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Der ORF und die Neonazis

Strache gegen den ORF, Rechtsradikale gegen Strache, die ÖVP gegen den ORF, der ORF gegen die Prinzipien von Qualitätsjournalismus – eine Affäre mit lauter Verlierern

Bericht:
Ingrid Brodnig und Martin Gantner


Damit hatte Philipp R. nicht gerechnet. Über Nacht wurde er zum bekanntesten Rechtsradikalen Österreichs. Die Parteien streiten darüber, was der 19-Jährige bei einer FPÖ-Veranstaltung vielleicht gesagt oder nicht gesagt hat. Journalisten diskutieren, ob der Wiener vom ORF instrumentalisiert wurde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob er sich der Wiederbetätigung schuldig machte. Und Philipp selbst? Er sitzt in der Wohnung seiner Mutter, trägt eine Jogginghose, ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „Leben ist Kampf“ und ärgert sich. „Wenn ich gewusst hätte, dass das so endet“, sagt er, „dann hätte ich da nicht mitgemacht.“ Am liebsten hätte er sich niemals vom ORF filmen lassen.

Eine 30-minütige Fernsehreportage stellte das Leben des jungen Skinheads auf den Kopf. Die Reportage handelt vom trostlosen Alltag des Wieners: von den Geldsorgen, die ihn und seine Mutter plagen, von den fehlenden Perspektiven, die den jungen Mann ohne Schulabschluss und ohne Jobchancen umtreiben, bis hin zur Wut, die er spürt, wenn er über „die Ausländer“ schimpft.

Der ORF-Journalist Ed Moschitz hatte Philipp mehrere Monate lang begleitet. Die Zuschauer erleben einen desillusionierten 19-Jährigen auf seinem Weg zum Arbeitsamt und beobachten, wie der Bursche gemeinsam mit seinem Freund vor Gericht erscheinen muss. Moschitz zeigt einen jungen Menschen in seiner ganzen Widersprüchlichkeit: hin- und hergerissen zwischen dumpfem Ausländerhass und Zuneigung zu seinem türkischen Nachbarn, der auf derselben Stiege wohnt.

Übrig bleibt vor allem eine Frage: Wie viel hat der Philipp im Fernsehen mit dem echten Philipp aus dem Gemeindebau zu tun? Der ORF fuhr mit den Rechtsradikalen auch zu einer Wahlkampfveranstaltung der FPÖ in Wiener Neustadt, wo die Jungs hinwollten. Dort stellten sie sich demonstrativ mit Transparenten vor linke Gegendemonstranten und reihten sich ein, um Fotos und Autogramme von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zu bekommen. „Sieg Heil!“ will dieser dann aus dem Mund von einem der Skins gehört haben. Strache wirft dem Küniglberg Manipulation und Moschitz Anstiftung zum Neonazismus vor. Der ORF dementiert.


Die Interessen der Politik

Die beiden beschuldigten Skinheads bestreiten mittlerweile selbst, in Wiener Neustadt „Sieg Heil!“ gerufen zu haben. Auch das ausgestrahlte Material lässt starke Zweifel an Straches Version aufkommen. Doch den FPÖ-Chef hindert das nicht daran, sich weiter als Opfer des ORF zu gerieren. Er spricht vom „Küniglgate“ und von gebührenfinanzierten Neonazis.

Den Freiheitlichen bietet der Fall eine willkommene Ablenkung von ihrer Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz. Mit ihrem Eiertanz rund um das Verbotsgesetz hatte sie die FPÖ einmal mehr ins rechte Eck gestellt. Auch die ÖVP fordert auf einmal gebetsmühlenartig hehren Qualitätsjournalismus und unverzerrte Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein. Kritiker befürchten, es gehe den Schwarzen nur um die Vormachtstellung auf dem Küniglberg. Nun schaltet sich auch der grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz ein und erstattete am Montag Anzeige gegen unbekannt. Er habe den Verdacht, dass Polizeibeamte auf die Skinheads Druck ausübten und zur Falschaussage im Interesse der FPÖ zwangen.

Der Fall hat aber auch eine andere Dimension als das politische Hickhack. Es geht dabei um die Frage: Was dürfen Journalisten – und was nicht? Wann legen sie Spuren, statt diesen nur zu folgen? Ist es legitim, einem jungen Rechtsradikalen Geld zu geben, damit er sich T-Shirts mit einschlägigen Sprüchen kauft? Die Aussagen der Skinheads und Falter-Recherchen lassen die Arbeitsmethoden des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in einem zweifelhaften Licht erscheinen.

