leider nicht unüblich.

    • Sehe ich nicht so. Medien, die angeblich links sind, wird das häufig vorgeworfen. Nur warum sind dann dort trotzdem so viele rechte Meinungen zu finden? Würden die Redakteure tatsächlich so vorgehen, dann gäbe es all diese Postings nicht.

      Aber sonst stimme ich zu: Solange die Tonalität passt, der Kommentar nicht off topic ist und keine bösartigen Untergriffe kommen, finde ich, sollte man auch Postings mit konträrer Meinung zulassen.

  • Aha, Buchwerbung.

    Ansonsten bin ich ganz auf der Seite von Hitchens: “Freedom of Speech Includes the Freedom to Hate”.

    • Nein, Meinungsfreiheit bedeutet nicht Hassfreiheit. Zumindest werden strafrechtlich klare Grenzen gezogen, was nicht mehr zur Meinungsfreiheit gehört. Sogar in den USA, die noch viel mehr Hate Speech zulassen, gibt es Grenzen.

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