Dieser Bericht erschien als Cover-Geschichte im Falter 13/10

Die Methoden des ORF

Am Küniglberg liegen die Nerven blank. Dem zuständigen Redakteur, Ed Moschitz, wird eine öffentliche Stellungnahme per Weisung untersagt. Nur in der „Zeit im Bild“ durfte er sprechen, um seine Arbeitsweise zu verteidigen. Kaum ein Mitarbeiter will zitiert werden. Sie alle wissen, dass viel auf dem Spiel steht: Für den ORF geht es um seine Glaubwürdigkeit als öffentlich-rechtlicher Sender. Für die „Schauplatz“-Redaktion um den hart erarbeiteten Ruf eines Teams, das für seine Sozialreportagen über die Jahre hinweg zu Recht mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde.

Einer, der Stellung beziehen muss, ist Christian Schüller, Sendungsverantwortlicher vom „Schauplatz“. Er sitzt vergangenen Donnerstag müde in der ORF-Kantine. Die Anstrengungen der letzten Tage sind ihm anzusehen. Er sagt: „Die Kritik der FPÖ ist haltlos. Die Sendung wird die Vorwürfe klar widerlegen.“ Man könne noch so viele Bänder auswerten, auf keinem werde man die von Strache behaupteten Naziparolen finden. „Niemand wurde zu irgendwas gezwungen.“

Die ORF-Führung sprach bisher immer von je 100 Euro, die die beiden Skinheads für die Erlaubnis zum Filmen bekommen hätten. Laut Unternehmenssprecher Pius Strobl scheinen in der ORF-Buchhaltung keine weiteren Zahlungen auf. Die Skinheads widersprechen einander in Details, behaupten aber beide, es sei mehr Geld geflossen. Philipp sagt, es seien 100 Euro pro Drehtag gewesen. Wie Falter-Recherchen im ORF ergaben, dürften die jungen Männer jedenfalls mehr Geld als 200 Euro erhalten haben. 50 Euro bekam zum Beispiel Philipp – bevor er vor laufender Kamera einen rechtsradikalen Shop betrat. Von dem Geld kaufte sich der Skinhead eine Fahne und zwei T-Shirts. Eines davon ist das schwarze Leiberl mit der Aufschrift „Leben ist Kampf“, das er jetzt zuhause trägt. „Leben ist Kampf“ heißt auch ein Song aus dem rechtsradikalen Milieu. Ein Propagandafilm der Nationalsozialisten trug den Titel „Alles Leben ist Kampf“.

Das Geld, das an die beiden Rechtsradikalen floss, wird von ORF-Vertretern das eine Mal als notwendiges Übel für eine heikle Recherche, das andere Mal als normales Vorgehen bezeichnet. Im „Club 2“ vergangenen Donnerstag holte Johannes Fischer, Chef der ORF-Magazine, einen Zettel heraus. Er las vor, dass nicht nur der ORF, sondern auch ZDF, NDR, das Schweizer Fernsehen und der Westdeutsche Rundfunk für die Abtretung von Persönlichkeitsrechten oder für etwaige Aufwandsentschädigungen Geld bezahlen würden.

Beim Zuschauer konnte der Eindruck entstehen, als sei es auch bei den deutschen Kollegen das Normalste der Welt, dass Journalisten ihre Interviewpartner bezahlen. Das stimmt nicht. Natürlich gebe es beim ZDF Aufwandsentschädigungen, sagt Andreas Wunn, Chef vom Dienst der ZDF-Chefredaktion. Gefilmte bekämen manchmal Geld, wenn sie aufgrund eines Drehtermins nicht arbeiten könnten oder einen anderen Termin verpassten. „Grundsätzlich wird aber kein Geld an Protagonisten gezahlt“, sagt Wunn, der so renommierte Magazine wie „Frontal 21“, „ZDF Reporter“ und „ZDF Reportage“ mitverantwortet.


Die Kollegen in Deutschland

„Ich stelle die Situation nicht her, über die ich berichte“, sagt auch Harald Lüders, ein anderer Mitarbeiter des ZDF. Er leitet die Reportageredaktion in Mainz und will die Recherchemethoden des ORF nicht näher kommentieren – für seine eigene Redaktion stellt er jedoch klar: Geld für Neonazis kommt nicht infrage. „Da besteht die Gefahr, dass man Menschen motiviert, sich selbst zu produzieren“, erklärt er. Denn die Leute könnten durch Zahlungen zusätzlich bestrebt sein, der Kamera etwas Sehenswertes zu bieten. Wer trägt dann Schuld an einem Hitlergruß im Fernsehen? Derjenige, der die Hand zum Gruße hob? Oder jene Person, die zuvor Geld gegeben hat, um einen Rechtsradikalen vor die Kamera zu bekommen?

Karlheinz Kopf, Mediensprecher der ÖVP, ortet jedenfalls journalistische Verfehlungen im ORF: „Mein Interesse richtet sich nicht so sehr darauf, ob der ‚Sieg Heil!‘-Ruf wirklich stattgefunden hat – das werden die Gerichte klären –, sondern darauf, ob die Burschen vom Redakteur täglich bezahlt, mit einschlägigen Utensilien ausgestattet und im Produktionsfahrzeug zu einer politischen Kundgebung gefahren wurden.“ Dann nämlich hätte die Redaktion aus einer Reportage fiktionales Programm gemacht und eindeutig Grenzen des journalistisch Erlaubten überschritten.

In der Filmwissenschaft gibt es für Situationen, die erst durch den Journalisten selbst geschaffen werden, einen Fachausdruck: das Pseudoereignis. „Ein Pseudoereignis ist ein Geschehen, das ohne das Zutun oder den Ausblick auf ein Mediengeschehen nicht zustande gekommen wäre. ‚Falsche‘ oder ‚täuschende‘ Ereignisse also, die ohne die Anwesenheit von Medien niemals passiert wären.“

Absurderweise stammt dieses Zitat aus der Magisterarbeit von Ed Moschitz selbst, dem verantwortlichen Redakteur. Er hat seine Diplomarbeit dem Thema „Authentizität in realitätsnahen Fernsehformaten“ gewidmet, sich dort mit der Echtheit, Inszenierung und Manipulation von Reportagen auseinandergesetzt. Umso verwunderlicher ist seine eigene Recherchemethode.


Eine zweifelhafte Bilanz

Am 12. März fahren Moschitz und sein Filmteam die Skinheads auf deren Wunsch hin mit dem Auto nach Wiener Neustadt. Zuerst bringt der Redakteur die Rechtsradikalen zur Strache-Veranstaltung, dann tritt er an den FPÖ-Chef selbst heran und fragt: „Herr Strache, Verzeihung, warum haben die Rechtsradikalen bei Ihrer Ansprache so besonders gejubelt?“ Strache gibt an, keine Neonazis während seiner Rede wahrgenommen zu haben. Erst als er das Fernsehteam sieht, will er Naziparolen gehört haben und wirft Moschitz vor, ein „Agent provocateur“ zu sein. Und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Die Justiz wird noch einige Zeit damit zu tun haben, sämtliche Vorwürfe – haltlose wie berechtigte – zu überprüfen. Ein Gutachter wird feststellen, ob das ORF-Band tatsächlich manipuliert wurde, wie das Strache behauptet, oder ob die Naziparolen nie existiert haben, wie die Aussagen der Skinheads und von Moschitz nahelegen. Weiters wird gegen die Neonazis ermittelt, ob sie sich der Wiederbetätigung schuldig gemacht haben. Und bei der Exekutive wird nachgeforscht, ob Polizisten tatsächlich Amtsmissbrauch, Anstiftung zum Amtsmissbrauch oder Nötigung begangen haben.

Doch schon jetzt ist klar, dass der ORF-„Schauplatz“ kein Glanzstück des freien Journalismus war – sondern eine fragwürdige Reportage, die den Küniglberg in Erklärungsnotstand brachte und das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk erschütterte. Bedauerlich dabei ist, dass die ethische und juristische Debatte nun das eigentliche Thema überschattet: Hätte der „Schauplatz“ korrekt gearbeitet, hätte man die Skinheads nicht bezahlt und zu einer Jubelveranstaltung für Heinz-Christian Strache geführt, dann wären die 30 Minuten Reportage ein tolles journalistisches Lehrstück gewesen, das die Innensicht eines jungen Rechtsradikalen nachzeichnet und dem Zuseher erklärt, was einen 19-Jährigen heute dazu bewegt, Adolf Hitler anzuhimmeln und Strache-Veranstaltungen zu besuchen.

Statt die Frage zu stellen, was das Bildungssystem, das Arbeitsamt oder der Staat dagegen tun können, streiten Politiker nun über Details einer Fernsehproduktion und tragen ihre Scharmützel aus. Übrig bleibt Philipp. Er sitzt in seiner Wohnung im Wiener Gemeindebau und erlebt gerade seine 15 Minuten zweifelhaften Ruhms. Job ist keiner in Sicht. Auch über die Gräuel des Zweiten Weltkriegs oder die Situation von Migranten in Österreich hat er in dieser Zeit nichts dazugelernt. Nur eines weiß er nun mit Sicherheit: „Ins Fernsehen will ich nach dieser Geschichte nie wieder.“



Das obige Foto zeigt Philipp R. / Credit: Heribert Corn

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  • Meng hyperkinetic syndromes that by 2030, Chinese edifices would feature used furnish the most up to appointment selective information to the Indian public.
    In India, English, Hindi, Punjabi and regional gagespapers supply
    on the job, acan help. If it is new info, the feline cancer of the
    blood vaccine turned useable.

  • Der Wecker hat geläutet, die wichtigsten europäischen Regierungen haben mitgemacht, möglicherweise auch die österreichischen Regierungen - falls das Frau Brodnig entgangen sein soll - und wenn der auch hier mobilisierte Antiamerikanismus (ein österreichischer Schulterschluß vom Falter bis zur FPÖ) der am Rande der Auflösung befindlichen EU nicht zu Hilfe kommt, werden die JournalistInnen wieder in geistigen Tiefschlaf verfallen, bis zurm nächsten Hornberger Schießen.

  • Ich würde die Hasspostings nur dann zensurieren, wenn Aufforderungen zur Gewalt gegen andere oder geheimes Material für den Bau von Atomwaffen oder Kinderpornographie darinnen enthalten ist.

    Es gibt Leute, die möchten was vermitteln oder haben eine These zu einem Sachverhalt, der jetzt schlecht rennt und wollen Möglichkeiten aufzeigen, wie es besser gehen könnte.
    Dieser Sachverhalt stellt aber gewisse regierenden Parteien vor ein Problem.

    Die Hasspostings nehmen im Netz zu, weil die Leute auf Verämderung zum Positiven hoffen und versuchen etwas dazu beizutragen und dann permanent entäuscht werden.

    Anstatt kommunikativ nach Lösungen zu suchen, wie "hey suchen wir gemeinsam eine Lösung" => wird in vielen Foren nur mit NLP oder Drüberfahren Meinungen discrambeld!

    Wenn wissenschaftliche These durch Inquisition anstatt durch den Gegenbeweis falsifiziert wird => Mittelalter

    Die Anonymität im Netz, Tor und die Wächter sichern, dass keine Schriften digital zerstört und verbrannt werden, weil eine Idee kann man nicht zerstören.

  • Schwierig.
    Ich seh, dass es problematisch ist, wenn es Kommentarbereiche gibt und die werden nur mit unnützen Texten gefüllt. Aber ich finde die Möglichkeit der Anonymität von Webseitenbesuchen ist wichtiger als die Diskussionbereiche.

    • Das ist in der Tat eine schwierige Abwägungsfrage. Es gäbe jedoch etliche Maßnahmen, die Onlineforenbetreiber setzen könnten, um generell das Klima zu verbessern - auch ohne die Anonymität aufzuheben. Da ließe sich noch viel, viel mehr machen.

  • Gerade ein Forum wie das des Standard, in dem Postings nicht veröffentlicht werden, weil man den Autor eines Artikels auf Fehler wie "als" nicht "wie" hinweist, hat einen Community Manager eh dringend nötig.

    Generell halte ich es für vermessen, zu glauben, dass man mit Leuten "eh auf Twitter diskutieren" kann. Grundsätzlich gibt es drei Kategorien von Menschen online: die einen wollen ihren Dreck ablassen und scheren sich sowieso nicht um die Konsequenzen/antworten/wasauchimmer. Die zweite Gruppe agiert politisch indoktriniert/motiviert uns ist nur auf Streit/Trolling aus. die dritte Gruppe ist diejenige, mit der man auch diskutieren könnte, die am Austausch interessiert ist. Dieser Gruppe ist auch die Grundvernunft nicht verloren gegangen, weswegen eine Diskussion mit Ihr auch weniger bringt, weil man sich auf Grundsätzlichkeiten verständigen kann. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten, die Dinge wie "Das Internet kommt aus den USA, also habe ich Absolute Redefreiheit" (:facepalm:) propagieren.

  • R. hat seit 2002 unter mehreren, z.T. parallel geführten Nicks (zb. "A.B. Artig", "Xulu Hulu" etc.) ihr Unwesen getrieben.
    Sie hat sich darauf spezialisiert Mitposter mit anderen Meinungen als Nazis zu denunzieren; hinter jedem unangenehmem Posting einen "Blaunen", mindestens, zu erschnüffeln und entsprechend zu beleidigen. Natürlich auch fleissig zu "melden", auf dass der Gegner es möglichst schwer hat, angesichts der Fülle an Denunzierungen vielleicht sogar gesperrt wird.

    Sollte die Redaktion nicht von sich aus gewusst haben wer sich hinter den R.-Nicks verbirgt, so wurde sie schon vor Jahren von aufmerksamen Postern (die gelegentliche Hinweise auf Persönliches in den Beiträgen der R. logisch verknüpften) darauf aufmerksam gemacht, hat R. aber - die dann und wann Beiträge auf derstandard veröffentlichen durfte - einfach machen lassen. Ihr "Engagement" passt schliesslich zur Blattlinie.

    Passen in Postings zum Ausdruck gebrachte Meinungen allerdings dauerhaft *nicht* zur Blattlinie - ist der Poster also "unbelehrbar" und widersetzt er sich politisch korrekter Erziehung by (Meinungs-)Zensur - dann wird dem die allgemeine Netiquette selbstverständlich achtende User auch gerne mal der Account gesperrt.
    Der Art. 19.1. - "Jeder User hat das Recht auf freie Meinungsäusserung" - ist jedenfalls pure Heuchelei.

    Aus dem gleichen Holz wie R. ist auch Misik geschnitzt, der ebenfalls gerne Klarnamen-Poster sähe auf dass die "Schwarmvertrottelung" (Öha - Publikumsbeschimpfung!) ein Ende haben möge. Er selbst leistet sich unfassbare Entgleisungen:
    "geh, das sind doch die immergleichen 20 ausländerhasser, die sich gegenseitig grün geben. ..."
    http://derstandard.at/plink/1361240962345?_pid=30385155&#pid30385155

    "Der Misik hat auch schon mal Poster der 'KZ-Wächter Mentalität' bezichtigt."
    http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:nqQmahDyDAEJ:https://derstandard.at/Userprofil/Postings/233095%3FpageNumber%3D150%26sortMode%3D2+&cd=1&hl=de&ct=clnk&gl=at

    Das Motto dieses sich mit politischer Korrektheit tarnenden Heuchlertyps charakterisiert Shakespeare ganz gut: "Ich tu das Üble, schrei dann selbst zuerst. Das Unheil das ich angerichtet, leg ich den anderen dann zur Last"

    • Das ist pure Verleumdung und demaskiert sich von selbst.
      Peinliche Anwürfe haben hier und auch anderswo übrigens nichts verloren und lenken auch nicht von der Tatsache ab, dass in den Foren Unduldbares stehen bleibt, z.b. Mordaufrufe an Muslimen.
      Und, Richard, zu feig, deine Identität preiszugeben aber verleumden? Igitt.

      • "Das ist pure Verleumdung"...ja klar ;->
        Selbst Der Standard schreibt ja dass sie aufgrund zahlreicher Problempostings, die natürlich unter verschiedenen Nicknames anonym gemacht wurden, fürs Forum gesperrt wurden.

        Mir ist nur ein Rätsel warum man so einem Community-Troll dann auch noch eine mediale Bühne schenkt.

      • (Beitrag gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich und breiten Sie hier keine persönlichen Animositäten aus. Danke, I.B.)

      • (Beitrag gelöscht, bitte bleiben Sie sachlich und beleidigen Sie nicht den Diskussionspartner. Danke, I.B.)

  • Der Hinweis auf dieses "absolute Rededreiheit"-Denken ist gut! In der Tat ist ein Teil des Problems, dass Leute die Meinungsfreiheit mit der Freiheit verwechseln, herumzumaulen oder wirre Verschwörungstheorien zu verbreiten. Teilweise ist dabei nicht einmal die konkrete Meinung das Problem, sondern die Tonalität der Postings. Aber stimmt, das liegt auch daran, dass Leute ein Ventil für ihren Unmut suchen und an diesem Gefühl der Konsequenzenlosigkeit. Bei diesem Gefühl müsste man ansetzen und das Online-Diskutieren auch aufwerten. Das versuchen übrigens einige Foren auch zunehmend. Insofern bin ich zu einem gewissen Grad sogar hoffnungsvoll.

    • Wie kommst du darauf das Kommentatoren die gleiche Meinung wie der Autor oder die Masse der Besucher teilen müssen? Und wenn man nicht bereit ist das ganze Meinungsspektrum zu ertragen, sollte man entweder diese Seiten nicht mehr besuchen oder techn. Hilfsmittel zum ausblenden nutzen. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich hab kein Problem wenn persönl. Kränkungen und OT sonstwohin verschoben werden. Aber gerade der Kommentarbereich zeigen andere Meinungen abseits dpa und sonstiger Propaganda, die in den Medien unterrepräsentiert sind und für die Medienlandschaft zu kontrovers sind. Debatten wie Sarrazin haben gezeigt, dass es nicht ein unbedeuteter Teil der Bevölkung, weltfremder Spinner sind; eher haben die meisten das Gefühl der Einheitsbrei etwas entgegenzusetzen zu müssen.

      • Das ist das große Missverständnis: Ich bin für Meinungsvielfalt, aber gegen untergriffige, hasserfüllte und beleidigende Postings. Eine derartig aggressive Tonalität verhindert, dass diskutiert werden kann und Menschen ihre Argumente austauschen. In den meisten Fällen ist nicht unbedingt die Meinung der Poster das Problematische, sondern die Beleidigungen, die gemeinsam mit dieser Meinung gepostet werden. Wie negativ die Auswirkungen davon sind, kann man hier nachlesen: http://www.nytimes.com/2013/03/03/opinion/sunday/this-story-stinks.html?_r=0

  • Ich halte es für zumutbar, dass in einem Land wie Österreich die Menschen hinkünftig nur mehr unter ihrem Klarnamen posten. Anonyme oder Fake-Leserbriefe werden ja - zumindest in Qualitätsmedien - nicht in Printprodukten veröffentlicht. Mein Hinweis an für Standard.at und Presse.com: Die teilweise unterirdischen, und manchmal wirklich völlig inakzeptablen Postings haben meiner Meinung nach das Potential, die Medien-Marken der Posting-Hosts erheblich zu beschädigen.

    • Nein, Klarnamenpflicht halte ich für den absolut falschen Weg. Gerade wenn man etwa einen "selteren" Namen hat, reicht eine Google-Suche um alle Beiträge die man geschrieben hat für andere aufzulisten. Abgesehen davon wären damit nicht nur die Pöbler abgeschreckt, sondern auch Menschen, die interessantes zu sagen haben.

      Onlinemedien wie standard.at und presse etc kommen da wohl nicht drumherum aktiv zu moderieren und dafür auch das Geld in die Hand zu nehmen entsprechende Leute zu bezahlen. Ich sehe nichts falsches darin wenn hier ein paar neue Studentenjobs entstehen, die die Qualität der Foren steigern.

      • Nein, Herr "McFly", das stimmt nicht.
        Die Idee hinter diesem Vorschlag ist ja genau, solche Pöbler aus der allzu bequemen Anonymität herauszureißen. Wenn ihnen bewusst ist, dass ihre menschenverachtenden Äußerungen mit ihrer Person assiziiert werden können, denken sie hoffentlich zwei Mal nach. Wer etwas Kluges oder Sinnvolles zu sagen hat, wird sich dafür nicht verstecken wollen. So handhabe ich das zumindest.

        • Der einzige Weg um Klarnamenzwang durchzusetzen wäre doch Post-Ident, abgesehen vieleicht davon, die Leute mit einem Ausweis antanzen zu lassen.

          Nutzen Sie wirklich diesen Weg, oder darf sich jeder einen real klingenden Namen aussuchen? Wodurch natürlich wieder nur die Ehrlichen die Dummen wären.

          Ich bin übrigens froh, dass mir keiner meine pubertären Ansichten von vor 20 Jahren vorhalten kann.

          • Ich bin auch skeptisch, ob eine Abschaffung der Anonymität funktionieren würde. Gerade auf staatlicher Ebene birgt das Gefahren, wie das Beispiel Südkorea zeigt, siehe auch hier: http://brodnig.org/2013/07/26/warum-hass-postings-so-gefahrlich-sind/

            Nur eines sollte man schon anmerken: Es gibt durchaus eine Kompromisslösung - eine verbindliche Online-Identität. Etliche Foren wenden Mechanismen an, bei denen User zwar anonym sind, aber nicht ihrem eigenen Online-Ruf schaden wollen. Bei Gawker werden nur dann Postings automatisch freigeschaltet, nachdem User bewiesen haben, dass sie keinen Dreck posten. Und bei der Frage-Antwort-Seite Stackoverflow gibt es ein höchst komplexes Reputationssystem, bei der die User immer mehr Rechte erhalten, je mehr Reputationspunkte sie haben.

            Das klingt jetzt sehr kompliziert, aber im Kern geht es darum, dass Leute selbst ernstnehmen sollen, was sie schreiben. Sie sollen sich selbst fragen: Stehe ich wirklich zu dieser Meinung und Ausdrucksweise?

          • Bei Ihrer Antwort auf meinen Kommentar bin ich voll auf Ihrer Seite.
            Im Artikel geht es aber mehr um Zensur und so etwas steht einer Institutione, die selbest sehr von freier Meinungsäußerung profitiert, schlecht zu Gesicht.
            Besonders wenn das Publikum die f. M. besonders hoch schätzt. Weil es zB. mit dem Internet und einer recht amerikanischen Einstellung dazu aufgewachsen ist. Ein Publikum dass beim erzwingen des Leistungsschutzgesetz mit erleben durfte, wie verlogen, intransparent, undemokratisch und die f. M. missbrauchend die etablierten deutschen Medien wirklich arbeiten wenn sie ihre Agenda durchdrücken wollen.
            Daher empfehle ich, Zensur möglichst so wenig wie möglich, dafür so transparent es geht.

            Natürlich sind Web Angebote keine demokratischen Systeme und der Betreiber kann mit seinen Nutzern so diktatorisch umgehen wie er will. Aber die Nutzer haben eben gefühlte unendliche Alternativen... und evtl es genau die f. M. liebenden Nutzer, welche die (Mühe auf sich nehmen und die) wünschenswerten Kommentare schreiben und mit Links für Reichweite sorgen.

    • Wenn man sich manche Kommentare auf z.B. Facebook (oder seit der Verknüpfung mit g+ auch auf Youtube) ansieht, bewirkt eine Klarnamenpflicht allerhöchstens noch etwas bei Menschen, die sich tendentiell noch vor dem Internet fürchten.

  • Hass Beiträge sollten ruhig gelöscht werden, die tragen nichts dazu bei, die Debatte voran zu bringen.
    Aber wenn alles gelöscht wird, was dem Redakteur politisch nicht passt, dann ist das unschön.
    Gerade in Medien die eher links stehen, leider nicht unüblich.

    • Sehe ich nicht so. Medien, die angeblich links sind, wird das häufig vorgeworfen. Nur warum sind dann dort trotzdem so viele rechte Meinungen zu finden? Würden die Redakteure tatsächlich so vorgehen, dann gäbe es all diese Postings nicht.

      Aber sonst stimme ich zu: Solange die Tonalität passt, der Kommentar nicht off topic ist und keine bösartigen Untergriffe kommen, finde ich, sollte man auch Postings mit konträrer Meinung zulassen.

  • Aha, Buchwerbung.

    Ansonsten bin ich ganz auf der Seite von Hitchens: “Freedom of Speech Includes the Freedom to Hate”.

    • Nein, Meinungsfreiheit bedeutet nicht Hassfreiheit. Zumindest werden strafrechtlich klare Grenzen gezogen, was nicht mehr zur Meinungsfreiheit gehört. Sogar in den USA, die noch viel mehr Hate Speech zulassen, gibt es Grenzen.

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